Die Maske.

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Wie jeden Morgen stand ich um 5:50 auf, um mich für die Schule fertig zu machen.
Träge kletterte ich die Leiter, die zu meinem Bett führte hinunter, bewegte mich zum Kleiderschrank und nahm mir das erstbeste, was ich in die Fingern bekam. Müde schlurfte ich weiter ins Badezimmer. Ich will nicht in die Schule! Aber wer will das schon? Das kann man sich nicht aussuchen... Zumindest nicht wenn man Eltern wie ich hat, die glauben Abitur und ein Artztstudium wäre das beste für mich... Puuu, wieso immer ich?!
Dabei möchte ich doch so gerne herumreisen und die Welt entdecken mein eigenes Leben leben und frei sein... Doch nicht einmal über mich selbst zu bestimmen war mir vergönnt!
Langsam zog ich mich an und wusch mir das Gesicht, ich sah mich im Spiegel.
Ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren, mit kleinen Locken, die ihr feines Gesicht umrahmten. Cremefarbener Haut, leichte Sommersprossen, teddybärbraunen Augen, die traurig in den Spiegel sahen und die leichten rosa Lippen, die zu einer feinen Linie zusammengepresst waren. Ich war eigentlich ganz schön, auf meine eigene Art und weise. Nur der traurige Blick und die Grimasse passte nicht ganz ins Konzept... Doch wieso sollte ich auch glücklich sein? Es gab nichts worüber ich fröhlich sein könnte...
Wenn mich meine Freunde jetzt sehen würden... Nicht einmal Nelly, die ich schon seit meiner Kindergartenzeit kenne, würde mich so erkennen. (Sie ist die liebevollste Person die ich je kennengelernt habe.) Ich schüttelte den Kopf um meine Gedanken zu vertreiben und setzte mein 1000-Watt lächeln auf. "Et voilà." Da ist sie die fröhliche, lustige und glückliche Mio, die jeder kennt. Ich trug etwas Mascara, Labello auf und steckte mir die Haare hoch. Danach ging ich nach unten, um mir ein Butterbrot mit Honig her zu richten und ein Glas Wasser zu trinken.
Mein tägliches Frühstück.

Ich ging meinen Eltern größteils aus dem Weg, nicht um wieder in ein Gespräch über meine Zukunft verwickelt zu werden. Puuu... Das nervt ganz schön! Ich saß gerade am Küchentisch und streckte mein Gesicht in die ersten Sonnenstrahlen, als meine Mutter zu mir trat und mich ernst ansah.>>Das kann doch nicht so weiter gehen Mio, du bist jetzt schon 17 Jahre alt, langsam musst du über deine Zukunft nachdenken!!! Würdest du in nächster Zeit auch bitte endlich die Nachprüfung in Mathe machen... Wir müssen deine Noten verbessern! Und über deine 3 in Latein will ich gar nicht reden!!!...
So ging es noch eine Zeit weiter, wenn ich ehrlich bin höre ich das ganze schon gar nicht mehr... Was wollte sie, eine 2 in Mathe ist doch perfekt und ... Ach jetzt fang ich auch schon so an... Mir über Noten den Kopf zu zerbrechen, als wären die so wichtig! Plötzlich kam ein Seufzer von meiner Mutter. >>Ich und dein Vater möchten gerne heute mit dir über deine nächsten Ziele reden, welchen Beruf du ergreifen wirst oder ob du noch studieren sollst. Also sei bitte pünktlich zum Essen wieder zu Hause.<< Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging nach oben.>> Schönen Schultag Schatz!<<
Ich weiß, man soll über seine Eltern nichts böses denken, aber am liebsten hätte ich meiner Mutter bei diesen Worten den Hals umgedreht!!! Es geht sie überhaupt nichts an, was ich nach dem Schulabschluss mache. Es war ja schon genug das sie mir all meine Hobbys genommen haben und bestimmt haben mit welchen Leuten ich befreundet bin. Ihre Taktik 'Zuckerbrot und Peitschenhieb' (den Ausdruck hat uns, unser Geschichtslehrer einmal beigebracht...) scheint nicht auf zu gehen. Ihre gespielte Nettigkeit bringt mich eher zum kotzen... Ich atmete tief durch, das Gespräch heute Abend wird mehr als nur hässlich enden das weiß ich ganz genau... >>Ach und alles Gute zum Geburtstag Schatz!<< Schrie sie mir noch nach, als ich nocheinmal seufzend aufstand und zur Tür ging. Ja, ich habe heute Geburtstag und ja meine Mutter gratuliert mir immer so. Was für eine liebevolle Mutter ich doch habe! Ich schnappte mir noch schnell meine Schultasche, eine Jacke und meinen Lieblingsschal mit Schottenmuster. Vor der Tür stöpselte ich mir noch schnell meine Kopfhörer ein und trat hinaus in die frische Luft. Herrlich... Für einen Moment vergaß ich alles um mich herum und reckte den Kopf in die Sonne. Ich bin endlich 17 ab jetzt kann ich für mich selbst bestimmen! Dann ging ich los um meinen beschissenen Schultag zu beginnen... Das einzige was mich aufmunterte war die Tatsache das ich Nelly wiedersah. Doch langsam stahl sich ein grinsen auf mein Gesicht. Mit meinem Lieblingslied Rose Tatto von den Dropkick Murphys konnte ich nur lächelnd in die Schule gehen...

Between timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt