Kapitel 42

7K 402 18
                                    



Das Wasser in meinem Mund lief zu einem Fluss zusammen, als ich das Tablett betrachtete, das Astor auf dem Sofatisch abstellte.

Pfannkuchen, Honig, Erdbeeren und Himbeeren, gebratener Speck, dampfender Tee, gekochte Eier, Marmelade und frische Brötchen.

Und das alles auf dem edelsten Geschirr, das ich je gesehen hatte. So langsam konnte ich mich an den weißen Palast gewöhnen. Die Gerüche verschmolzen zu einem einzigen Duft, der den ganzen Raum benebelte. So ein Festmahl am Morgen hatte es zu Hause nie gegeben.

„Wenn du etwas davon haben willst, musst du schon herkommen", sagte Astor und ließ sich auf das Sofa fallen. Ich tippelte barfuß über den Teppichboden auf ihn zu. Ich trug wieder eines seiner viel zu großen Hemden, das für mich wie ein Nachthemd war.

„Das riecht himmlisch", sagte ich und setzte mich neben ihn. Das Reden konnte bis nach dem Frühstück warten. Plötzlich schob Astor seine Arme unter meine Achseln und hob mich auf seinen Schoß.

„Hey!"

Als Antwort bekam ich nur ein Lachen, während eine Hand besitzergreifend auf meinem bloßen Oberschenkel ruhte. Hitze schoss in meine Wangen.

„Wir sollten besser anfangen zu essen", sagte er und lehnte sich mit mir im Arm nach vorne, um nach etwas auf dem Tablett zu greifen. „Hier."

Er hielt mir eine Erdbeere hin, die wohl genauso rot war wie mein Gesicht. Das Leuchten in Astors Augen war plötzlich interessanter als die Frucht. Dennoch öffnete ich die Lippen, ohne meinen Blick von ihm zu lösen. Der süße Geschmack explodierte in meinem Mund, während Astor den Stiel festhielt.

Seine Augen verdunkelten sich vor Lust, als ich mit den Lippen aus Versehen seine Finger streifte. Mein Magen zog sich zusammen und aus Reflex rückte ich mich auf seinem Schoß zurecht. Ein angespanntes Stöhnen brummte durch Astors Körper und ich lächelte.

Ich hatte mehr Macht als ich dachte.

„Was ist?", fragte ich unschuldig, „ich dachte wir wollten etwas essen."

Seine Hand strich über meinen Oberschenkel und hinterließ einen prickelnden Pfad aus Hitze. Mein Herz klopfte schneller vor Aufregung.

„Das Spiel können Zwei spielen", antwortete er und ich schluckte den süßen Geschmack der Erdbeere hinunter. „Du kannst dich jetzt entscheiden, kleine Gefährtin: Essen oder Bett."

Ich wollte schon Letzteres in sein Ohr flüstern als, völlig ungestört von der flimmernden Spannung zwischen uns, mein Magen ein zweites Mal anfing zu Grummeln.

„Wehe du lachst jetzt", sagte ich und drückte meine Faust gegen seine Brust.

„Das würde mir nie einfallen", erwiderte Astor grinsend. Das Lächeln in seinen Augen war warm und bot pure Zuneigung. Wir starrten uns an, viel zu lang, doch wir verloren uns gegenseitig ineinander.

Ich wandte den Blick zum Essen und beugte mich nach vorn. Ein heißer Schmerz zuckte durch meine Seite, genau da, wo die Narben waren. Sofort zog mich Astor zurück gegen seine Brust.

„Vorsichtig", sagte er und stellte das Tablett stattdessen neben uns auf das Sofa. Er war die ganze Nacht sehr bedacht auf meine Verletzungen gewesen. Ich hob das Hemd an, um die zwei roten Striemen zu betrachten, die noch genauso aussahen wie gestern. „Sie brauchen ihre Zeit..."

Ich nickte. Er reichte mir den Teller mit Pfannkuchen, die ich in großen Stücken verschlang.

„Was ist passiert?", fragte ich. Astor verspannte sich unter mir. Er reichte mir die Tasse Tee, bevor er sich zurücklehnte. Ich begann das heiße Getränk zu schlürfen und starrte ihn an.

Die Auserwählte des KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt