Trostlos zogen meine kalten Finger den Krawattenknoten noch ein Stück enger. Gemächlich brachte ich mein Sacko in die richtige Position und verließ mein Schlafzimmer. Ich schritt die hölzerne Treppe hinunter um mir, im Eingangsbereich angekommen, die Autoschlüssel aus der Schale, die auf der Kommode stand, zu nehmen und anschließend das große Haus zu verlassen. Angespannt ließ ich meine teuren Schuhe über den Vorgarten bis hin zur Garage gleiten. Mit dem kleinen Schlüssel öffnete ich das Garagentor um in meinen Leihwagen zu steigen und von meinem Grundstück zu fahren.
Als ich das eiserne, schwarz gefärbte Tor hinter mir ließ wechselte mein einst monotones Gesicht mehr und mehr zu einem schmerzverzerrtem. Ich stellte das Auto auf den angelegten, mit Kies bestreuten Parkplatz ab. Der silberne Audi fiel zwischen den vielen aneinander gereihten Autos nahezu gar nicht auf. Seufzend ging ich auf die kleine Kappelle zu.
Der einzelne große Raum war dezent geschmückt. Verstreut waren Blumenkübel, in ihnen, Sonnenblumen. Seine Lieblingsblumen. Ich setzte mich in die erste Reihe, seine Familie, die mein verstörtes Ich bemitleidend betrachteten, ignorierte ich gekonnt. Das erste mal blickte ich die hölzerne Hülle an, inder meine bessere Hälfte ruhe finden sollte. Ein trauriges Lied spielte ein. Das hätte er nicht gemocht, sein Geschmack war humorvoll und zu jeder Lebenszeit fröhlich. Nach Ende des Liedes wurden Reden gehalten, sein Vater, seine Mutter und auch andere Verwandte, die ich mittlerweile so gut kannte wie meine eigene Familie, brachen entweder vorne auf den Podest oder in den einzelnen Sitzreihen in Tränen aus. Ich versuchte ihnen einen aufmunterden Blick zu schenken, jedoch scheiterte ich kläglich.
Als ich gebeten wurde, nach vorne zu kommen, wurden meine Hände schwitzig. Mit langsamen Schritten lief ich nach vorne. An seinem Sarg blieb ich kurz stehen und hielt einen Moment inne. Er war wundervoll. Auf dem Podest stehend blickte ich in lauter leidene Gesichter. Ich räusperte mich und begann den Anwesenden zu erzählen wie wundervoll die Person war die nun in der Ewigkeit ruht.
"I-ich glaube , dass wir alle wissen, dass er ein unglaublicher Mensch war...hah...Ich kann so nicht über ihn reden. Man sagt doch immer, wenn eine geliebte Person von einem geht, dann ist sie nach wie vor bei einem...sie bleibt für immer im Herzen der Liebenden.
Ich möchte jetzt hier nicht über, sondern mit ihm reden.
Okay...Hey, also...Weißt du noch? Als wir uns kennengelernt haben? Wir sind klassisch ineinander gelaufen. Du hast mich angebrüllt, wie ich den so dumm sein könne, dich anzurempeln.
Nachdem wir uns häufiger getroffen hatten kamst du, nachdem ich Feierabend hatte, in meine Arbeit und tja...hast mich einfach geküsst...total romantisch unser erster Kuss.
Wir haben so viel erlebt, wir waren in Japan, in Californien oder sind einfach nur durch Sidney gefahren.
Jeder Tag sah bei uns anders aus.
Und du glaubst nicht wie ich deine Spontanität liebe.
Ich würde mit dir ohne zu überlegen bis ans Ende der Welt gehen.
Wenn ich noch könnte. Um ehrlich zu sein, gebe ich mir die volle Schuld, denn wenn ich den Lastwagen früher gesehen hätte, wären vielleicht wir beide und nicht nur ich noch am Leben. Hätte, wäre und so weiter...Vielleicht hätte ich es auch unter anderen Voraussetzungen nicht geschafft dich zu retten.
Wir werden es nicht erfahren.
Wenn man mich fragen würde, ich würde sofort mit dir tauschen.
Du bist und warst immer Perfekt.
Ich liebe dich und ich werde niemals damit aufhören, den du warst der Einzige der es wert war.
Du hast mir gezeigt, dass die Welt nicht immer ein Arschloch ist und es sich zu leben lohnt.
Durch dich durfte ich erfahren, was leben und vorallem lieben heißt.
Ich weiß ehrlich nicht wie ich ohne dich leben soll.
Aber ich werde es wohl schaffen, du hast immer gesagt, ich solle nie aufgeben. Nie.
Ich werde niemals mehr einen Menschen so sehr lieben, wie dich.
Du wirst für immer da sein. Das spür' ich einfach.
Die Zeit mit dir auf diesen Planeten war wundervoll, Danke Collin."
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Collin
Teen FictionStürmisch und von der Panik getrieben riss ich das Lenkrad herum, in der Hoffnung, uns noch irgendwie vor den heranschnellenden Lastwagen retten zu können. Die blendenden Lichter ließen das Bild vor meinen Augen jedoch immer wieder verschwimmen. Ich...