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PoV Finn

Endlich war es Mittag und ich durfte mich auf den Nachhauseweg machen. Die Schule war echt der Horror und ich wollte nur noch weg. Keiner wollte sich mit mir abgeben, weil ich ein Little war und auch meiner Mutter hatte ich nichts erzählt, ich wollte das alles einfach still und heimlich für mich ausleben. Dass ich des Öfteren Röcke trug, machte ihr glücklicherweise nichts aus.

Doch als ich zu Hause ankam war alles still. Komisch, normalerweise war meine Mutter um diese Zeit doch zu Hause. Nichtsahnend ging ich durch die Tür, schloss diese hinter mir wieder und stieg die Treppen hinauf in mein Zimmer. Was ich dort jedoch sah brachte mich augenblicklich zum Innehalten. Den Tränen nahe sah ich auf die gepackten Koffer hinab und musste feststellen, dass sie all meine Sachen beinhalteten. Entsetzt wimmerte ich auf, als ich realisiert hatte, dass meine Mutter wohl den Karton mit meinen Plüschies, Babyflaschen und Schnullern gefunden hatte. Wollte sie mich etwa loswerden?!

Im ganzen Haus suchte ich sie, doch finden konnte ich niemanden. Auf dem Küchentisch erblickte ich schliesslich einen Briefumschlag. Mit zitternden Fingern öffnete ich ihn und überflog die darin enthaltenen Dokumente. Vor Schreck riss ich meine Augen auf. "Luzifers Engelsheim". Sie wollte mich tatsächlich loswerden! Missmutig fand ich unter den Anmeldeinfos auch einen Brief von ihr. «Du bist eine Schande für die ganze Familie, Finn! 15 Jahre alt und du benimmst dich trotzdem wie ein dreijähriges Kind, so habe ich dich nicht erzogen, ist ja widerlich sowas. Verschwinde mit deinen Sachen und komm nie wieder!»

Tränenübergossen schnappte ich mir die Papiere, meine Koffer und verliess so schnell ich konnte das Haus. Glücklicherweise stand auf dem Formular eine Adresse und ich konnte wenigstens irgendwo hin. Den ganzen Weg schluchzte ich vor mich hin, bis ich das Gebäude mit der Überschrift vor mir erblicken konnte. Es hatte eine riesige Wiese, auf der jede Menge Kinder tobten und ein Kiesweg führte direkt zu einer gigantischen Eingangstür. Das Gebäude selbst war gelb gestrichen und die Fenster orange umrahmt, es sah insgesamt eigentlich sehr freundlich aus.

Neuen Mut gefasst schritt ich den Kiesweg entlang, kam mir jedoch von allen beobachtet vor und plötzlich fühlte ich mich überhaupt nicht mehr wohl in meinem pinken Hoodie und dem weissen Rock, welchen ich mit schwarzen Kniestrümpfen kombiniert hatte. Tapfer ging ich weiter und huschte schnell mit meinem Gepäck durch die schwere Eichentür ins Innere.

Die Eingangshalle machte mit ihrer Grösse fast einem Fussballfeld Konkurrenz. Erstaunt drehte ich mich mehrmals um die eigene Achse, um alles betrachten zu können, aber wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Frau auf und ich taumelte vom Drehwurm gepackt völlig unkontrolliert gegen sie. «Ich bitte vielmals um Entschuldigung» platzte sofort aus mir heraus und auf einmal waren meine Schuhe und der Boden extrem interessant. «Ach, das macht doch nichts» kicherte die Frau vor sich hin, weshalb ich mich dann doch traute den Kopf zu heben und sie mir genauer anzusehen.

Ihre Augen strahlten in einer Mischung aus sachtem Grasgrün und einem himmelsgleichen Blau. Ich schätzte sie auf etwa Mitte zwanzig, was ihre bunten Haare und die Piercings an Lippen, Nase und Ohren zu unterschreiben schienen. «Wie heisst du denn, Kleiner?» fragte sie ruhig und ich fühlte mich bei ihr sofort wohl. «Mein Name ist Finn» antwortete ich ihr grinsend und hielt ihr die Papiere hin, «Meine Mutter wollte mich nicht mehr» murmelte ich in mich hinein und verdrängte die aufkommenden Tränen.

«Na dann komm mal mit, Finn, wir haben hier ein schönes Zimmer für dich. Ich heisse übrigens Lena» versuchte sie mich scheinbar aufzumuntern, nahm mich an der Hand und führte mich mit meinen Koffern einen langen Gang entlang durch eine der weiter hinten gelegenen Türen mit der Zimmernummer 8.

My little Finn <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt