Back To South Africa

KAPITEL 13

Wincent

»Ey, ich hab Paddys Mikro bekommen«, konnte Wincent es immer noch nicht glauben. Sie hatten wie an jedem Abend noch lange an der Bar gestanden, mit Gentleman und MoTrip getrunken und geredet, und Wincent konnte nicht fassen, dass Paddy ausgerechnet ihn als seinen Song des Abends ausgezeichnet hatte. Zum zweiten Mal nach 2019, als er für seine Version von Roundabouts Paddys Auszeichnung bekommen hatte.

»Und du hast es sowas von verdient, mi amor«, lobte Alvaro. Sie waren zurück in ihrer Suite, Alvaro legte eine Hand in Wincents Nacken und küsste ihn tief. »Key to my Heart, ey... du willst es deinem Label echt zeigen, was?«
»Das war gar nicht der Plan«, erwiderte Wincent. »Ich wollte diesmal echt etwas altes von Paddy machen. Aber Brother Brother fand ich zu persönlich wegen seinen Geschwistern, Calling Heaven hab ich mich auch nicht getraut wegen Barby. One More Song hatte Milow ja schon. House on the Ocean war noch in meiner Auswahl, aber ich dachte, dass das dann vielleicht doch ein bisschen zu alt gewesen wär.«

»Jedenfalls hast du mich echt geflasht«, meinte Alvaro. »Das war ein richtig krasser Abend.«
»Oh ja«, seufzte Wincent in den nächsten Kuss. »Und morgen ist schon mein Abend. So heftig, wie schnell das wieder ging.
»Ober heftig«, nickte Alvaro. »Wer ist eigentlich dein Überraschungsgast?«
»Verrate ich nicht«, grinste Wincent zurück. »Überraschung, Schatz. Aber sorry, Alvaro, ich muss echt ins Bett... ich bin total platt.«
»Schade«, raunte Alvaro an seinen Lippen, ließ seine Hände unter Wincents dunkles Jeanshemd, das er heute trug, gleiten und eine Gänsehaut huschte über Wincents Körper. »Aber du hast Recht, ich bin auch bedient für heute. Komm.«

Wincent lag dann doch noch eine Weile wach, während Alvaro neben ihm rasch eingeschlafen war. Es war unfassbar, wie schnell diese drei Wochen wieder verstrichen waren, er konnte kaum glauben, dass sie nur noch zwei Abende, seinen Abend und den Duette-Abend, vor sich hatten. Trotz aller Aufregung und allen Stresses wegen seines Labels und des Managements hatte Wincent die Zeit sehr genossen und zudem einen Entschluss gefasst. Yvonnes Geschichte hatte ihn auf eine Idee gebracht, morgen wollte er mit ihr darüber reden. Wenn nicht jetzt, wann dann? Er hatte keine Lust, monatelang auf Labelsuche zu gehen, und der Gedanke, ein eigenes Label zu gründen, vielleicht mit Alvaro zusammen, hatte sich in seinem Kopf festgesetzt. Zudem musste er sich noch Gedanken machen, mit wem er beim Duette-Abend auftreten wollte. Es würde eine sehr schwere Entscheidung werden, aber er wollte auf jeden Fall einmal auf dieser so besonderen Bühne mit dieser Band mit Alvaro zusammen singen.

Am nächsten Morgen war Alvaro zu Wincents Erstaunen schon auf. Er gähnte ausgiebig, fragte sich kurz, warum Alvaro früher als er auf war und schwang dann die Beine über die Kante des Kingsize-Bettes. Er schlurfte ins Wohnzimmer der Suite, sich erneut gähnend mit einer Hand durch die dichten Haare fahrend, und wunderte sich kurz, warum die breite Balkontüre offen stand. Dann trat Wincent hinaus auf den Balkon, blinzelte in die helle Morgensonne und sah dann nur ein paar Schritte entfernt Paddy und Alvaro am Geländer stehen, die Blicke auf die atemberaubende Natur vor ihnen gerichtet.

Gerade legte Paddy eine Hand auf Alvaros Schulter, und als Wincent leise näher ging, hörte er, wie Paddy sagte: »Trau dich, mein Freund. Ich würde es mir sehr für euch wünschen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Wincent nein sagen wird.«
Wincent stoppte mitten in der Bewegung. Zu WAS würde er nicht nein sagen? Augenblicklich rasten seine Gedanken; was zum Henker hatte Alvaro vor?
»Ich weiß echt noch nicht«, sagte Alvaro. »Es würde halt alles verändern, und...«
»Wieso? Im Grunde ändert sich doch gar nichts«, meinte Paddy. »Zusammen gehört ihr doch eh, und von daher wäre das doch nur der logische Schritt, auch das gemeinsam anzugehen.«
Wincent zog eine Augenbraue hoch. Auch das gemeinsam anzugehen? Hatte Alvaro etwa dieselben Gedanken wie er, ein eigenes Label zu gründen? Warum redete er dann mit Paddy darüber? Okay, die Kelly Family hatte eine eigene Plattenfirma gehabt, Paddy kannte sich so gut aus wie kaum jemand anderes. Vielleicht sollten sie wirklich über diesen Schritt nachdenken, wenn Alvaro schon auf diesen Gedanken gekommen war.
»Get yourself up, my friend«, meinte Paddy aufmunternd. »You'll only win, I'm sure.«