Chapter 9

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Als die E-Mail eine Woche später kam redete Zoro sich ein, dass ihr Inhalt ihm nicht egaler sein konnte. Trotzdem hielt er unfreiwillig den Atem an, als er sie öffnete.

Sehr geehrter Herr Lorenor,

nachdem Sie sich mit Ihrem Problem an den Geschuppten Ältestenrat gewandt haben, ist ausführlich über eine mögliche Lösung debattiert worden. Ich kann Ihnen hiermit mitteilen, dass eine Aberkennung des prinzlichen Status während der Verwahrungszeit ihre angestrebte Statusanpassung nicht negativ beeinflusst. Da sich Ihr Mensch zu Beginn noch im Vollbesitz seiner Geburtsrechte befand, gilt die Entführung als vollzogen, unter der Voraussetzung, dass die Verwahrungszeit von vier Wochen eingehalten wird. Ihr Handeln ist somit zulässig.

Nach Ablauf der oben genannten Zeitspanne wird automatisch Ihr Zeichen erscheinen, das sie als vollwertiges Mitglied der Drachengemeinschaft kennzeichnet. Sollten bis dahin weitere Probleme auftauchen, können Sie sich gerne jederzeit im Verwaltungsbüro des Rates melden.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Hopfsee

Oberstes Mitglied im Geschuppten Ältestenrat, Vorsitzende der nationalen Fluggemeinschaft und Gründerin der Initiative „Rettet die Polarbären"

„Das hört sich doch gut an", meinte Sanji. Er trug noch immer seine Jacke. Offensichtlich war er unbemerkt neben ihn getreten, nachdem er von seinem Spaziergang zurückgekommen war, und hatte über Zoros Schulter mitgelesen. „Was meinen sie denn mit dem Zeichen?"

Zoro schloss das Programm und fuhr den Rechner herunter. „Einen goldenen Streifen um das rechte Handgelenk. Den bekommt jeder Drache, wenn er... na ja..."

„Seine Prinzessin wieder freigelassen hat", schloss Sanji. „Darüber wollte ich eh noch mit dir reden."

Er setzte sich auf Zoros Bettkante, und er selbst drehte sich in seinem Schreibtischstuhl um, damit er ihm gegenübersitzen konnte. Sanji spielte mit dem Reißverschluss seiner Jacke und schien seine Nervosität nicht ganz verbergen zu können.

„In acht Tagen läuft die Frist aus. Und ich weiß nicht, wie du dir das dann vorstellst."

„Wie stellst du es dir denn vor?", fragte Zoro vorsichtig.

„Ich... ich würde mir gerne eine Arbeit suchen. Vielleicht finde ich ja eine Stelle als Koch, und wenn nicht -", er zuckte mit den Achseln, „- irgendwas finde ich schon. Auf jeden Fall will ich endlich mein eigenes Leben führen, ohne mich die ganze Zeit verstecken zu müssen. Aber ich... ich würde dieses Leben gerne mit dir teilen. Wenn du das willst."

Sanji holte zitternd Luft. „Ich weiß zwar nicht warum, schließlich bist du ja nur eine dämliche Moosbirne, aber irgendwie fühle ich mich bei dir... komplett. Bei allen singenden Harpyien, hört sich das dämlich an. Bild dir da bloß nichts darauf ein, hörst du?"

„Tue ich nicht", sagte Zoro sanft.

„Ich kann es nicht fassen, dass ich das gerade gesagt habe... Aber ich habe es ernst gemeint. Also, wenn du damit einverstanden bist, dann würde ich gerne hierbleiben."

„Mehr als das, Sanji."

Er beugte sich zu ihm hinüber, und verlor sich in geflüsterten Worten und tiefblauen Augen.

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Anderthalb Jahre später:

Als Zoro am Abend nach Hause kam, brannte in seiner Wohnung bereits Licht. Sanji stand im Eingangsbereich und hängte seinen Mantel an den Haken, als er eintrat. Zoro ging zu ihm und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

„Hey", flüsterte er.

„Hey."

„Ist alles gut gelaufen?"

Sanji grinste glücklich. „Ja. Ich kann nächste Woche endlich den Kaufvertrag unterschreiben!"

Bei diesen Worten spürte Zoro Wärme in sich aufsteigen. Er freute sich unglaublich für ihn. Sanji hatte so hart darauf hingearbeitet, hatte eine verkürzte Ausbildung in einem Restaurant angefangen, nebenbei mehrere Praktika gemacht und sich um einen Vertrag bemüht, doch ihnen war klar gewesen, dass das nicht das Richtige für ihn war.

Als Zoro dann mitbekommen hatte, dass in der Marktstraße ein kleines Restaurant aufgegeben und verkauft wurde, war er sofort in seiner Mittagspause durch den Schnee hinübergestapft und hatte einen Besichtigungstermin für Sanji ausgemacht. Und jetzt, einen Monat später, hatten er und der Verkäufer sich endlich auf alle Details geeinigt. Sanji würde einen kleinen Kredit aufnehmen müssen, aber wenn sich sein guter Ruf erst einmal herumsprach, könnte er das Geld schnell wieder zurückbezahlen. Und noch viel wichtiger: er konnte sich endlich seinen Traum erfüllen.

Zoro hängte seinen Mantel ebenfalls an einen der Haken und folgte Sanji in die Küche, vorbei an der blauen Wand, an der die Fische im Licht der Deckenlampe lebendig zu werden schienen. Der Blonde lehnte sich an die Arbeitsplatte.

„Ich überlege schon die ganze Zeit wegen der Einrichtung. Meinst du, ein Aquarium im Eingang macht zu viel Arbeit?"

„Na ja, die Dinger sind schon nicht ohne. Aber du könntest ja Fische an die Wände malen", schlug er vor. „So wie hier."

Sanji lächelte. „Ja, die sind auf jeden Fall pflegeleichter. Und was hältst du von hellen Möbeln und blassblauen Vorhängen? Dann könnte ich die Wände weiß lassen und die Fische in hellem Blau und Grün malen."

„Das hört sich super an." Solange Sanji das Restaurant einrichtete, würde sich jeder Vorschlag super anhören. Er hatte echt ein Händchen für solche Dinge.

„Und weißt du, was das Beste ist? Es ist zu Fuß nur ein paar Minuten von deiner Werkstatt entfernt. Du könntest in deiner Mittagspause rüberkommen." Er schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Und du könntest deinen Bruder mitnehmen."

Zoro grinste. Das war ein mutiges Angebot. Mal sehen, ob er es Sanji antun würde, auch darauf zurückzugreifen. „Und du hast keine Angst, dass er dir die Kundschaft vertreibt?"

„Ach, ich glaube, er hat versteckte Talente. Vielleicht gehören da Manieren ja auch dazu."

„Ich würde nicht unbedingt darauf wetten. Übrigens, hast du dir schon einen Namen überlegt?"

„Noch nicht, nein. Irgendwelche Vorschläge?", fragte Sanji und trank einen Schluck aus seinem Glas.

„Hmm... wie wäre es denn mit 'Zum Königsbarsch'?" Zoro konnte es sich nicht verkneifen. Dazu war die Chance einfach zu gut.

Sanji schmunzelte. „Ha ha. Wenn dir etwas noch Blöderes einfällt, dann immer her damit."

„Aber gerne doch", neckte Zoro ihn. „Wie wäre es denn mit 'Café Dragon'?"

„Bei einem Restaurant."

„'Sanjis Prinzenstube'?"

„Das hört sich an wie ein billiges Bordell."

„'Mr. Perfect's'?"

Sanji wurde rot. „Eher nicht. Ich hatte tatsächlich schon an irgendetwas mit meinem Namen gedacht – wegen dem zweiten Vorschlag, nicht dem dritten, also grins nicht so blöd – aber ich weiß nicht... na ja, wie du gesagt hast: 'ein Faible für J's'. Ich weiß, das ist weit hergeholt, aber ich will nicht, dass irgendwer Rückschlüsse zieht. Und einen Nachnamen habe ich ja jetzt auch nicht mehr."

„Du solltest dir einen neuen Nachnamen suchen", meinte Zoro.

Sanjis Gesicht verdüsterte sich kaum merklich. „Tja, das ist leider unmöglich." Dann wandte er sich ab und stellte sein Glas auf die Arbeitsplatte. Seine Hände ließ er auf dem dunklen Holz liegen.

Zoro trat leise zu ihm und legte von hinten die Arme um ihn.

„Nicht unbedingt", sagte er ihm leise ins Ohr. Er zog etwas aus seiner Hosentasche. Einen schmalen Ring, aus Weißgold, an der Innenseite und den Rändern mit feinen Gravuren verziert und mit den besten Schutzzaubern aufgeladen, die Zoro aufbringen konnte. Er hatte mehrere Wochen daran gearbeitet. Als er ihn Sanji über den Finger striff, hielt dieser unwillkürlich den Atem an.

„Du kannst meinen haben."

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