Ginny betrat vorsichtig die Kerker. Filch konnte nicht weit sein. Wenn er sie hörte, war alles vorbei. Ihren Zauberstab hielt sie in der rechten Hand, darauf vorbereitet, sich zur Not verteidigen zu müssen. Noch einmal sah sie nach links und rechts, dann richtete sie ihren Zauberstab auf das eiserne Schloss, das die große Tür vor ihr verschloss.
"Alohomora!"
Ein leises Klicken war zu hören, dann sprang die Tür eine Handbreit auf. Leise öffnete Ginny die Tür so weit wie nötig. Sie schob sich durch den entstandenen Schlitz und betrat das hohe Kerkergewölbe. Es war kreisrund und ungefähr drei Meter hoch. Die Luft war feucht und kalt. Kleine Wasserdampfwolken bildeten sich vor Ginny's Mund.
Neville Longbottom hing bewusstlos einen Meter über dem Boden. Seine Handgelenke wurden von dicken Eisenringen umschlossen, die mit genauso dicken Ketten verbunden waren, die von der Decke herab hingen. Sein Kinn lag auf seiner Brust und ein breiter Schnitt zog sich von seinem linken Ohr, bis zu seiner Lippe.
Ginny hielt kurz die Luft an, lauschte auf näher kommende Schritte. Als sie nichts hören konnte, eilte sie auf Neville zu. Mit einem einfachen Schlenker ihres Zauberstabs ließ sie ihn vorsichtig zu Boden sinken. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die dicken Eisenringe, die seine Handgelenke umschlossen.
"Relaschio!"
Die Ringe sprangen auseinander und Neville sank mit einem leisen Stöhnen zu Boden. Schnell drehte Ginny ihn auf den Rücken. Seine Augenlider flackerten, dann öffnete er langsam die Augen. Orientierungslos sah er sich um, bis sich sein Blick auf Ginny richtete.
"Ginny?"
Seine Stimme war nur ein leises Krächzen. Ein heftiger Hustenanfall schüttelte ihn. Ginny presste einen ihrer Finger auf ihre Lippen, um ihm zu zeigen, dass er still sein sollte. Dann half sie ihm langsam aufzustehen.
Neville versuchte sich nicht zu sehr auf sie zu stützen, trotzdem schaffte Ginny es kaum ihn bis zur Tür zu hieven. Sie schob sie noch ein Stück weiter auf, dann betraten sie einen der langen Gänge, die sich durch die Kerker von Hogwarts zogen.
Wieder blieb Ginny kurz stehen. Würde Filch sie hier erwischen, würden sie bald beide in einem Kerker hängen. Ein leises Ächzen kam über Neville's Lippen. Ginny stieß einen leises Zischlaut aus, um ihn daran zu erinnern, dass er still sein sollte.
Dann wandte sie sich nach rechts. In wenigen Metern Entfernung lag die Treppe, die aus den Kerkern führte. Sobald sie dann in den Kellerräumen Hogwarts' wären, kannte Ginny die Gänge gut genug, um nicht mehr erwischt zu werden.
Schritt für Schritt bewegte sie sich auf die Treppe zu. Neville war ihr dabei keine große Hilfe. Seinen Kopf hatte er auf ihrem abgestützt und sein linkes Bein hing nutzlos in der Luft, während das rechte wenigstens versuchte zu laufen.
Plötzlich waren leise, schlurfende Schritte zu hören. Sie waren noch zu weit weg, als das Filch sie hätte entdecken können, trotzdem versuchte Ginny etwas schneller zu gehen. Als sie den Fuß der Treppe erreichten musste Ginny erst einmal kurz stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen. Ihr war anzumerken, dass sie seit drei Monaten kein Quidditch mehr gespielt hatte. Ihre Konditionen war im Keller und ihre körperlichen Kräfte hatten deutlich abgenommen.
Vorsichtig setzte sie Neville auf der untersten Treppenstufe ab. Er sank nach hinten und schlug sich seinen Kopf an einer anderen Treppenstufe. Diesmal kam kein Laut über seine Lippen. Nur der schmerzerfüllte Ausdruck auf seinem Gesicht sagte Ginny, wie hart so eine Steinstufe war.
Ihre Gedanken rasten. Je lauter Filch's Schritte wurden, desto mehr Adrenalin schüttete ihr Körper aus. Alleine würde sie Neville nicht die Treppe hoch bekommen. Als sie die Rettungsaktion geplant hatte, hatte sie nicht mit einem halb toten Neville gerechnet, der noch nicht einmal laufen konnte.
Ihr Blick wanderte fast unbewusst zu ihrem Zauberstab. Bisher hatte sie diese Möglichkeit ausgeschlossen. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob es klappen würde, Neville schweben zu lassen. Er ist zu schwer! Diese Tatsache konnte sie nicht außer Acht lassen. Noch nie hatte sie etwas schwereres als ein Buch oder einen Stuhl schweben lassen.
Plötzlich kam ihre eine andere Idee. Ihr Gehirn war auf einen weitaus nützlicheren Spruch gestoßen, der ihr in dieser Situation helfen konnte. Ginny richtete ihren Zauberstab auf Neville.
"Reducio!"
Kleine Funken schossen aus Ginny's Zauberstab. Neville's Augen wurden ein Stück größer, dann begann er auf seine Hände zu starren, die anfingen immer kleiner zu werden. In Höchstgeschwindigkeit schrumpfte jetzt auch Neville's restlicher Körper, bis er nur noch die Größe einer geschlossenen Faust hatte.
Vorsichtig nahm Ginny Neville in die Hand und schob ihn dann in ihre Jackentasche. Er zappelte kurz, doch dann hielt er still. Schnell eilte Ginny die Treppe hoch. Filch's Schritte wurden hinter ihr immer leiser, bis sie schließlich verklangen.
Draco schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Seine Eltern und seine Tante blieben sitzen, sahen ihm aufmerksam zu. Das Grinsen war während dem ganzen Essen nicht von ihrem Gesicht gewichen. Ihre Augen blitzten, dann schob auch Bellatrix ihren Stuhl zurück.
"Ich glaube, ich muss dir etwas zeigen!"
Sie forderte ihn mit ihrem Zauberstab auf, ihr zu folgen. Dann steuerte sie auf die gebogene Kellertreppe zu, die bis vor eine massive Eichentür führte. Diese öffnete sie mit einem leichten Tippen ihres Zauberstabs.
Draco und Bellatrix betraten ein großes Kellergewölbe. In der Mitte des Gewölbes stand ein Tisch, auf den eine Gestalt gefesselt war. Draco konnte sie nicht erkennen, hatte aber das Gefühl, dass ihm etwas an dieser Person bekannt vor kam.
"Komm, komm Draco!"
Bellatrix stieß ein gackerndes Lachen aus. Sie umrundete den Tisch zur Hälfte, immer noch mit ihrem Zauberstab in der Hand. Zögernd folgte ihr Draco. Er begann den Tisch von der anderen Seite zu umrunden. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und ein unangenehmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis den Raum wieder zu verlassen. Er wollte gar nicht wissen, wer da auf dem Tisch lag, mit diesen langen braunen Locken, die ihm das Gefühl gaben, dass er sie wiedererkennen musste.
"Komm Draco, sieh sie dir an. Die kleine Schlammblüterin war in deinem Jahrgang oder?"
Wieder stieß Bellatrix eines ihrer irren Lachen aus. Dieses Mal konnte sie kaum damit aufhören. Eine Gänsehaut bildete sich auf Draco's Armen. Dann hatte er den Tisch vollständig umrundet und konnte der Gefangenen ins Gesicht sehen.
Für einen kurzen Moment konnte er nicht atmen. Dann begann sein Herz zu rasen.
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In Cage - Dramione/Dramine Fanfiction
FanfictionWährend für ihre ehemaligen Mitschüler das siebte Schuljahr beginnt, wird Hermine im Haus der Malfoy's festgehalten... Wird sie sich in den zukünftigen Hausherrn des Anwesens verlieben und hat ihre Liebe überhaupt eine Chance? [Alle Rechte liegen b...