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PoV Lea

Hastig schloss ich die Haustür ab und ging los. Nach meinem Praktikumsjahr hatte ich mich entschlossen, meinen Abschluss nachzuholen. Und weil meine Eltern sowieso in Geld schwammen von der ganzen Arbeit und ich vor kurzem 18 wurde, hatten sie mir hier mein absolutes Traumhaus gekauft. Es hatte einen riesigen Garten, der fast nur aus Wiese und zwei grossen Kirschbäumen bestand, etwas weiter hinten stand ein Gewächshäuschen, wo ich Gemüse und Obst anpflanzen wollte und meine Gartenwerkzeuge verstaut hatte. Entlang dem Zaun war ein grosses Beet angelegt, darin hatte ich schon Blumensorten in den verschiedensten Farben vergraben und Beeren aller Art schossen dort in die Höhe.

Hibbelig hüpfte ich von einem Bein zum anderen, heute war mein erster Schultag in einer völlig neuen Umgebung und ich war gespannt, wie die Leute hier so sind und natürlich auch auf den Unterricht. Ich war eine fleissige neugierige Schülerin, die gerne zur Schule ging und meist auch gute Noten schrieb.

Am Schulhof angekommen sah ich mich erstmal etwas hilflos um, da kam auch schon ein Mädchen mit langen blonden Zöpfen auf mich zu. Sie hatte auffällig teure Schminke aufgetragen und sah mit ihrem viel zu kurzen Minirock und kilometerweitem Ausschnitt aus, wie eine klischeehafte Tussi, die sich von allem flachlegen lässt, was männlich und ihrer Meinung nach gutaussehend ist.

Ich beschloss jedoch, ihr eine Chance zu geben und sie stellte sich erstmal auch ganz nett vor. Begeistert zeigte sie mir den Pausenhof, das Gebäude und den hektargrossen Sportplatz. Danach stellte sie mir jedoch ihre Freundinnen vor und das Klischee bewahrheitete sich leider: Jede einzelne zeigte mehr Haut als die andere und alle waren geschminkt wie Barbiepüppchen. Fürs Erste blieb ich jedoch bei ihnen, da die erste anscheinend auch in meiner Klasse war und sie allein echt lieb war.

Bald begann aber auch schon der Unterricht und ich lernte Frau Steinbach, unsere Chemielehrerin, kennen. Sie war echt super, einfühlsam und verständnisvoll für jedes Individuum und fördert gezielt die Schwierigkeiten jedes Einzelnen. Chemie war mein Lieblingsfach und zudem hatte ich ein gutes Verständnis, was Frau Steinbach auch sofort auffiel und sie mich bat, ein paar Schülern zu helfen, was ich sehr gerne tat.

Nach Italienisch war grosse Pause und ich setzte mich zu den Tussen auf einen Stein, hörte ihnen aber nur halbwegs zu. Etwas oder besser gesagt jemand anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Am anderen Ende des Hofs sass ein kleiner unsicherer Junge in einem Rock und blickte ängstlich auf eine Gruppe Älterer, die zielgerade auf ihn zukamen und begannen ihn zu schubsen.

«Wer ist der Junge in dem Rock da drüben?» fragte ich die Mädels neugierig und sofort wurde ich von vier irritierten Augenpaaren angestarrt. «Ich glaube, sein Name ist Finn» fing eine an und die nächste ergänzte «Seine Mutter schmiss ihn von zu Hause raus». «Aber warum?» fragte ich entsetzt und schaute wieder mitleidig zu dem Kleinen. «Angeblich soll sie Schnuller, Babyfläschchen und etliche Kuscheltiere bei ihm gefunden haben und er ist immerhin schon 15» bekam ich die Antwort und rätselte kurz, was es damit auf sich hatte, entschloss mich aber dazu, es nicht weiter zu hinterfragen.

Stattdessen sprang ich entschlossen auf und rannte so schnell ich konnte auf die Gruppe und den Kleinen zu und stellte michbeschützend vor ihn. «Geht's noch?!» schrie ich sofort los und überrascht hieltdie Gruppe inne. «Verschwindet! Oder braucht ihr das noch schriftlich?» fuhrich sie weiter an, bis sie sich endlich umdrehten und Reissaus nahmen. «Allesokay, mein Kleiner?» wollte ich sicherstellen, dass es Finn gut ging, erlächelte schüchtern und brachte dann ein «Ja, danke dass du mich gerettet hast»heraus. Sofort strahlte ich ihn an «Gern geschehen, ich bin übrigens Lea» undauch er grinste wieder glücklich und kam zögerlich auf mich zu. «Ich heisseFinn, darf ich dich umarmen?» fragte er unsicher vor meiner Reaktion undnatürlich breitete ich sofort meine Arme für ihn aus, wo er sich direkthineinfallen liess. 

My little Finn <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt