Mit Jaspers Ankunft an dem Flughafen von Edinburgh hatte das schlechte Wetter sich verflüchtigt, als hätte der liebe Gott im Himmel mit den Fingern geschnipst und von einem Moment auf den anderen hatte die Sonne die dichte graue Wand aus Wolken durchstoßen und zeigte nun ihr freundliches Gesicht. Von dem Gesicht von Jaspers Tochter fehlte jedoch jede Spur. Er war absichtlich erst aus dem Auto zu der Stelle vor dem Airport gekommen, als er auf sein linkes Handgelenk sah und seine Armbanduhr 20 vor 5 zeigte.
Jasper fühlte sich unsicher, unter so vielen Menschen zu sein. Er schwitzte. Sein Nacken spannte sich an. In seinem Hals spürte er einen Frosch. In der Öffentlichkeit zu sein war für ihn alles andere als ein ungefährlicher Ausflug in die Hauptstadt Schottlands. Es war für Jasper ein Spiel mit dem Feuer. Sollte jemand ihn erkennen und wissen, wer er in seinem früheren Leben in Deutschland gewesen war, oder eher was von ihm behauptet wurde gewesen zu sein, würde er sich verbrennen und sein Versteckspiel, einfach alles, was er sich aufgebaut hatte, wäre zunichtegemacht worden.
Der Atemzug, den Jasper nahm, als er nach einer halben Stunde Verspätung endlich seine Nichte und Tochter Amanda sah, war tief und als er die Luft wieder ausatmete, verließ mit dem Kohlenstoff auch die Anspannung seinen Körper. Er lächelte Amanda freundlich an. Davon, dass sie eigentlich keine Lust hatte, hier zu sein wie ihre Mutter Annika es in der E-Mail geschildert hatte war auf den ersten Blick nichts zu erkennen. In seinen Händen hielt er ein Pappschild, auf welchem mit schwarzem Marker in etwas krakeligen großen Druckbuchstaben der Name "Amanda Wasington" prangte. Ein Schild, wie man es aus so vielen Filmen von Taxifahrern kannte, die ihre Passagiere abholten, oder auch... von Liebespaaren. Ein Gedanke, der sich Jasper nicht zum ersten Mal aufgedrängt hatte. Eigentlich wollte er es nicht, schließlich war sie seine Tochter, doch... konnte er wirklich ihrer Schönheit widerstehen? Er wusste es nicht. Ihr Haar wie die Strahlen der Sonne und ihre Augen hatten die Farbe von frischem Stahl. Er erkannte so viel von ihrer Mutter in ihr. Sie war in diesem Alter ebenso attraktiv gewesen. Selbst wenn man es Jasper jetzt nicht mehr ansah, wo sich langsam das Grau des Alters in sein aschblondes Haar schlich und es auch schon leicht schüttern war, so war er einst überaus adrett gewesen.
"Onkel?", holte Amanda in aus seinen Gedanken. Sie stand mit ihrem grünen Koffer direkt vor ihm, "Ich bin's deine Nichte Amanda."
Jetzt, wo sie direkt vor ihm stand sah Amanda noch atemberaubender aus. Sie war zu einer jungen Frau herangewachsen und dennoch hatte sie etwas Kindliches. Jaspers Blut kam in Wallung. "Amanda, du bist aber groß geworden", staunte er während seine Blicke versuchten alles von ihr zu erfassen, "ich freue mich, dass du doch noch zu mir kommen wolltest!" Bei den letzten Worten war seine Atmung schon schwerer.
"Ich finde es richtig Klasse, dass ich doch noch einen Praktikumsplatz bei dir bekommen habe schließlich warst du schon ausgebucht und... es freut mich wirklich dich nach so langer Zeit wiederzusehen!", fügte sie noch hinzu. Zumindest beim letzten Teil ihres Satzes merkte ihr Onkel und Vater jedoch ein leichtes und nichtsdestotrotz merkbares Zittern ihrer Lippen. Es war genau wie bei ihrer Mutter. Sie log! Jasper konnte es ihr auf keinen Fall verdenken. Sie waren eigentlich nur Fremde und dennoch war durch ihre Verwandtschaft Höflichkeit geboten. Dann umarmte Amanda ihn noch offensichtlich aus den gleichen Gründen. Es war ihr sichtlich unangenehm. Dennoch, oder vielleicht genau aus diesem Grund spürte Onkel Jasper wie das Blut langsam begann in seien Schoß zu fließen. Da Amanda zumindest noch nicht sein erigiertes Glied spüren sollte löste er sich aus der Umarmung und meinte beiläufig:
"Es war doch kein Problem! Du hattest Glück. In einem meiner Praktikantenhäuser war noch ein Platz frei. Es könnte nur schwierig werden, an die restliche Gruppe Anschluss zu finden, schließlich sind das alles geübte Reiter und du hast noch nie auf einem Pferd gesessen."
Aus irgendeinem Grund schien die letzte Aussage seine Tochter und Nichte nicht gefallen zu haben, obwohl sie ja absolut der Wahrheit entsprochen hatte. Daraufhin schwiegen sich die beiden eigentlich nur noch an. Nachdem Jasper Amandas Koffer in den Kofferraum gehievt hatte fuhren beide in Richtung Norden an den Steilküsten des östlichen Schottlands entlang. Während die Wellen wütend gegen die Klippen schlugen schaute er des öfteren zu seiner eigentlichen Tochter herüber und wollte sie ansprechen. Die Stimmung war allerdings einfach zu unerquicklich dafür, daher sah er sie dann nur für einige Augenblicke an und je öfter er dies tat, desto mehr wuchs die Begierde und die Lüsternheit in ihm. Als sie schon mehr als die Hälfte des Weges zu seinem Gestüt Merrie' zurückgelegt hatten stieg Jasper plötzlich ihr Geruch in die Nase. Sie roch nach Wildbeeren und Zimt. "Man müsste ein Parfum aus ihrem Duft machen", dachte Jasper. Da war ihm klar er würde sie noch in dieser Nacht nehmen wie der Hengst die Stute!
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Die Onkel Jasper Chroniken
Mistero / ThrillerOnkel Jasper musste vor vielen Jahren überstürzt in einen entlegenen Teil Schottlands ziehen. Dort fristet er nun sein Leben und leitet einen Reiterhof, auf dem Kinder zur besonderen Freude Jaspers ihre Ferien verbringen. Als er jedoch eines Nachts...