Kapitel 2- Der Park und Amelie

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Es steht ein bisschen Eintopf bereit. Ich esse schnell einen Teller. Mutter und Vater sind anscheinend auf ihrer Arbeit und Harry ist bei ihren Freunden. Ich bin die meiste Zeit alleine, sitze in meinem Zimmer mit meinen Büchern. Vielleicht ist das auch gut so. Ich bilde mich, werde schlauer. Ein guter Schritt in Richtung Militärarzt. Vielleicht sollte ich raus. London erkunden. Ich beschließe ein bisschen rum zu laufen und zu gucken was es so in der Nähe gibt. Ich ziehe mir eine Jacke über und laufe Orientierungslos durch die Gegend. Ich komme irgendwann an einen großen Park an und gehe durch den kleinen Wald dahinter. Dort ist eine kleine Lichtung auf der ein Junge mit schwarzen Locken sitzt und an irgendetwas schreibt. Als ich näher komme sehe ich das es Sherlock ist.

'Hallo. Was machst du denn hier ?'

'Könnte ich dich auch fragen', sagt er und blickt nicht auf.

'Ich bin ein bisschen durch London gelaufen', sage ich.

'Und das bringt dich in einen Park, in einen Wald bei diesem Park ?'

'Ja. Irgendwie schon. Darf ich mich setzten ?'

'Nur zu.'

Seine Stimme klingt so emotionslos.

'Was schreibst du da ?'

'Ich löse einen Fall für meinen Bruder.'

'Einen Fall ? Du meinst wie einen Detektiv Fall ?'

'Nein. Ich meine wie einen freien Fall. Natürlich mein ich einen Detektiv Fall', sagt er und verdreht genervt die Augen.

'Worum gehts in dem Fall ?'

'Es wurden zwei Leichen mit identischen Verletzungen gefunden die keinen Bezug zu einander haben. Sie wurden beide in ihren Wohnungen gefunden. Keine Einbruchsspuren.'

'Hört sich spannend an.'

'Ist es aber nicht. Man kann den Fall mit reinem logischen Denken lösen.'

'Und die Lösung lautet ?'

'Sie haben beide eine Wunde von, vermutlich einer Nadel, in Mund Nähe. Beide kamen von einem Zahnarzt Besuch nachhause und starben plötzlich. Der Artz hat ihnen Gift gespritzt das nach wenigen Stunden Wirkungen zeigt. Mein Bruder legt mich nur wieder mal rein. Langweilig.'

'Und das hättst du anhand der paar Fakten erkannt', frage ich und zeige auf seinen Block.

'Natürlich.'

'Beeindruckend.'

'Findest du ? Die meisten bezeichnen mich als Freak wenn ich ihnen so etwas erzähle.'

'Ich find das interessant. Die meisten Leute sagen mir auch ich wäre ein Freak.'

'Du ? Wieso ?'

'Ich les gerne Bücher, aber Fantasy Bücher les ich nur von einem Autor und sonst les ich nur Fachbücher über den ersten und zweiten Weltkrieg und über Militärärzte und ihre Einsätze in Kampf.'

'Deswegen wirst du als Freak abgestempelt ? Verrückt.'

'Ja durchaus...'

Wir sitzen wieder schweigend nebeneinander. Ich will was sagen, aber ich weiß nicht was also bin ich einfach still. Ein Mädchen läuft an der Lichtung vorbei. Sie geht in unsere Klasse. Kurz lächelt sie rüber und geht dann weiter.

Irgendwann färbt sich der Himmel orange.

'Ich muss gehen. Wir sehen uns morgen', sage ich.

'Ja. Bis... morgen.'

Ich stehe auf und gehe. Seinen Blick spüre ich förmlich auf mir. Er ist sehr distanziert. Das merkt man. Er ist genau wie ich. Ein Außenseiter. Alleine. Ohne Freunde.

Seine Fassade ist stark und seine Mauern breit. Ich hoffe ich werde irgendwann dahinter blicken können. Schön wärs. Ich fange an ihn zu mögen.

Ich gehe wieder den Weg nachhause, wo Harry mit ihren Freundinnen gerade Party macht, wie ich sehe. Ich schleiche mich in mein Zimmer und lese ein Buch indem es um die Geschichte eines Militärarztes geht. Eins meiner Lieblings Bücher. Ich lese es immer und immer wieder und verliere nie den Spaß daran.

Ich hoffe jeden Tag, wieder zu meiner Frau zu kommen. Sie wieder im Arm zu halten.

Diese Einblicke sind so verletzend und verstörend, aber es schreckt mich keines Wegs ab. Es spornt mich an. Warum sollen unschuldige leiden, wenn ich helfen kann ?

Ich lese das Buch zur Hälfte durch und schlafe dann.

Nach einer relativ kurzen Nacht werde ich von meinem Wecker geweckt. Ich packe schnell meine Schulsachen zusammen und ess Frühstück. Mir wird mit jedem Bissen schlecht. Morgens zu essen ist eine Qual.

'Wie war denn dein erster Schultag John', fragt Mutter grinsend.

Sie denkt immer das beste von allem. Als würde ich nach einem Tag schon die gesamte Klasse auf meiner Seite haben. Selbst an meiner alten Schule, nach den ersten Prügelattacken, dachte sie das würde schon irgendwie werden.

'Es war ganz in Ordnung.'

'Hast du schon Freunde gefunden ?'

'Noch nicht wirklich Mutter, aber es gibt ein paar nette Leute in meiner Klasse. Vielleicht ergibt sich eine Freundschaft.'

'Ich hoffe es. Dein Bus fährt gleich. Mach dich lieber fertig.'

Ich nehme meine Jacke und meine Schultasche und gehe zu meinem Bus. Es stehen die selben Jungen wie gestern da und wieder fährt ein schwarzes Auto vorbei. Der Bus kommt pünktlich und die 8 Stunden Schule stehen vor mir.

Als ich aus dem Bus steige redet mich ein Mädchen aus meiner Klasse an. Sie war gestern im Park, an der Lichtung.

'John, oder ?'

'Ja. Ich... ich bin John.'

'Ich heiße Amelie. Du liest gerne, richtig ?'

'Ja.'

Mit Fremden zu reden ist nicht meine Stärke. Sie hat glasklare blaue Augen und schwarzes glattes Haar.

'Ich les auch gerne. Was sind deine Lieblings Autoren', fragt Amelie und wir laufen zusammen zum Schulgebäude.

'Conrad Konnas*. Sehr unbekannt.'

'Ist er nicht Militärarzt ?'

'Ja. Kennst du seine Werke aus dem zweiten Weltkrieg ?'

'Nein. Also ich kenn sie hab sie aber nicht gelesen. Mein Vater hat sie im Regal stehen.'

'Les die Bücher. Sie sind genial.'

Wir gehen zusammen in die Klasse und Sherlock sitzt schon an seinem Platz. Ich setzte mich hin und mir fällt auf das Amelie schräg hinter mir sitzt. Sie lächelt mich an und packt ihre Sachen aus. Ich mache das selbe. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Sherlock zwischen ihr und mir hin und her sieht. Hat er vielleicht etwas gegen Amelie ? Denkt er ich würde ihn ignorieren wenn ich mit ihr befreundet bin ?

John. Du denkst zuviel nach.

Ich konzentriere mich auf den Englisch Unterricht und schiebe meine Gedanken beiseite. Sie bringen mich eh nicht weiter. Trotzdem frage ich mich die ganze Stunde lang ob Sherlock irgendwie sauer oder verletzt ist. Ich kenn ihn ja nicht und weiß nicht wie er tickt. Das weiß niemand. Außer er selbst.

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*Conrad Konnas existiert nicht wirklich sondern ist nur Teil der Geschichte.

Johnlock- Wie alles begannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt