Kapitel 7- Gemeinsames Essen

220 14 2
                                    

Wir gehen wieder über den großen Flur in die Eingangshalle. Sherlock geht auf eine große Doppeltür zu und öffnet sie. Sofort ertönt die Stimme seiner Mutter.

'Ah Sherlock wir essen heute ohne Mycroft. Er hat noch ein paar Dinge zu erledigen', sagt sie mit ihrer hektischen Stimme die ich ziemlich belustigend finde.

'Essen ohne Mycroft hört sich fantastisch an', murmelt Sherlock.

Seine Mutter verdreht nur genervt die Augen und kommt dann auf mich zu. Sie hat schöne rote lange Haare und dieselbe blasse Haut wie Sherlock. Sie hat tiefe grüne Augen die einen schönen Kontrast zu ihrem Haar bilden.

'Und du bist also John ? Schön das du hier bist', sagt sie und streckt mir die Hand entgegen, die ich ergreife.

'Die Freude ist ganz meiner Seits Ma'am', sage ich und schüttle ihre Hand.

'Setzt euch beide doch schon. Das Essen ist in wenigen Minuten fertig', wir nicken beide und setzten uns gegenüber an den großen Tisch. Mrs Holmes verschwindet hinter einer Tür, dort ist vermutlich die Küche, und lässt uns hier alleine zurück.

'Hast du schon was von Amelie gehört', fragt Sherlock. Ich zucke zusammen. Das ist kein Thema über das ich jetzt reden möchte.

'Nein. Sie ist nach wie vor verschwunden. Ich hoffe einfach sie wird gefunden', sage ich ausweichend. Eine mögliche nächste Frage von ihm schwebt mir schon im Kopf.

'Vermisst du sie sehr ?' Ich schließe die Augen und atme ein paar Mal tief durch. 'Entschuldigung. Ich weiß du willst darüber wohl nicht reden.'

'Nein ist schon okay. Ja ich vermisse sie sehr', meine Stimme ist so leise das sie schon einem Flüstern gleicht.

'Menschliches Versagen, John. Das ist was du fühlst. Liebe. Schmerz. Verlust. Das wird sicher irgendwann vorbei gehen', immerhin versucht er die Worte tröstend zu sagen, aber das sind sie keinesfalls.

'Liebe ist kein menschliches Versagen, aber du hast Recht. Ich hatte mich in sie verliebt und ich bete zu Gott das es ihr gut geht', ich öffne meine Augen wieder und sehe das Sherlock mich die ganze Zeit angestarrt hat.

'Liebe ist menschliches Versagen. Und glaub mir ich hab gesehen wir viel dir an ihr lag und ich bete für dich das sie zurück kommt...'

'Mal eine ganz andere Sache. Wieso wolltest du das ich nicht mit hier her komme', das Thema zu wechseln ist jetzt wohl erstmal besser.

'Später', sagt er. Im selben Moment wird die Tür geöffnet und Mrs Holmes kommt mit zwei Tellern hinein, die sie vor uns abstellt. Erneut verschwindet sie und holt sich selber einen Teller. Die Tür zum Essensraum wird geöffnet und ein großer pumliger Mann tritt ein.

'Ah, Myc! Du beehrst uns ja doch mit deiner Anwesenheit', sagt Mrs Holmes und holt für den Ältesten auch etwas.

'Ich heiße nach wie vor Mycroft wenn ich mich recht entsinne,  Mutter. Ich kann es mir doch nicht entgehen lassen den einzigen Menschen den Sherlock je mit nachhause gebracht hat zu treffen', er spricht genauso hochnäsig wie Sherlock und nimmt am Kopfende des Tisches, zu meiner Linken, platz. 'Du bist also John', fragt er und nickt in meine Richtung. Mein Blick geht zu Sherlock, der frustriert auf seinen Teller blickt und im Essen rumstochert. Ich sehe wieder zu Mycroft und nicke einfach. 'Und wie hälts sich mit Sherlock aus ? Ziemlich komisch das du noch nicht davon gerannt bist.'

'Wollen Sie das etwa hervor rufen oder wie soll ich diese Frage verstehen ? Wissen Sie Sherlock ist ein guter Mensch', Mycroft lacht gehässig: 'Und es ist doch meine freie Entscheidung mit wem ich meine Freizeit verbringen möchte. Dafür muss ich mich nicht rechtfertigen', ich versuche möglichst gut klingende Sätze zu formulieren um zu zeigen das ich nicht dumm bin, so wie er es, seinem Blick nach zu urteilen,  anscheinend vermutet.

'Natürlich musst du dich nicht rechtfertigen, aber danach hat, soweit ich weiß, auch keiner verlangt. Was lässt dich glauben das dieser Junge', er macht eine Handbewegung zu Sherlock hin: 'ein guter Junge wäre ?'

'Nicht wäre sondern ist. Er ist ein guter Junge und ich mag ihn. Auch wenn er oft dazu neigt verletzend zu sein, aber das sind doch alle Menschen', sage ich darauf nur. Sherlock grinst mit gesenktem Blick in sein Essen. Er findet es anscheinend gut das ich ihn versuche gegen seinen Bruder zu verteidigen. Mycroft kneift seine Augen ein bisschen zusammen und mustert mich. Ein selbstgefälliges Grinsen kann ich nur knapp unterdrücken. Er setzt zu einem Rückschlag an, lässt es aber doch sein. Schweigend essen wir.

'John, als was sind deine Eltern tätig', fragt Mrs Holmes lächelnd.

'Meine Mutter ist Krankenschwester und mein Vater war früher Soldat. Inzwischen hat er sich zur Ruhe gesetzt und erledigt Nebenjobs', ihre Miene hellt sich ein wenig auf.

'Sehr tolle Berufe. Was strebst du an in deinem Leben später zu machen', fragt sie, immer noch lächelnd.

'Ich möchte Militärarzt werden um Leuten, wie meinem Vater, im Krieg helfen zu können. Es ist riskant und ein schwerer Beruf, aber er faszinierte mich von der ersten Sekunde an.'

'Es ist ein ziemlich schöner Beruf. Sehr gefährlich und doch sehr nützlich. Nun gut, auf das dir keine Steine in den Weg gelegt werden.'

'Vielen Dank', mich überrascht diese Reaktion doch ein bisschen, genauso überrascht es mich das keinerlei Reaktion von Mycroft kommt. Sieht er sich als geschlagen ?

'Dürfen wir aufstehen, Mutter', fragt Sherlock als wir mit dem Essen fertig sind. Sie nickt nur, worauf wir aufstehen und aus dem Raum gehen. 'Lust das Außengelände zu erkunden', fragt er mich.

'Ja klar. Geh vor', erwider ich grinsend und er geht zu der großen Haustür. Ich folge ihm und wir begeben uns hinter das Haus. Er zeigt mir die Gegend um dem Haus herum und wir gehen in ein Waldstück weit hinter dem Haus. 'Warst du schon oft in dem Wald dort ?'

'Ich kenn jeden Baum, jeden Ast, jeden Weg, jeden Winkel, jeden Millimeter. Ich lebe dort praktisch schon', er läuft weiter.

'Willst du mir etwas spezielles zeigen ?'

'Ich zeig dir einen Platz den keiner außer mir kennt. Bis dahin wir wieder zurück sind wird es aber schon dunkel sein.'

'Kein Problem.'

Nach einer halbstündigen Wanderung kommen wir zu einem riesen Dickicht. Sherlock schiebt die Blätter beiseite und schlüpft durch. Ich folge ihm. Hinter der dicken Hülle aus Bäumen liegt ein großer, einsam liegender, See. Die Sonne wirft durch die Baumkronen ein schönes Muster auf das Wasser. Dieser Anblick ist wunderschön.

'Schön hier, oder ? Ich bin gerne hier, weil niemand diesen Ort kennt. Es ist ruhig und entspannend. Fantastisch zum Nachdenken.'

'Sehr schön. Ich wäre wahrscheinlich jede freie Minute hier wenn ich könnte', erwidere ich immer noch staunend.

'Du bist hier immer willkommen', sagt er lächelnd. Das ist diese ernsthafte,  richtige Lächeln von ihm bei dem ich glaube das er mich oder andere Personen nicht, mehr oder weniger, auslacht. Wir setzten uns nebeneinander in das Gras und entspannen ein wenig.

Johnlock- Wie alles begannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt