i

741 23 21
                                    

Es passierte schon wieder.

Alles begann mit ein paar verwirrten Blicken, die sich zu einem beständigen Starren entwickelten.

Changbin wusste, dass es klüger war, nicht wütend zu werden. Das kleine Mädchen, das ihn anstarrte, war eben genau das; ein kleines Mädchen. Kinder wussten nichts von gesellschaftlicher Etikette oder kümmerten sich nicht darum, aber das hielt den Halbdämon nicht davon ab, ein wenig genervt von der Anzahl an Blicken zu sein, die er in den letzten fünfzehn Minuten von dem Mädchen erhalten hatte.

Ja, Changbin war halb Dämon, halb Mensch, was sein Aussehen allerdings nicht wirklich herausgab. Jeder dachte, er sei ein vollwertiger Dämon und obwohl es in diesem Stadtteil nicht ungewöhnlich war, andere Kreaturen und Hybride neben Menschen zu sehen, wurde Changbin dennoch Subjekt der Scherze und Sticheleien der meisten Bewohner.

Er wusste ganz genau, dass es nicht daran lag, dass er kein Mensch war. Nein, es lag daran, dass er zur Hälfte eine Kreatur war, die nicht den gängigen Schönheitsstandards entsprach und von der Mehrheit der Population als grotesk angesehen wurde.

Es war Fakt, dass Dämonen nicht beliebt waren, und hübsch anzusehen waren sie auch nicht.

Die anderen Hybride, speziell Feen und Engel, bekamen nicht solche abwertenden Reaktionen von den Menschen zu spüren wie Dämonen. Warum? Weil sie mit göttlicher Erscheinung gesegnet waren. Es kam nur selten vor, dass man auf einen hässlichen Engel oder eine hässliche Fee traf, und im Normalfall wurden sie für ihr Aussehen gelobt.

Die Kleinstadt, in die Changbin das Glück hatte, geboren zu werden, war extrem oberflächlich und sie schreckte nicht davor zurück, dies auszudrücken.

Changbin sah aus dem Fenster des Busses, in dem er saß, und zog unauffällig die schwarze Maske, die die Hälfte seines Gesichts verdeckte, bis zum Ansatz seiner Nase. Währenddessen fiel sein Blick auf seine Hände und er zuckte innerlich zusammen, obwohl er daran gewöhnt war, sie jeden Tag seines Lebens zu sehen.

Manche Stellen seiner Hände wiesen eine hellpinke Tönung auf, mit dicker Haut um die Knöchel, und sie fühlten sich rau an und sahen grässlich aus. Seine Fingernägel sahen eher wie Klauen aus und waren nach innen gebogen, was es Changbin manchmal erschwerte zu schreiben.

Das Mädchen beobachtete ihn immer noch und die große Frau, die neben ihr saß (ihre Mutter vermutlich), tat nichts, um sie davon abzuhalten. Vielleicht bemerkte sie es gar nicht, vielleicht doch. Es kam nicht selten vor, dass Leute Dämonen für ihre Erscheinung hassten, also genoss sie wahrscheinlich die Tatsache, dass ihre Tochter es super offensichtlich machte, dass er nicht normal war.

Die anderen waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, also warum konnte das Mädchen sich nicht um ihre kümmern?

Changbins Griff um seinen Rucksack verfestigte sich bis er sicher war, dass seine Fingernägel sich in den Stoff bohrten. Er wünschte sich fast, nicht den Linienverkehr gewählt zu haben, um zur Schule zu fahren, doch dann realisierte er, dass er das hier jeden Tag den Neckereien seiner Mitschüler vorziehen würde.

Changbin versuchte angestrengt, das Mädchen nicht anzuschauen, weil er sie nicht erschrecken wollte, aber es stellte sich als sehr schwierig heraus. Sie wank ihm zu und grinste bei dem Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, und sie hatte Erfolg.

Er warf einen Blick auf sie und bemerkte, dass er richtig lag mit der Vermutung, dass sie ihn angrinste. Sie sah wie ein angenehmes und nettes kleines Mädchen aus und sie Tatsache, dass sie ihn anlächelte, machte sie zu etwas besserem als all die Leute, die heimlich oder ganz offen Witze über ihn machten, wann immer er da war.

hide; changlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt