Früchte

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Ich liege zusammengekringelt auf einem breiten Ast und genieße die Wärme und das Licht der Sonne

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Ich liege zusammengekringelt auf einem breiten Ast und genieße die Wärme und das Licht der Sonne. Auch wenn mir die Idee meines Bruders immer noch nicht zusagt, diesen Garten hat er wirklich gut geschaffen. Und die Früchte des Baumes sind lecker. Häufig nehme ich die Gestalt eines Tieres an, nur um sie zu schmecken. Um mich zu erhalten, solange ich aus Materie bestehe, muss ich zwar Energie aufnehmen, aber dazu reicht mir das Licht eines Sternes aus.

Im Augenblick bin ich allerdings eine Schlange und die frisst kein Obst. Aber sie kann Licht und Wärme tanken und das ist es, was ich brauche. Ganz ohne Photosynthese.

Als ein Schatten über mich fällt, öffne ich unwillig die Augen. Die Menschen stehen vor mir und mustern mich, neugierig und ängstlich.

„Ob die giftig ist?", flüstert das Weibchen.

Aha. Es ist ihnen aufgefallen, dass manche Schlangen Gift haben.

„Das wird ihr auch nichts nützen", das Männchen nimmt einen Knüppel zur Hand. Werkzeuge zu machen haben sie auch schon gelernt. Die Waffe haben sie bearbeitet, damit ein Ende gut in der Hand liegt, während das andere schwer und dick genug ist, um einen Schädel zu brechen.

Bislang stellen sie nur Jagdwaffen und Messer her. Werkzeuge, um zu töten, zu zerstören. Werkzeuge, mit denen man etwas erschaffen kann, kennen sie nicht.

„Ich bin nicht giftig", sage ich. Der Mann lässt den Knüppel fallen. „Du kannst sprechen?"

Ups. Vergessen. Schlangen können das eigentlich nicht.

Ich lasse mich vom Ast gleiten und nehme dabei Menschengestalt an. Im Gegensatz zu meinem Bruder, der sich gerne alt und abgeklärt zeigt, jedoch die Form eines jungen Mannes.

Die beiden Menschen glotzen mich an. Dann kichert die Frau und zeigt auf meinen Kopf. „Guck mal. Rot!", meint sie.

Sie meint mein rotes Haar. Rot, helles, leuchtendes Rot ist meine Farbe. Ich bin der Lichtbringer und Licht neigt zu dieser Farbe. Feuer, von Wasserstoff genährt zum Beispiel. Der Großteil der Sterne ist rot – flackernd gelbrot. Mein Haar flackert nicht. Aber es ist rot. Was daran so lustig ist, weiß ich aber nicht.

„Feuerkopf", lacht der Mann. „Brennst du?"

Ich kann brennen, wenn ich will. Aber das zeige ich ihm lieber nicht.

Weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, greife ich nach einer Frucht und beiße hinein. Vielleicht, um den Menschen zu zeigen, dass ich kein Jäger bin. Tiere, die Obst essen, sind meistens harmlos.

Wieder glotzen die Menschen. „Dieses Obst ist giftig! Das können Menschen nicht essen!"

Ups. Der falsche Baum. Das ist der, von dem sie nicht essen sollen.

Da kommt mir eine Idee. Vielleicht kann ich den Fehler meines Bruders etwas ausmerzen.

Mein Bruder pflegt Ideen äonenlang zu überdenken. Ich nicht. Das war immer schon mein Fehler.

Ich lächle die Menschen an. „Diese Früchte könnt auch ihr essen."

Sie wirken verunsichert, aber gierig. Ich weiß, wie sehr es sie nach diesem Obst gelüstet. Weil es verboten ist. Nur darum.

Ich pflücke zwei der Früchte und lasse dabei etwas von meiner Essenz in sie hineinfließen. Nur wenig. So soviel, dass die Menschen erkennen können. Sehen, wie sich Veränderungen auswirken, spüren, was gut ist und was weniger gut, erkennen, was ihr Tun für Folgen hat.

Die Menschen nehmen die Früchte und essen. Und nehmen dabei die Intelligenz auf, die ich ihnen sende.

 Und nehmen dabei die Intelligenz auf, die ich ihnen sende

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