Kapitel5 (Rhidians Erzählung #1)

68 6 1
                                    

Ich wurde am 27.03.1500 geboren, war 46 cm lang und wog 3100 Gramm. Meine Mutter war die Tochter des Stammesführers eines kleinen Volkes, das abgeschieden von der Gesellschaft im Wald wohnte. Mein Vater hingegen stammte aus einer angesehenen Adelsfamilie die in Glanz und Gloria lebte.

Sie lernten sich 2 Jahre vor meiner Geburt kennen. Bei einem Jagdausflug meines Vaters mit seinen 7 Brüdern wurden sie von dem Volk meiner Mutter angegriffen. Sie sprangen aus den Bäumen und versuchten sie mit Messern und Pfeil und Bogen zu töten. Meine Mutter sprang auf meinen Vater zu und versuchte ihm die Kehle durchzuschneiden. Doch er parierte den Angriff und warf sie zu Boden. Sie schaute ihn mit ihren großen grünen Augen an, es passierte was passieren musste. Er verliebte sich augenblicklich in sie und sie versuchte ihn weiterhin umzubringen. Während ihr Volk seine Brüder tötete hatte er nur Augen für sie. Nach dem Kampf blieb nur noch er und ein weiterer Bruder übrig. Mein Vater nahm meine Mutter als Geisel und ritt mit ihr zu dem Schlösschen seiner Familie. Sie wurde in den Kerker geworfen und war zorniger denn je. Mein Vater beobachtete sie Tag und Nacht in dem Monat in dem sie in der Zelle saß. Nach diesem Monat war der Stichtag. Hinrichtung aller die dem Königreich Schaden zugeführt hatten... In Angst seine Geliebte zu verlieren wollte er sie befreien, doch die Zelle war leer, das einzige was er sah war einen seiner Männer der Tod in der Zelle meiner Mutter lag... Ehe er sich weiter umsehen konnte wurde er mit einem dumpfen Schlag auf den Kopf betäubt. Er wachte geraume Zeit später irgendwo im Wald auf. Das erste was er sah waren große grüne Augen, filzige blonde Haare und ein breites Lächeln...
Ab diesem Moment waren sie ein Paar. Er zeigte ihr die Stadt, kaufte ihr Kleider, ging mit ihr auf Bälle und Picknickte im Park. Sie zeigte ihm den Wald, wie man Feuer machte, wie man läuft ohne Geräusche von sich zu geben, Perfektioniertes Jagen und vor allem die Schönheit und Vielfältigkeit der Natur...

Ich wuchs zwischen zwei Kulturen auf. In der Kultur des Waldes und des Adels. Ich lernte, wenn ich beim Stamm meiner Mutter war, Jagen, schleichen, tarnen, Kämpfen, Schmieden und mehr alles zum überleben. In der Stadt lernte ich korrektes Reden, tanzen, Essen, Haltung, reiten, wurde perfekt gekleidet, lernte Instrumente, lesen, schreiben und rechnen. Der Stamm meiner Mutter sah in mir großes Potential um neuer Anführer zu werden, das Adel sah in mir großes Potential um die Familie noch größer, reicher und mächtiger zu machen. Ich wusste nie wo ich hingehörte, mit jedem Jahr wurde ich verkorkster und suchte Trost in dem ich viele Mädchen hatte... Eine von ihnen... War das Mädchen von vorhin... Ich war 15 als ich mich mit ihr vergnügte. Ich liebte sie kein Stück blieb trotzdem ein Jahr bei ihr, aus dem Grund das sie eines der schönsten Mädchen war das ich bis dahin getroffen hatte. Dann kam die Nacht der Nächte... Ich ging mit ihr in den Wald um dort die Vollmondnacht zu verbringen. Dann passierte es... Der Vampir sprang auf mich zu und bohrte seine langen, spitzen Zähne in meinen Hals. Der Schmerz war unbeschreiblich. Ich spürte wie mein Blut mir den Hals bis zur Brust hinunter lief und dort meine Kleidung tränkte. Mit jeder Sekunde wurde der Schmerz stärker und ich spürte das ich starb... Doch plötzlich rannte Sie an und riss den Vampir von mir runter... Er schrie etwas auf Lateinisch das so viel hieß wie:"Dein Tod wird schmerzvoll!" Dann verlor ich mein Bewusstsein... Ich wachte unter Schmerzen auf. Die Sonne war aufgegangen und ich brannte. Aber wo sollte ich hin? Mitten im Wald gab es keinen dunklen Ort der mich schützen könne. Ich hatte Todesangst, mehr als in der Nacht. Um nicht zu sterben rannte ich quer durch den Wald, aber das was ich fand war besser als nur ein Schutz vor der Sonne. Es war die perfekte Vampir-Höhle, die perfekte Wohnung. Die Wohnung in der wir jetzt sitzen. Nach diesem Tag ging ich hinaus, in die erste Nacht als Vampir. Ich brachte mir in den nächsten Monaten alles bei was ich auch dir beibrachte... Ich lebte 7 Jahre lang alleine und tötete nur Tiere um aus ihnen zu trinken... Doch nach diesen 7 Jahren lockte es mich in die Stadt... Ich wollte meine Eltern Wiedersehen. Zu Beginn der Nacht zog ich hinaus. Ich lief zum Anwesen meiner Familie, ich bedachte nicht wie sehr ich mich verändert hatte... Ich war nun 23 Jahre alt... Hatte keine braunen, sondern stechend blaue Augen. Hatte keine hellbraunen, perfekt sondern dunkelbraune fast schwarze Haare. Trug einen 4-Tage Bart und hatte eine blutige, fast komplett zerrissene Uniform an. Die Wachen vor dem Anwesen erkannten mich nicht, sie griffen mich an und ich schnitt Ihnen innerhalb ein paar Sekunden die Kehle durch. Im Haus lief ich durch die Gänge, ich fand meinen Vater im Kaminzimmer in dem großen Sessel sitzen, in dem er, als ich noch ein kleiner Junge war mit mir saß und dem Feuer beim brennen zusah. Er saß da, traurig, einsam und mit einem Glas Schnaps in der Hand. Ich ging langsam von hinten auf ihn zu. Als ich genau hinter ihm stand legte ich meine Hände auf seine Schultern und sagte:"Hallo Vater." Er schrak hoch. Als er mich erblickte vereiste sich sein Blick und er warf sein Glas in den Kamin das unter lautem Schellen zerbrach. Er fing an zu schreien:

"Wo warst du Junge?! Wo warst du die letzten 4 Jahre?! Wo warst du als wir dich brauchten?! Wo warst du als deine Mutter dich brauchte?! Wo?!"
"Was ist mit Ma?"
"Deine Mutter... Deine Mutter, Junge... Ist tot..."

Als er das sagte spürte ich eine noch nie dagewesene Kraft... Eine Tiefsitzende Trauer.

"Was ist passiert Vater?! WAS?!"
"Es ist deine Schuld Junge! Als du weg bist suchte sie ununterbrochen nach dir... Sie Beschuldigte meine Brüder... Meine ganze Familie. Die sie eh schon hassten... Mein Bruder der vor Jahren mit mir vor ihrem Volk entkam... Hasste sie am meisten... Ich war auf Geschäftsreise als es passierte... Er Schlich sich nachts zu ihr... Vergewaltigte sie und tötete sie mit 12 Messerstichen... Als ich wiederkam erzählte er mir voller Stolz das er mich von der Pest befreit hatte und grinste mich krankhaft an... Als ich sie sah rannte ich zu ihm und tötete ihn... Seitdem sitze ich hier und denke darüber nach wie es gewesen wäre wenn du da gewesen wärst... Wenn du sie beschützt hättest..."

Mir lief eine Träne über die Wange...

"Meine Schuld! MEINE SCHULD! ES IST MEINE SCHULD DAS SIE TOD IST!"

Ich brach in Tränen aus und mein Vater schaute mich mit traurigen Augen an... Er öffnete das Fenster und sagte:

"Junge, erweise unserer Familie Ehre und kümmere dich um deine Schwester!"

Das waren seine letzten Worte. Dann stürzte er sich aus dem Fenster.
Ich hörte auf zu weinen. Mein Tränen überströmtes Gesicht brannte durch das Salz der Tränen. Ich lief zum Fenster und sah seine Leiche in einer Blutlache auf dem Boden liegen. Mein Herz brannte und ich wiederholte immer wieder seine letzten Worte:

"Kümmere dich um deine Schwester... Kümmere dich um deine Schwester..."

Ich hatte aber keine Schwester... Mit brennendem Herz lief ich durch jedes Zimmer des Hauses um nach Antworten zu suchen. Ich kam vor eine geschlossene Tür. Dahinter musste was sein dachte ich mir und trat sie ein... Es war das Schlafzimmer meiner Eltern. Ich lief langsam durch den Raum, begutachtete alles und konnte nicht glauben was ich sah. An den Wänden waren Blutspritzer. Abdrücke blutiger Hände und Füße sah man auf Boden, Wand und Bett. Das Laken war von allem hier am Blutigsten. Es war komplett mit altem Blut verkrustet und aufgeschlitzt und zerstochen von dem Messer welches meine Mutter tötete... Man sah das sie kämpfte, sich versuchte zu währen... Plötzlich trat ich auf etwas weiches. Ich bückte mich und hob es auf. Es war ein besticktes Taschentuch... Mein besticktes Taschentuch... Ich hatte es als kleines Kind immer bei mir wenn ich Angst hatte... Es erinnerte mich immer an meine Mutter. Es gab mir Kraft und Mut. Auf dem Tuch war "Rhidian" eingestickt, jeder I-Punkt war ein Herz. Man sah das sie es in ihren letzten Minuten krampfhaft in der Hand hielt. Denn es war mit Blutigen Hand und Fingerabdrücken übersät. Mir liefen neue Tränen über die Wangen. Ich musste hier raus! Raus aus diesem Raum! Und zwar schnell. Ich ging auf den Flur und knallte die Tür hinter mir zu, lehnte mich an Sie und glitt weinend an ihr nach unten. Auf einmal stand ein kleines Mädchen im Nachthemd mit einer Puppe in der Hand vor mir und rieb sich die Augen. Sie guckte mich an und lächelte, nahm mich bei der Hand und zerrte mich hinter sich her. Wir standen nun in einem Raum der niedlich und klassisch für kleine Mädchen eingerichtet war. Sie zeigte auf ein Gemälde das über einem kleinen Kamin hing. Auf dem war ich zu sehen, stattlich Jung und stark. Sie sagte

"Mama sagte immer er ist ein Held. Sie sagte auch immer das ich mich mit ihm gut verstehen werde. Ich solle nur warten, irgendwann kommt er wieder."

Mir huschte ein Lächeln übers Gesicht und eine Träne. Ich drückte zeitgleich ihre Hand und das Tuch meiner Mutter.

"Süße erzählst du mir mal wie du heißt? Mein Name ist Rhidian ich bin dein Bruder."

"Ich bin Rosemarie und bin müde."

Sie rieb sich den Sand aus den Augen und umarmte mich. Ich lächelte und brachte sie ins Bett. Dann ging ich in den Essenssaal. Dort sah ich ein Bild hängen, darauf war mein Vater mit liebevollem Blick, der meine Mutter im Arm hielt zu sehen. Meine Mutter lächelte ein stolzes glückliches Lächeln und hielt ein kleines wunderschönes Kleinkind auf dem Arm das eine kleine Rassel hielt. Ich verstand was meine Aufgabe war... Sie... Ich muss sie beschützen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 17, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Immer wenn es regnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt