SIEBENUNDVIERZIG

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Wir verbrachten 3 wunderschöne Wochen in meiner Heimat.

Eine Woche lang fuhren wir einmal quer durch die Schweiz und verweilten an den schönsten Plätzen. Danach unternahmen wir sehr viel mit Sina und Chris lernte endlich meine Familie kennen. Bei meiner Mama hatte er leichtes Spiel, sie war sofort hin und weg und wollte direkt alles über ihn und das Showbusiness wissen. Mein Papa hingegen war nicht sofort begeistert, wie Papas halt so sind, wenn es um die eigene Tochter ging. Doch Chris schaffte es irgendwie ihn um den Finger zu wickeln, denn beim Abschied umarmten sich die beiden und Papa flüsterte ihm was ins Ohr, dass Chris lächeln liess. Wie er das geschafft hatte, verriet er mir nicht.

Unser Urlaub ging zu Ende und wir machten uns wieder auf den Weg nach Enger. Hätte ich gewusst, dass ich schneller wieder hier sein werde als mir lieb ist, wäre ich gar nicht erst zurückgeflogen.

Wieder Zuhause angekommen steckte Chris seinen Schlüssel zur Wohnung ins Türschloss und öffnete die Tür. „Herzlich willkommen in deinem neuen Zuhause" grinste er und schob mich hinein. Ich lächelte und war dezent überfordert. Das ist jetzt auch mein Zuhause, Wahnsinn. Als ich ins Wohnzimmer trat bemerkte ich meine Kisten. Deine restlichen Sachen, sind in der Werkstatt. Gruss Andi. Stand auf einem Zettel, der auf einer Kiste lag.

„Was wünschen sie sich den zum Einzug Frau Reisinger?" Chris stand wie ein Portier angelehnt an der Tür zur Küche. „Ich darf mir was wünschen?" fragte ich zurück und grinste. „Aber sicher, ich erfülle dir jeden Wunsch...ausser" er hielt inne. „Ausser was?" ich blickte über meine Schulter und unterbrach das Auspacken einer Kiste. „...ausser kochen, ich bin nicht sehr talentiert." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Gut, dann wünsche ich mir, dass du kochst." Ich stand auf und ging auf ihn zu während er seine Arme verschränkte und schnaubte. „Du möchtest, dass ich koche?" Seine Arme blieben verschränkt und mit schiefgelegtem Kopf musterte er mich. Ich nickte und setzte meinen süssesten Hundeblick auf. „Kannst du aufhören mich so anzusehen? Du weisst, dass ich so nicht nein sagen kann."

„Funktioniertes denn?" meine Hände wanderten automatisch an seine Hüfte und weiter unter sein Shirt. „Nein...ja..." schnaubte er und versuchte standhaft zu bleiben. Fehlanzeige. Ich wusste genau, welche Knöpfe ich drücken musste. „Okay, okay aber nur, wenn du mir dabei hilfst" gab er schlussendlich nach und stupste mit dem Finger gegen meinen Brustkorb. „Auf deine Verantwortung" murmelte ich und gab ihm einen Kuss. In den letzten Monaten, hatten wir tatsächlich nie so wirklich was zusammen gekocht, wir nutzten meistens den Lieferdienst. Was er nicht wusste, ich war genauso untalentiert im Kochen wie er, dass könnte lustig werden.

Nach dem Einkauf tobten wir uns in der Küche aus. Wir hatten uns für etwas einfaches entschieden. Spaghetti Bolognese, dass sollte doch wohl zu schaffen sein. „Zwiebeln und Knoblauch in die Sauce?" fragte ich meinen Liebsten, während er die Spaghetti in das kochende Wasser gab. „Ich verstehe die Frage nicht" kam es von ihm zurück. Richtige Antwort Reinelt und die Ladung Zwiebel und Knoblauch landete in der Sauce.

Wir setzten uns an den Tisch und jeder schöpfte sich seine Portion. Ich stopfte mir die erste Gabel in den Mund und ich hätte mich am liebsten direkt übergeben. Zu viel Salz, zu viel Zwiebel, zu viel Knoblauch, einfach zu viel von allem. Chris schien es gleich zu gehen. Er liess die Gabel langsam auf den Teller sinken und schaute mich an. „Du bist...anscheinend noch miserabler im Kochen als ich." Er lachte und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier. „HA Ha, ich hab dich gewarnt" kam es kleinlaut von mir und ich blickte belustigt zu ihm. „Pizza?" „Unbedingt!" Keine 20 Minuten später sassen wir wieder am Tisch und gönnten uns unsere Pizza.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit Auspacken. In meinen Kisten fanden wir Dinge, von denen ich nicht wusste, dass ich sie noch hatte. Alte CDs, Zeichnungen, Bücher, alte Liebesbriefe, alles hatten wir auseinandergenommen und angeschaut. Schliesslich setzten wir uns mit einem Fotoalbum auf die Couch. Ich kuschelte mich in die Arme von Chris und gemeinsam schauten wir das Album an, bis wir schliesslich einschliefen.

Die ganze restliche Woche waren wir ebenfalls damit beschäftigt, meine Sachen zu sortieren und irgendwo zu verstauen, auch hatten wir meine restlichen Sachen aus der WG und der Werkstatt geholt. Jeden Abend sassen wir zusammen auf dem Sofa und unterhielten uns über alles mögliche, schmiedeten die verrücktesten Pläne und schwelgten in Erinnerungen. Es machte mich glücklich, dass ich diesen Schritt endlich gewagt hatte, ich brauchte ihn, mehr als er sich vorstellen konnte.

Die letzten 2 Nächte waren der Horror und ich erwachte schweissgebadet. Ich träumte, brachte aber die einzelnen Teile nicht mehr zusammen. Ich schaute auf mein Handy, 3:22 Uhr. Es war viel früh um aufzustehen und ich kuschelte mich nochmals in meine Decke. Als ich das nächste Mal wach wurde, war es bereits 10:30 Uhr und aus der Küche hörte ich die Kaffeemaschine. 

Ich nahm mein Handy und ging in die Küche wo mir auch bereits ein Kaffee entgegen gestreckt wurde. „Guten Morgen, hast du wieder geträumt" fragte mich Chris besorgt und ich nickte. Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Scheitel. „Möchtest du darüber reden?" fragte er mich. „Ich würde ja gerne, aber ich kann mich an nichts erinnern." Ich löste mich von ihm und wollte gerade ins Wohnzimmer, als mein Handy klingelte. Es war Helene, Sinas Mama. „Oh nein" nuschelte ich und stellte meine Tasse auf den Tisch.

„Helene?" fragend nahm ich das Telefonat entgegen. Ich höre sie weinen und mir lief es eiskalt den Rücken runter.

I call it MAGIC when you're around meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt