Kapitel 11

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Neville hatte den Zauberstab erhoben. Sein Hand zitterte nur unmerklich und seine Augen hatte er fest auf den Jungen vor sich gerichtet.
Der Junge war vielleicht gerade einmal elf, dunkle Locken fielen ihm in die Stirn und seine Haut hatte einen ungesund käsigen Ton in der letzten Minute angenommen.
"Mach schon Longbottom!"
Zabini's schnarrendes Lachen hallte von den steinernen Wänden laut wider. Seine Hände hatte er tief in den Hosentaschen vergraben und er lehnte lässig an einem der vielen Pulte. Die anderen Slytherins stimmten in sein Lachen ein, allen voran Pansy Parkinson. Hass erfüllte Neville, überrollte ihn wie ein gewaltiger Tsunami und verschluckte alles.

Hannah lehnte ihren Kopf an seine Brust. Einen Arm hatte Neville um ihre Schulter gelegt und zog sie so noch näher an ihn heran. Allein ihre Nähe gab ihm das Gefühl in Sicherheit zu sein, gab ihm die Möglichkeit all die schrecklichen Dinge, die um ihn herum geschahen zu vergessen. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und atmete ihren Duft tief ein.
"Danke!"
Seine Stimme war nicht mehr als ein leichtes Murmeln und er dachte schon, dass sie ihn nicht gehört hätte, als sie fast genauso leise:
"Dafür sind Freunde doch da!",
antwortete.
Dann herrschte lange Zeit wieder ein angenehmes Schweigen zwischen ihnen.
"Ich denke, ich sollte jetzt gehen!"
Etwas unbeholfen löste sie sich von ihm und warf sich ihren Hogwartsumhang um die Schultern. Ein bedrückendes Gefühl der Leere breitete sich in Neville aus, das er aber entschieden zur Seite schob. Die Zeit war denkbar schlecht um auch nur minimale Gefühle dieser Art zu entwickeln. Außerdem waren er und Hannah einfach nur Freunde!
"Ich begleite dich noch!"
"Sei nicht albern, ich bin schon groß und schaffe es alleine bis zu meinem Gemeinschaftsraum. Und außerdem werden sie dich wieder in die Kerker sperren, wenn du noch einmal die Regeln verletzt und das kann ich wirklich nicht verantworten!"
Schnell drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und bevor Neville noch etwas erwidern konnte, war sie auch schon verschwunden.
Seufzend ließ er sich in den Sessel zurück sinken, der ihm jetzt so furchtbar kalt und leer erschien. Das Feuer in dem kleinen Kamin war zu einem schwachen Glühen geworden und der Schein des vollen Mondes fiel durch eins der vielen Fenster in den Gemeinschaftsraum.
Nervös beobachtete er den Sekundenzeiger seiner Uhr. Wenn alles gut gegangen war, sollte Hannah jetzt an ihrem Gemeinschaftsraum bei der Küche angekommen sein. Neville fuhr sich angespannt durch die Haare. Er hätte darauf bestehen sollen, sie zu begleiten. Falls ihr etwas zustoßen würde, könnte er sich das niemals verzeihen.
Seit Anfang des Schuljahres waren die Patrouillen auf den Korridoren fast verdreifacht worden. Todesser durchstreiften jetzt jeden Gang, jede noch so geheime Abkürzung war nun nicht mehr sicher. Die Hände zu Fäusten geballt erinnerte sich Neville noch genau daran, wie stolz Filch ausgesehen hatte, als er jeden Geheimgang einzeln dem Haufen Todesser gezeigt hatte. Am liebsten hätte Neville ihm dafür in sein schmieriges, hinterhältiges Gesicht geschlagen.

Das Portrait der fetten Dame schwang bei Seite und Ginny schlüpfte in den Gemeinschaftsraum. Ihre roten Haare flogen wirr um ihren Kopf und ihr Atem ging schwer und keuchend. Schnell sprang Neville auf, und eilte zu ihr. Er zog sie zu dem Sessel, in dem er nur kurz zuvor noch gesessen hatte und kniete sich besorgt vor sie.
"Ginny! Was ist passiert?"
Außer Atem strich sie sich die Haare aus der Stirn.
"Ich bin nach dem Abendessen noch im Raum der Wünsche gewesen und habe auf dem Rückweg einen kleinen Umweg zum Astronomieturm gemacht!", ihre Stimme zitterte fast unmerklich, "Neville, ich habe Snape gesehen. Er hat das Schloss verlassen!"
Aufgeregt sah sie ihn an. Ihre braunen Augen leuchteten und sie schien auf irgendeine Reaktion von ihm zu warten. Zuerst verstand Neville nicht was sie meinte, aber dann tröpfelte die Erkenntnis langsam in sein Bewusstsein: Snape hatte das Schloss verlassen.
Er sprang auf. Ein Schub Adrenalin flutete seinen Körper und im nächsten Moment hatte er seinen Zauberstab in der Hand.
"Bist du dir ganz sicher!"
Neville fasste Ginny an den Schultern und zwang sie so direkt in seine Augen zu sehen. Die jüngste Weasley begann zu lachen und nickte mit dem Kopf, sodass mehrere ihrer roten Strähnen in ihre Augen fielen.
"Aber wir müssen uns beeilen, er wird in wenigen Stunden wieder zurück sein!"

Innerhalb von fünfzehn Minuten standen Neville und Ginny zusammen mit Seamus, Parvati und Lavender vor dem Portrait der fetten Dame. Stolz betrachtete Neville seine Freunde, die mit erhobenen Zauberstäben und trotz der späten Stunde jetzt vor ihm standen.
Das Portrait schwang bei Seite und die Fünf traten auf den dunklen Korridor. Darauf bedacht keine Geräusche von sich zu geben schlichen sie an der Wand des breiten Korridors entlang, bis sie die marmorne Treppe erreichten, die in den sechsten Stock führte.

Neville hielt seinen Atem an und drückte sich noch etwas näher an die steinerne Treppe, bevor er die anderen schnell weiter winkte.

~

Draco betrat das Verwandlungsklassenzimmer im vierten Stock als einer der Letzten. Professor McGonagall war noch nicht im Raum, also ließ er sich an einem Pult, das sich im weitesten von der Tafel entfernt befand, nieder.
Gelangweilt richtete er seinen Blick auf die unbeschriftete Tafel und beachtete die anderen Siebtklässler um ihn herum nicht.
Seine Gedanken schweiften zurück zu seiner Fahrt nach Hogwarts vor fast zwei Wochen. Nur zu gut erinnerte er sich an die Verachtung in den Augen des Todessers, als er ihn angesehen hatte.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Das war alles die Schuld seines Vaters, der sich feige den Respekt des dunklen Lords und der anderen Todesser verspielt hatte, und jetzt mussten er und seine Mutter darunter leiden. Aber er würde es Irgendwie schaffen die Ehre der Familie Malfoy wieder zu erlangen. Und dann würde es niemand mehr wagen ihn mit einer solchen Verachtung anzusehen, wie es der Todesser im Zug getan hatte.

Das Zuschlagen der Tür ließ Draco aus seinen Gedanken schrecken. Longbottom und seine Freunde ließen sich auf ihren üblichen Platzen in der dritten Reihe nieder. Nur nebenbei registrierte Draco die dunklen Ringe unter ihren Augen und das triumphierende Grinsen auf ihren Gesichtern.

Heyo I'm back!
Werde wieder versuchen mehr zu schreiben und im Laufe der Woche noch ein Kapitel hochzuladen!
Eine schöne Woche euch allen :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2017 ⏰

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In Cage - Dramione/Dramine FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt