5. Kapitel

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Zum Glück bin ich zu perplex, um sofort genervt davonzustapfen, denn kurz danach geht die Türe wieder auf und ich sehe mich Herrn Wengers verschmitztem Grinsen gegenüber. Die drei Lachfältchen, die sich dabei um seine Augen bilden, bringen so manches Frauenherz unter meinen Klassenkameradinnen zum Schmelzen. Der dunkle Schatten seines Dreitagebarts, den er sich momentan stehen lässt, bildet einen starken Kontrast zu seinem strahlend weißen Lächeln.

„Nur 'n Scherz. Sie kennen mich doch." Er zwinkert mir zu, und obwohl ich normalerweise gerne auf seine Späße eingehe, werde ich ärgerlich. Außerdem mag ich es nicht, wenn ein Mann mich aus der Fassung bringt.

„Wahnsinnig witzig. Darf ich jetzt rein?"

„Klar", reagiert Herr Wenger knapp auf meinen schnippischen Tonfall und tritt einen Schritt zur Seite, sodass ich das Klassenzimmer betreten kann. Ich verschaffe mir schnell ein Bild von der Sitzordnung und sehe, dass Melanie mir wie immer einen Platz in ihrer Nähe freigehalten hat.

„Mensch Marie, wo hast du denn gesteckt? Ich dachte schon, du hättest kalte Füße gekriegt wegen der Prüfung", flüstert sie mir zu und sucht mit ihren dunklen Augen meinen Blick.

„Heike ...", ist alles, was ich sagen muss, um Melanie ein mitleidiges Nicken zu entlocken. Sie sieht wieder einmal mehr fabelhaft aus. Ihre von Natur aus dichten Wimpern hat sie stark getuscht und ihr rosa Schmollmund schimmert unter einer dicken Schicht Lipgloss. Obwohl ich aus bekannten Gründen eine Abneigung gegen stark geschminkte Frauen hege, gefällt es mir bei ihr. Selbst ohne jegliches Make-up sticht sie dank ihrer südländischen Wurzeln und ihrer überaus weiblichen Figur immer aus der Masse heraus.

Plötzlich entdecke ich auf ihrem Tisch ein rosafarbenes Stofftier.

„Ist das ein Unikitty?", will ich wissen und zeige dabei auf die pink-weiße Katze mit einem Horn auf der Stirn.

„Ja ist die nicht zum Anbeißen? Meine Chefin hat mitbekommen, dass ich ein riesengroßer Legomovie-Fan bin, und hat mir das Tierchen heute auf den Tisch gelegt. Als Glücksbringer für die Prüfung."

„Echt lieb von ihr."

Obwohl ich Melanie ihr Glück gönne, beneide ich sie auch um das gute Verhältnis zu ihrer Vorgesetzten, welche ihr die Abendschule sogar über ein Weiterbildungsbudget finanziert. Heike hingegen hat mir nicht mal viel Glück gewünscht, im Gegenteil. Wahrscheinlich würde sie sich diebisch freuen, wenn ich durch die Prüfung rassle.

„Jetzt da alle hier sind", Herr Wenger sieht kurz in meine Richtung, „lasst uns mit der Prüfung beginnen. Wie versprochen habe ich die Fragen nur aus den ersten vier Kapiteln zusammengestellt. Nächste Woche folgt die Prüfung zu den ersten fünf und in einem Monat, an der Abschlussprüfung, müsst ihr alle sechs Themenbereiche beherrschen."

Während er spricht, geht er von Tisch zu Tisch und überreicht den Anwesenden einen Prüfungsbogen.

„Ihr habt Zeit, bis mein Unterricht fertig ist, also insgesamt 90 Minuten, die Pause nicht mitgerechnet. Wer früher fertig ist, gibt mir das Blatt ab und geht nach draußen."

Er fährt sich durch seine matt glänzenden dunkelbraunen Haare und ich kann aus dem Augenwinkel sehen, wie Julia Simone anstupst und beide dahinschmachten. Gott wie peinlich. Ich kann es gar nicht ab, wenn Frauen ihre Vernarrtheit derart zur Schau stellen.

„Frau Schuler." Herr Wenger ist inzwischen bei meinem Platz angekommen und hält mir den Testbogen unter die Nase.

„Danke", murmle ich brummig, immer noch etwas verärgert über den Schrecken, den er mir eingejagt hat. Als ich ihm das Blatt aus der Hand nehme, berühre ich zufällig seine Finger und zucke bei dem elektrisierenden Gefühl, dass diese Berührung auslöst, sofort zurück. Den Blick, den er mir danach zuwirft, kann ich nicht einordnen und daher starre ich grimmig auf den Papierbogen. Konzentration, Schuler, Konzentration. Schließlich hast du nicht deinen wertvollen Sonntag fürs Lernen geopfert, nur um jetzt eine schlechte Note zu schreiben.

Dirty Panty Business : getragen, verkauft - verliebt! | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt