Verletzlichkeit

378 7 5
                                    

Ich konnte den ganzen Tag lang nicht richtig schlafen. Meine Gedanken kreisten permanent nur um dieses mysteriöse Mädchen. Wer war sie und warum hatte sich Darkside gerade in sie verliebt? War ich ihm nicht mehr genug? Konnte ich ihm nicht mehr das geben was er von mir erwartete? So viele Fragen und doch fand ich keine passenden Antworten. Dieses Gefühl in meiner Brust war nicht auszuhalten und ich dachte ich müsste daran zugrunde gehen und am liebsten wäre ich das auch. Ich musste mich Ablenken. Wenigstens ein bisschen. Nach draußen gehen konnte ich nicht. Die Sonne war noch lange nicht untergegangen. Also stand ich auf und beschloss eine Runde durch das Schloss zu gehen um meinen Kopf ein wenig frei zu bekommen. Ich schlüpfte in meine Pantoffeln und schlurfte mit langsamen Schritten über die Türschwelle hinaus in die großen Flure. Nur noch wenige Lichter brannten und es war ziemlich dunkel dafür das draußen Tag war.   Wäre auch blöd wenn nicht sonst würden wir hier drin alle versteinern. Ich lief in Richtung Gemeinschaftssaal und hörte auf einmal ungewohnte Geräusche. Es hörte sich so an als würde jemand die ganze Zeit auf der Stelle auf und ab laufen. Eigentlich müssten doch alle schlafen. Ich ging weiter und schaute vorsichtig um die Ecke. Es war dieser Leon. Anscheinend hatten Blossom und Düse ihm kein Zimmer angeboten. Langsam ging ich weiter bis er mich plötzlich entdeckte. Ertappt und schüchtern hob ich die Hand und brachte ein leises "hey" hervor. Er schaute mich misstrauisch an. "Hallo" antwortete er knapp aber dennoch interessiert. "Ich bin Titania und du musst dann wohl leon sein?"
"Genau der bin ich. Und du bist dann die mit den Beziehungsproblemen?" Na toll ich war eigentlich hier um Ablenkung zu finden und jetzt fängt er auch noch damit an. "Richtig erfasst. Was machst du überhaupt hier mitten am tag hast du kein Zimmer bekommen? Solltest du nicht eigentlich schlafen?" Ich blickte ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck entgegen.
"Doch, Blossom und düsentrieb haben mir gezeigt wo ich schlafen kann. Ich hab mich auch noch lange mit den beiden unterhalten und sie haben mir versucht zu erklären warum das hier alles so ist wie es ist und was vorallem mit mir passiert. Aber ich kann immernoch nicht begreifen was hier überhaupt geschieht und was ich jetzt bin. Ein Vampir? Das ich nicht lache. Bis vor einem Tag hab ich nichtmal in Erwägung gezogen das es solche Wesen überhaupt gibt. Das waren für mich immer nur märchengeschöpfe über die man am Lagerfeuer gruselige Geschichten erzählt hat damit die kleinen Kinder Angst bekommen." Er fing an zu lachen. Aber es war nicht dieses erfüllte Lachen. Es klang eher verzweifelt. Er tat mir eigentlich echt leid. Er wurde komplett aus seinem normalen Leben gerissen. Ich war freiwillig hergekommen aber er hatte keine andere Wahl gehabt. "Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst leon. Ich kenne die Verzweiflung die du grade spürst."
"Verzweiflung ist wohl eher untertrieben" er schnaufte. "Die haben mich einfach mitgenommen und vanessa alleine im Wald zurück gelassen. Sie muss mich dafür hassen. Sie wird denken ich habe sie erneut verlassen und das auch noch nachdem ich ihr dieses Versprechen gegeben habe. Das versprechen dass ich nie wieder gehen werde. Nichtmal wenn wir alt und runzlig sind." Versprechen, dass ich nicht lache.  "Versprechen sind heutzutage doch eh nichts mehr wert kleiner. Sie werden sowieso gebrochen." Ich wusste es würde die Situation  nicht besser machen aber diese Worte kamen einfach aus mir raus gesprudelt ohne dass ich überhaupt darüber nachgedacht hatte. "Ich glaube du verstehst es nicht. Ich liebe sie und ich würde sie niemals freiwillig verletzten wollen. Ich kann mit dem Gefühl nicht leben, dass sie gerade leidet. Ich würde alles dafür geben sie jetzt in meinem armen zu halten." Er drehte sich von mir weg und mir blieb der Atem weg. Es tat mir so unendlich weh ihn so zu sehen. So am Abgrund. Ich weiß wie er sich grade fühlen musste. Es ging mir früher nicht anders. Eigentlich gab es damals keinen einzigen Tag an dem es mir nicht so ging und meine Gefühle mich nicht übekamen. Langsam machte ich einige Schritte auf ihn zu und legte ihm vorsichtig meine Hände auf die Schultern. "Das was ich gerade gesagt habe war nicht so gemeint. Ich wollte dich auf keinen Fall verurteilen. Es ist mir einfach rausgerutscht. Du kannst mir eins glauben, ich kann nachvollziehen wie du dich gerade fühlen musst und ich wollte dir in keiner Hinsicht ein noch schlechteres Gewissen machen. Wenn du reden möchtest steh ich dir immer zur Seite. Ich kann versuchen mit darkside zu reden und eventuell finden wir auch eine Lösung für dein Problem."
Er hauchte nur ein leises "Danke" in meine Richtung. Er sah so verletzlich aus als er sich umdrehte und mir in die Augen sah. Komplett durch den Wind und einfach nur fertig. Ich konnte es mir nicht unterdrücken, also ging ich ein Schritt auf ihn zu und schloss ihn in meine arme. "Alles wird gut mach dir nicht so große Gedanken. Am besten du gehst jetzt in dein Zimmer und versuchst dich zu beruhigen. Vielleicht kannst du sogar schon ein wenig schlafen. Die Umstellung von tag und Nacht ist am Anfang nicht gerade leicht aber man gewöhnt sich dran. Falls du noch irgendwas brauchst oder fragen hast dann komm einfach zu mir ich bin für dich da." Ich trat einen Schritt zurück und er nickte mir zu. Eine andere Antwort benötigte ich nicht und ich nickte zurück.

Nach langer Pause ein neues kurzes Kapitel. Leider hatte ich durch die Prüfungen nicht viel Zeit aber ich hoffe ihr seid mir nicht so böse:))

Die Ewigkeit hinterm HorizontWo Geschichten leben. Entdecke jetzt