Kapitel 35

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Ich riss die Augen auf. Der Spalt zwischen den Vorhängen ließ die grauen Wolken hineinblicken. Astor lag immer noch hinter mir. Obwohl seine Atmung ruhig und regelmäßig war, hatte er seinen Arm fest um mich geschlungen.

Ich legte meine Hand über seine und ein Prickeln durchlief meinen Arm. Ich legte meine Finger auf seine, doch sie waren zu klein, um alles von ihm zu bedecken. Seine Haut war rauer und etwas mehr von der Sonne gebräunt.

„Astor", flüsterte ich.

Ein Brummen ertönte hinter mir und plötzlich stieß etwas gegen meinen Hintern. Ich stieß ein überraschtes Quieken aus und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Ein heiseres Lachen erklang hinter mir. Das Geräusch ließ meinen Magen zusammenzucken.

„Astor!", rief ich vorwurfsvoll und wickelte mich aus seiner Umarmung. Ich starrte ihn an, seine noch etwas verschlafenen, aber amüsierten Augen.

„So kann ich jeden Morgen aufwachen", raunte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Er war so sanft mit mir, dass ich beinahe vergaß, wie es im Lager zugegangen war. Seine Miene verdunkelte sich. „Es werden viele Leute dort sein, aber du musst keine Angst haben. Ich werde die ganze Zeit dort sein. Dir wird nichts passieren, das verspreche ich."

Ich nickte.

Astor suchte mein Gesicht ab. Er konnte mein Herz hören, das ängstlich auf und ab hüpfte. Meine Wölfin hatte sich in den hintersten Teil meines Kopfes zurückgezogen, als wollte sie warten, bis der Sturm vorbei war.

„Komm, wir sollten aufstehen. Die Anhörungen beginnen gleich", sagte er und schmiss die Decke zurück. Ich setzte mich auf die Bettkante und streckte meine Muskeln. Astor verschwand im Badezimmer, während ich mir das Kleid vom Sofa nahm. Es war glatt wie Seide und hatte verschiedene Blautöne und eine rötliche Band um die Taille.

So schnell ich konnte, zog ich mich um und verknotete es zu einer Schleife. Es passte perfekt. Die Tür knarrte auf und heraus kam Astor. Er trug ein weißes Hemd und eine Anzughose, worunter man seine breite Statur erkennen konnte.

Meine Wölfin schnurrte, stolz auf den Gefährten.

„Du siehst wunderschön aus", sagte er und sprach damit das aus, was ich über ihn dachte. Hitze schoss in meine Wangen, als ich verlegen zur Seite schaute.

„Danke, du siehst auch nicht schlecht aus", antwortete ich.

Astor trat an meine Seite, sodass ich meinen Arm bei ihm einhaken konnte. Seine Nähe beruhigte mich ein wenig, und dennoch lag ein flaues Gefühl in meinem Magen.

Der Gang lag verlassen vor uns und Astor führte mich zur Haupttreppe. Die Tore unten waren geöffnet und ließen neben der morgendlichen Brise auch unzählige Wölfe hinein. Sie alle strömten hin zu dem großen Saal, den man vom Eingang aus erreichen konnte.

Astor drückte meine Hand, als spürte er meine Anspannung.

„Für die meisten Wölfe ist das hier ein großer Anlass. Sie haben ihren Alpha lange nicht gesehen", sagte er. „In den nächsten Tagen wird außerdem ein Fest stattfinden, da wir Flussklaue besiegt haben."

Ich nickte stumpf, unfähig selbst etwas von mir zu geben. Wir erreichten den Fuß der Treppe und tauchten in die unzähligen Gerüche und Stimmen ein, die im Eingangssaal widerhallten. Überall standen Krieger und überwachten die Wölfe.

Die riesigen Türen wuchsen immer weiter, bis wir den großen Saal betraten.

Wie alles andere war der breite Gang in der Mitte mit rotem Teppich ausgelegt. Eine riesige Fensterfront aus buntem Glas strahlte uns entgegen. Sie erzählte Geschichten von Kämpfen, Krönungen und Königen.

Die Auserwählte des KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt