~ Schlossführung ~

554 18 1
                                    

Herrin?

Das ist ja großartig. Ich werde ihre Meisterin sein und hab das Sagen.

Natürlich kommt es nicht nur darauf an. Oh Mann....

Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Kann ich nicht einmal meine Machtgier abstellen?

Wir liefen spärlich belichtete Gänge entlang, Jane einige Schritte vor mir.

„In diese Richtung geht es zur Trainingshalle, zum Garten und zur Bibliothek. Dort können alle hin. Die Meister haben noch einmal alles extra, so dass sie ungestört sein können. Der obersten Garde ist der Zutritt ebenfalls erlaubt, wenn man vorher fragt. Trotzdem mögen die Meister es nicht sonderlich, wenn wir uns zur gleichen Zeit wie sie dort aufhalten.", erzählte sie mir im Vorbeigehen.

Ich nickte resignierend, auch wenn sie es nicht sehen konnte.

Jane blieb stehen und deutete auf eine breite Treppe, die nach unten führte.

„Dort unten befinden sich die Kerker. Meister Caius ist dort unten oft anzutreffen."

Wirklich interessant, dachte ich mir

Wir liefen weiter, rechts, links, hoch, runter. Wäre ich ein Mensch, hätte ich schon von Anfang an die Orientierung verloren. Sie zeigte mir, wo sich die Zimmer der anderen untersten Gardisten befinden.

Schließlich bog Jane in einen weiteren langen Gang ab. An seinen Seiten hingen uralte Gemälde, mit schicken Goldrahmen. Nicht nur hier, überall im Schloss verteilt hingen Bilder. Selbst in der Eingangshalle konnte ich ein riesiges Portrait ausmachen. Darauf zu sehen waren die gesamten Volturis. Jane meinte, sie hatten dieses Bild vor ungefähr 70 Jahren anfertigen lassen.

Riesige, von der Decke baumelnde, Kronleuchter erhellten den Gang.

Mhhhmm, dieses Licht schmeichelt mir ausgesprochen gut. Das wusste ich, hatte mir aber auch ein Spiegel, der wohl so langsam erblinden sollte, verraten.

Am Ende des Gangs befand sich eine große Tür. Vor ihr standen zwei Wachen, die sich auch sogleich verbeugten. Ihr Verbeugen galt weniger Jane als mir.

Wir traten ein - wow ehrlich - so stilvoll hätte ich mir das hier gar nicht vorgestellt. Marmor, Mahagoni, Samt und die Farben Rot und Gold schmückten das Zimmer. Ein gewaltiger Unterschied im Gegensatz zum Rest des Schlosses, wobei ich noch nicht alles gesehen habe.

Man muss sich das so vorstellen: Man betritt den Raum. Dort sind jeweils links und rechts fünf Türen. Jane meinte, dass acht dieser Zimmer ihnen gehörten, also den hochrangigen Wachen und den Leibwächtern der Meister höchstpersönlich. Das sind Jane, Alec, Dimitri, Felix, Corin, Renata und Santiago. Eines der Zimmer stand leer. Die anderen Türen sind nur weitere, wie in diesem Schloss unzählig vorhandene, Gänge. Von dort aus kommt man am schnellsten überall hin.

Und das Beste: dort dürfen sich auch nur die wenigsten aufhalten.

An den Zimmertüren vorbei sieht man durch einen Rundbogen einen weiteren Raum.

Man wird bei Betreten von allem Luxus aus jeglicher Zeit erschlagen. Es verschlägt einem die Sprache.

Ich kam nicht wirklich dazu, den runden Raum zu betrachten, da Jane anfing, mir irgendetwas zu erzählen: „Man könnte diesen hier als ein Vorraum betrachten. Vielleicht als Wohnzimmer?", meinte sie, als sie mit der Hand einmal durch die Luft fuhr – so, als wollte sie mir den Raum damit mehr veranschaulichen.

„Hier darf ich nur rein, wenn ich gerufen werde und schon gar nicht in die Zimmer der Meister." Jane flüsterte fast. Als würde sie dafür bestraft werden hier zu sein, zu stehen oder zu reden. Unter normalen Umständen wahrscheinlich schon. Wie auch immer.

Sie musste wohl meinen prüfenden Blick auf den großen Haufen an alten Papieren auf dem Tisch gesehen haben. „Das sind alte Schriften und Dokumente aus unserem Archiv. Meister Aro ist unglaublich stolz auf die Entstehung der Volturi und liest dies gern nochmal in den Mitschriften nach."

Sie räusperte sich

„Dieses dort ist Caius Zimmer, das von Aro und dort Marcus Zimmer und dieses hier..." - Sie lief Richtung einer noch von ihr unbenannten Tür und drehte sich schwungvoll um - „ist ihres, meine Meisterin. Es stand schon immer leer, dennoch haben die Meister es einrichten lassen. Das es gleich für ihre Seelenverwandte bereit steht, wenn sie kommt. Sie haben über die Jahre des Wartens ihre Hoffnung nicht aufgegeben, wobei ich zugeben muss, einige der Wachen haben nicht mehr daran geglaubt, ihnen zu begegnen und selbst ich habe das Schlimmste in Erwägung gezogen. Verzeiht mir.

Aber wie der Zufall so will, hat sich doch jetzt alles zum Guten gewandt."

Ich hatte sie bisher für ein eher ruhiges Mädchen gehalten, scheint aber aus ihrem Redeschwall gar nicht mehr herauszukommen. Gott bewahre.

„Ich selbst habe ein wenig zu der Gestaltung beigetragen. Die Männer haben sich da doch etwas ungeschickt angestellt, wobei die Meister unglaublich an Architektur und Kunst interessiert sind."

Ich konnte nichts tun, außer gequält zu grinsen.

„Es freut mich, nun endlich eine Meisterin zu haben. Die Meister brauchen sie. Ich rede zu viel oder?", stellte Jane fest, als sie auf den Türgriff in ihrer Hand sah.

„Nun ja ein wenig", meinte ich ungeduldig und deutete ihr mit meinem Blick, die Tür endlich zu öffnen.

„Entschuldigen sie!" - Ein kurzes entschuldigendes Verbeugen und die Tür öffnete sich.

Fantastisch, genau mein Stil. Wie auch schon der Raum davor, schrie mein Zimmer förmlich nach viel Geld, so wie ich das am liebsten hatte.

Ich lief einige Schritte in den Raum hinein, verschränkte meine Finger und drückte die Arme in Richtung meiner Brust und drehte mich einmal im Kreis.

Man hat mir wohl angesehen, wie begeistert ich von dem Zimmer bin, denn wie Jane zufrieden und erleichtert feststellte: "Ihnen gefällt das Zimmer!"

Und ob mir das gefällt. Ich würde es niemals so offen zugeben.

„Es ist ganz annehmbar."

„Schauen sie." Jane sprang förmlich ins angrenzende Zimmer. „Hier - das ist ihr begehbarer Kleiderschrank und dort ist das Badezimmer."

Sie erklärte mir noch einige Sachen.

Allerdings hörte ich eher halbherzig zu.

The Volturi Soul MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt