Runde 1 - Awardoderso

56 5 21
                                    

@StaubfingerGwin

Ich habe Option 1 genommen, welche die Wörter Schaf, Geschenk und Füller beinhalten soll.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                 ~Der Ferienjob~

Voller Vorfreude lief ich zum Antiquitätenladen im selben Dorf. Ich hatte die letzten sechs Wochen meines Sommers hier verbracht und mich von Anfang an wohl gefühlt. Der alte Ladenbesitzer hatte mich wie ein Vater bei sich aufgenommen, seit ich fragen war, ob ich bei ihm mein Taschengeld verdienen dürfe.

Die Tür klingelte als ich sie öffnete und ein alter Mann, spähte hinter dem Tresen hervor. Er hatte eine Halbglatze und einen Schnauzer, welche beide schon ergraut waren und seine Brille sass tief auf der Nasenspitze. „Hallo Tom.", lächelte er, als er mich sah. „Guten Morgen Mr. McClain.", grüsste ich zurück und drehte das Schild an der Tür zu "geöffnet". „Du bist nicht einen Tag zu spät gekommen.", freute der alte Mann sich und beugte sich wieder über seine Arbeit.

Ich schmunzelte und sah mich etwas traurig um. Es würde mir fehlen. All dieses alte Zeug und Mr. McClain. Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch dieser Laden war mir ans Herz gewachsen. Er war voller Abenteuer und jeden Tag gab es was zu entdecken. Ganz zu Beginn hatte ich in einer Kartonschachtel voller Kram einen antiken Füller entdeckt. Er war eingefasst in Walnussholz mit wunderschöner Faserung und in Schnörkelschrift war ein Name darauf eingraviert. O'Laughlin.

Da dieser Füller es mir irgendwie angetan hatte, meinte er, dass ich ihn haben durfte, wenn er an meinem letzten Tag noch da wäre. Immer wenn Leute im Laden waren, war er wie verzaubert verschwunden und kaum verliessen sie den Laden, stand er wieder an Ort und Stelle. Als wäre er nie fort gewesen. Automatisch suchte mein Blick den Raum nach diesem Füller ab, konnte ihn aber nicht entdecken. Etwas enttäuscht setzte ich mich zum alten Mann und half ihm bei der Restauration einer alten Kuckucksuhr.

„Hier, probieren Sie es mit diesem hier.", unterbrach ich seine Suche nach dem richtigen Zahnrad und streckte ihm eines entgegen. Er sah mich kurz an, nahm es und setzte es ein. „Passt genau. Du hast eine Begabung dafür.", staunte der alte Mann wieder einmal nicht schlecht. Sobald er die Uhr fertig zusammengesetzt hatte, zog er sie auf und testete, ob sie funktionierte. Und tatsächlich, der Kuckuck kam heraus, als es die volle Stunde schlug.

„Was kommt als nächstes?", fragte ich ihn voller Tatendrang, was den alten Mann schmunzeln liess. Er zeigte auf eine alte Krippe, ganz hinten im Lager. „Jemand hat Interesse daran, doch leider ist sie nicht vollständig. Schau doch bitte nach, was uns alles fehlt.", bat er mich, während er die Uhr an einen guten Platz im Schaufenster stellte.

Schnell kletterte ich über ein paar Schachteln und überprüfte den Zustand der Krippe. Es war eine christliche Krippe, die man zu Weihnachten als Dekoration aufstellte. Wer auch immer sie haben wollte, musste noch gläubig sein. Ich war das nicht mehr. Nicht, seit meine Eltern auf tragische Weise sterben mussten und seit dem meine Tante bei mir wohnte. Sie war nie zu Hause und wenn sie es war, dann war sie sturzbetrunken. 

So musste ich mit meinen 17 Jahren im Sommer arbeiten gehen, anstatt wie alle anderen die Ferien geniessen. Ich hob sie hoch und trug sie nach vorne auf den Tisch. Beim betrachten fiel mir auf, dass fast alles da war. Einzig das Schaf fehlte. Während dem Abstauben fiel mir aber ein, dass ich irgendwo in den Schachteln ein solches Schaf gesehen hatte.

Also ging ich wieder nach hinten und sah mir die vielen Schachteln an. Wo soll ich denn nur anfangen? Es waren unzählige Schachteln, die Mr. McClain irgendwann mal bekommen und noch nicht aufgearbeitet hatte. Ich stiess die Luft hörbar aus meinen Lungen, bevor ich mich auf die Suche machte.

In der ersten Schachtel lag eine Ritterrüstung, welche in gutem Zustand war und nur etwas aufpoliert werden musste. Die zweite Schachtel, die ich öffnete war vollgestopft mit alten Büchern. Während ich den Deckel wieder schloss, blieb mein Blick an etwas hängen. Das Schaf. Irgendwann, ziemlich zu beginn meines Ferienjobs, hatte ich es auf das Regal gestellt gehabt.

Grinsend über mich selbst, schnappte ich es und stellte es zu den anderen Figuren der Krippe. „Du hast es gefunden?", fragte der alte Mann überrascht und ich nickte. „Tom, komm doch bitte schnell zu mir.", bat er mich. Kaum war ich bei ihm, drückte er mir eine kleine Schachtel in die Hand. Fragend schaute ich zu ihm und sah, dass seine Augen etwas feucht waren.

„Ein Geschenk.", lächelte er. „Wenn du magst, kannst du gerne nach der Schule zu mir kommen. Du bist hier jederzeit willkommen." Nun war auch ich kurz davor zu weinen. „Danke, Mr. McClain.", bedankte ich mich, als ich die Schachtel öffnete und der Füller zum Vorschein kam. Er drückte mich kurz an sich und flüsterte in mein Ohr. „Er ist magisch. Wähle die Worte, die du damit schreibst mit bedacht."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Phuu, das war knapp^^ 796 Wörter - mit Titel 798 Wörter

Rückmeldungen, Kommentare und Kritik sind (gerne) erwünscht. xP

KritzelbuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt