Licht

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gewidmet Kapitelwaise, der sicher genau weiß, mit welchen Satz er das hier ausgelöst hat.

gewidmet Kapitelwaise, der sicher genau weiß, mit welchen Satz er das hier ausgelöst hat

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„Langweilig!"

Ich zucke zusammen. „Was?"

„Langweilig!", wiederholt er. Mein Bruder. Der mächtigste unter uns. Und zweifellos hat er recht. Immerhin ist hier nichts außer uns. Und wir sind nichts als umherwandernde Seelen. Nicht mehr als Nebel in der Schwärze. Nur haben wir mehr Macht als so ein Nebel. Sehr viel mehr.

„Was willst du dagegen machen?" frage ich.

Er weist auf die Nebelschleier, die uns umgeben und nur noch sehr schwach leuchten. „Sie haben sich zerstreut."

„Das haben sie die ganze Zeit getan", gebe ich zu bedenken.

„Aber ich habe genug davon!" Er ballt die Faust. Und sammelt seine Macht.

Gleichzeitig ballen sich auch die Nebel zusammen. Und sammeln sich an einem Ort.

Entzückt sehe ich zu. Wir haben lange darauf gewartet, dass sie das von allein tun. In all den Äonen haben sie nicht zusammengefunden. Sie wurden nur immer schwächer, dünner und dunkler. Und nun hat mein Bruder die Geduld verloren.

Ich sammle nun auch meine Kraft. Strecke die Fühler meines Seins nach allen Seiten aus, um weitere Nebel zu finden. Und sie dann dem Punkt zuzuleiten, an dem mein Bruder die Nebel sich verdichten lässt.

„Au ja!" Mi taucht neben uns auf. „Darf ich auch helfen?"

Ich kann ihn verstehen. Seit Äonen schweben wir durch die Schwärze und warten. Mein Bruder hat recht. Zeit, dass etwas passiert.

„Halte sie zusammen", weist mein Bruder Mi an. Der gehorcht umgehend, während ich weiter Nebel aus den Tiefen ziehe.

„Juhu! Endlich passiert hier mal was!" Nun kommen weitere Gefährten. Ich erkenne Raf, Pan, Ur und Sal. Sehen in eigentlichem Sinne kann ich sie nicht, da es weder Licht gibt noch ich Augen habe. Hingegen spüre ich die Essenz ihrer Seelen, die der meinen ähnelt, indessen nicht gleich ist. Wir alle sind bloße Existenzen. Allerdings mit gewaltiger Macht, mit der wir die Welt verändern können, wenn wir wollen. Bisher hielten wir uns zurück. Wir warteten. Beschäftigten uns mit unseren eigenen Gedanken. Doch irgendwann wird auch das langweilig. Mein Bruder handelte als erster. Aber eigentlich haben sie alle darauf gehofft, dass er beginnt und sie dann mitmachen können.

Und sie stürzen sich begeistert in die Aufgabe, die Nebel zusammenzutreiben. Ich konzentriere mich weiter darauf, sie alle ausfindig zu machen. Nach meinem Bruder habe ich die meiste Macht und ich kann mein Sein bis in alle Winkel ausdehnen und die Nebel an mich binden.

Mein Bruder drängt sie zusammen, verdichtet sie immer mehr. Sie werden flüssig, dann fest. Und noch immer presst er sie zusammen. Zwingt sie, ineinander überzugehen, miteinander zu verschmelzen. Sie erhitzen sich unter dem Druck, doch mein Bruder ist noch nicht zufrieden.

„Da ist noch einer", ich schiebe ihm den letzten Nebel zu. Er nimmt ihn und fügt ihn den anderen zu, ohne die Kugel, die sie mittlerweile bilden, auch nur ein winziges bisschen zu vergrößern. Im Gegenteil. Die Kugel schrumpft immer weiter und wird heißer und heller. Auf ihrer Oberfläche schlieren die Überreste der Nebel umeinander, weigern sich noch, zueinander zu kommen.

„Wie lange noch?", frage ich meinen Bruder. Von ihm kommt feste Entschlossenheit: „Bis es nicht mehr geht!"

Der Druck nimmt zu, die Hitze ebenfalls. Hätte ich einen Körper, müsste ich zurückweichen. Hätte ich Augen, müsste ich sie bedecken vor dem Leuchten, das von der Kugel reiner Materie, gefangen in der Macht meines Bruders, immer stärker ausgeht. Da ich beides nicht habe, geselle ich mich zu ihm und füge meine Kraft der seinen zu.

Es dauert lange. Ein weiteres Äon vergeht unterdessen. Aber wir haben schon so viele überdauert, dass uns das nun auch nichts mehr ausmacht.

Die Nebel bestanden aus winzigen Teilchen, die nur noch wenig vom völligen Nichts trennte. Um jedes Teilchen war ein Milliardenfaches seiner fast nicht vorhandenen Masse an totaler Leere gewesen. Nun werden sie immer dichter zusammengedrückt. Mein Bruder zwingt sie, näher zueinander zu rücken, bis sie sich fast berühren. Und dann – ein letzter, gewaltiger Ruck. Die Teilchen berühren sich.

Plötzlich geschieht alles sehr schnell. Die Hitze steigt gewaltig an, die Schlieren erstarren. Dann explodiert die gesammelte Materie.

Die Teilchen werden durch die Wucht in alle Richtungen geschleudert. Mit einer solchen Gewalt gegeneinander geschleudert, dass sie verschmelzen. Es scheint seltsam, aber solch winzige Teilchen zu einem werden zu lassen, braucht eine schier unglaubliche Energie. Die Explosion hat diese freigesetzt.

Materie durchströmt auch uns, die wir nur zusehen. Und nun wirklich sehen. Unsere Sinne, zuvor auf unser ganzes Sein verteilt, lösen sich voneinander. Was zuvor lediglich spüren war, wird nun zu Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen.

Vage erinnere ich mich, diesen Zustand schon einmal erlebt zu haben. Wir gaben ihn auf, als die Welt zerbrach und das ist so lange her, dass ich vergessen habe, wie sich das anfühlte. Nun habe ich es wieder.

Und ich fühle. Die Kälte des Raumes ebenso wie die nachwallende Hitze der Explosion. Ich rieche Rauch und Eis, schmecke Wasser und Elektrizität, höre das Knistern, wenn die Teilchen sich verbinden und mein eigenes Lachen. Und ich sehe das Licht, dessen Intensität nun nachlässt, das sich aber immer mehr verteilt.

Wir haben es geschafft. Die Schwärze trennt sich erneut vom Leuchten, das Licht verbreitet sich.

Es fängt wieder an.

Es fängt wieder an

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Das hab ich nicht gewollt ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt