Chapter 5

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Die Stimmung änderte sich die ganze nächste Woche nicht. Beide redeten nicht viel miteinander, und wenn doch, dann blieb ihr Gespräch entweder oberflächlich und gezwungen, oder sie stritten sich. Zoro versuchte, soviel Zeit wie möglich außerhalb der Wohnung zu verbringen. Er blieb lange in der Arbeit, nahm sich zuhause gerade mal Zeit für ein kurzes Abendessen und schnappte sich dann seinen Seesack mit den drei hölzernen Übungsschwertern, um damit eine Runde auf dem alten Fußballplatz zu trainieren. Normalerweise ging er höchstens drei- oder viermal pro Woche seine Routine durch, doch unter den Umständen war sie ihm als Fluchtmöglichkeit außerordentlich recht. Unter den Blicken des Blonden fühlte man sich in seiner eigenen Wohnung wie ein Schwerverbrecher.

Bis er genau eine Woche nach ihrem Streit nach der Arbeit daheim ankam, und ihn beim Türöffnen fast der Schlag traf.

„Blau", ächzte er. „SANJI!" Ein blonder Schopf wurde aus der Küchentür herausgestreckt.

„Warum ist meine Wand blau?!" Die Rede war von der Wand, die direkt der Haustür gegenüber lag. Und sie war nicht nur blau. Sie war blau. Von einer solchen Intensität, dass man beim Reinkommen fast in die Knie ging.

Sanji trat nun vollends aus dem Türrahmen heraus. „Na ja, es ist nicht gerade spannend, hier den ganzen Tag rumsitzen zu müssen, weißt du? Also habe ich mir eine Beschäftigung gesucht."

Zoro wusste nicht so ganz, was er darauf erwidern sollte. „Du... Was... Wie bist du überhaupt an die Farbe gekommen?"

„Der Nachbar hat seine Wohnung gestrichen und die angefangenen Farben wegschmeißen wollen, da habe ich sie ihm abgeschwatzt. Wäre ja schade drum gewesen."

Als er sah, dass Zoro den Mund aufmachen wollte, unterbrach er ihn schnell. „Die Tür aufmachen kann ich. Da war dein Zauber wohl zu schwach."

Zoro knirschte mit den Zähnen. „Das ist überhaupt nicht witzig. Hast du eine Ahnung, wie bescheuert eine knallblaue Wand in meiner Wohnung aussieht?"

„Sie bleibt ja nicht nur blau. Sobald die Grundierung trocken ist, kann ich weitermachen", antwortete Sanji betont ruhig.

„Grundierung?"

Zoro sah genauer hin. Tatsächlich, auf dem blauen Untergrund waren feucht schimmernde, mit unglaublich fein gezogenen weißen Linien aufgemalte Fische zu sehen. Je genauer er hinsah, desto mehr Details fielen ihm auf, Schuppen und Seegras und die Umrandung eines Hais, der sich im Hintergrund aufhielt. Er musste sich eingestehen, dass sie außerordentlich hübsch aussahen.

„Die hast du gemalt?", fragte er, ohne seinen Blick von seiner ehemals weißen Wand abzuwenden.

„Ja." Sanji schien abzuwarten, wie Zoro reagieren würde. Tatsächlich sah er mit einem Mal ein wenig beunruhigt aus, als befürchtete er, dass Zoro die Beherrschung verlieren könnte. Doch davon war dieser weit entfernt.

„Die sind wunderschön."

Darauf war der Prinz nicht vorbereitet. „Ich...", stotterte er. „Ähm... Danke."

Das brachte Zoro wieder zur Besinnung. Hatte er dem verwöhnten Blondschopf gerade wirklich ein Kompliment gemacht? Wenn das rauskam, dann wäre sein Ruf endgültig im Eimer. Demonstrativ wandte er sich von den gezeichneten Fischen ab.

„Aber mach dir das nicht zur Gewohnheit, klar?", meinte er. „Nicht, dass du mir die anderen Wände auch noch vollschmierst."

Sanji grinste. „Aye aye, Käpt'n!"

„Lass die blöden Witze." Nach einer kurzen Stille fügte er hinzu: „Wieso eigentlich Fische? Ich hätte eher etwas in Richtung bösartige Drachenkarikatur von dir erwartet, wenn ich ehrlich bin."

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