Kapitel 2 - "Familie"

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Meine Hände würden immer schwitziger wenn ich an ihn dachte. Seine blonden Haare. Seine unglaublich tiefblauen Augen. Sein Lächeln bei dem seine Augen strahlten als wären sie Eiskristalle. Mit einen letzten Blick in den Spiegel verließ ich, nachdem ich meine Haustürschlüssel eingepackt hatte, mein Haus. Das Wetter war schön. Vereinzelnt zwitscherten kleine Vögelchen umher. Auch die Wärme, die von der Sonne ausging, tat gut. Die warmen Strahlen kitzelten meine Haut leicht als ich mich auf den Weg in die Stadt machte. Gleich würde ich ihn sehen. Da die Sonne nach einer Zeit nun doch mein Blickfeld hinderte setzte ich meine Sonnenbrille auf. Ich bog um eine kleine Ecke und passierte die alte kleine Brücke. Als ich den alten vermoosten Stein betrachtete seufzte ich kurz. Nach einem stillen Moment beschloß ich weiter zu gehen. Nach kurzer Zeit erhaschte mein Blick auch schon die kleine Eisdiele. Sie war klein und sehr modern ausgestattet. Ich begrüßte den Kellner mit einem freundlichen Nicken und nahm an einem Zweiertisch platz. Nach einigen Minuten betrat er den Laden. Er grinste mich schon vom weitem mit seinem unverwechselbaren Lächeln an. Ich stand auf um ihn vernünftig begrüßen zu können. Er sah wie immer perfekt aus. Ich räusperte mich.
"Hi Luke!"

Konzentriert fuhr ich mir durch die zerzausten Haare. Die blonden Strähnen, die ich sonst stetig perfekt gestylt hatte, hingen mir seit Wochen nur noch schlaff ins Gesicht. Ich betrachtete mich im Spiegel. Mein Gesicht war leicht eingefallen, meine Augen angeschwollen und rot. Mann, sah ich scheiße aus. Ich seufzte, je länger ich mich so ansah, umso mehr Kopfschmerzen bekam ich. Ich schloss kurz meine müden Augen, um mich zu sammeln. Mein Atem wurde hektisch. Ich bekam sicherlich genügend Luft, und doch hatte ich das Gefühl zu ersticken. Ich öfnete mit gesenktem Kopf die Augen. Selbst in den weißen Fliesen, mit denen unser Badezimmer ausgeschmückt war, spiegelte sich das Ebenbild meines Gesichts. Meine Augen schlossen sich erneut. Zitternd rang ich nach Luft.
Rückartig öffnete ich meine Augen und qual meinen Körper dazu, einen Satz nach vorne zu schnellen. Jeder Muskel meines Körpers war bis zum Zerreißen angespannt. Mit einem kraftvollen Hieb traf meine zitternde Faust auf den Spiegel. Noch bevor ich wirklich verstanden hatte was ich getan hatte, sprangen tausende kleine Glasspliter von der Wand. Ein glitzerner Regen ergoss sich über mir. Ich sah zu Boden. Nun waren es viele winzige Spiegelungen der Welt. Sie zeigten nicht mehr mich, sondern reflektierten das Licht, welches von der Deckenlampe auf sie strahlte. Ich sank zu Boden. Dabei ignorierte ich , dass sich vereinzelt Splitter in meine Haut zwangen. Ich brach nun vollkommen zusammen. Ich weinte und rollte mich wie ein kleines Baby zusammen. Niemand war da um mich zu trösten. Meine gesamten Beine waren bereits am bluten, als ich mich mühsam erhob und ins Schlafzimmer trottete. Ich achtete dabei darauf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren da ich merkte, wie ich drohte nach links zu kippen. Meine Hände fanden wie von selbst den weg zu meinem Gesicht. Ich rieb mir die Augen. Mein gesamter Körper brannte, doch dieser Schmerz war nur ein Bruchteil von dem, der mich von innen auffraß. Langsam und gemächlich streifte ich mir mein Hemd aus, um mich anschließend in mein Bett zu legen. Schmerzend schloss ich die Augen und versuchte zu entspannen. Nach nicht so langer Zeit wurde mein verzweifelter Versuch zu schlafen jedoch von einem Klingeln unterbrochen. Stöhnend schleuderten mich meine Muskeln in die Höhe. Mit langsamen Schritten verließ ich das Zimmer und trat die hölzerne Treppe, die in den Eingangsbereich führte, hinunter. Ich öffnete schwungvoll die Tür und blickte meine Brüder aus müden Augen an.

"Hey Kleiner" begrüßte mich Chris.
Simon dagegen kam einfach auf mich zu, um mich zu umarmen. Er führte mich darauf auch ins Wohnzimmer während Christian die Tür schloss. Ich war immernoch halb am dösen, deshalb überhörte ich zunächst auch die Frage, was ich mit meinen Beinen angestellt hatte. Simon seufzte.

"Wir wissen, dass es schwer ist damit klar zukommen, aber du lässt dich komplett hängen, Lukas"

Chris stimmte unseren Bruder anhand eines Nickens zu. Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort.

"Lass uns heute mal wieder etwas zusammen unternehmen! So wie früher, nur wir drei."

Das ich bei dem Wort "Früher" zusammenzuckte merkten sie, das hatte ich gesehen, doch sie ließen sich nichts anmerken und lächelten mich aufmunternd an. Ich seufzte genervt auf, aber stimmte schließlich doch zu.

Als wir das Haus verließen, ich hatte mich natürlich wieder ordentlich bekleidet, griff ich noch im gehen nach meinem kleinen Notizblock. In Chris' Auto angekommen, schaltete Simon ersteinmal das Radio ein. Wir fuhren eine ganze Weile. Während ich von Green Day's American Idiot zugedröhnt wurde, betrachtete ich die vielen verschiedenen Landschaften, die an mir vorbei sausten. Meine Augen konnten so viele Bilder gleichzeitig nicht verarbeiten, und so sah ich einen bunten Mischmasch aus allerlei Formen. Mal waren es rote Farmen oder elegante weiße Bürogebäude. Wir entfernten uns immer weiter von der Stadt und die Umgebung wurde immer grüner und ländlicher. Langsam leutete mir ein, wo uns diese Straße hinbringen würde.
Meine Vermutung bestätigte sich, als wir an dem großen Betonparkplatz des Kletterparks Platz nahmen und meine Brüder Andeutungen machten auszusteigen. Ich tat es ihnen schließlich nach.

"Luke! Wir haben jetzt Spaß! Lass sich doch bitte darauf ein und lächel' mal"

CollinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt