Mond

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„Komm mit", mein Bruder zieht mich zu einem ziemlich kleinen Stern hin

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„Komm mit", mein Bruder zieht mich zu einem ziemlich kleinen Stern hin. „Ich hab mir was ausgedacht und ich glaube, das wird dir auch gefallen."

Mein Bruder hat immer interessante Ideen. Und die Macht, sie zu verwirklichen. In der Regel überlegt er es sich aber genau, wann und wie er seine Kraft einsetzt. Auch darum folgen wir ihm. Er ist nicht nur der Stärkste von uns allen, sondern auch der Klügste.

Der Stern wird natürlich ebenfalls von mehr oder minder runden Objekten umkreist. Einige von ihnen haben ihre eigenen kleinen Tänzer, die sich um sie drehen.

„Sonderbar", bemerkte ich, als ich dieses kleine System inmitten eines größeren genauer ansehe.

„Was genau?" fragt mein Bruder. Ich weise auf die vielen Objekte. „Meist sind es die großen Sterne, die besonders viele Folger haben. Aber dieser hat mehr als ich jemals gesehen habe. Nicht nur die größeren, welche in Kreislinien um ihn ziehen, sondern noch sehr viel mehr, die in unregelmäßigen Ellipsen um ihn rotieren. Und das, obwohl viele von ihnen so weit entfernt sind, dass sie seinen Umkreis der Macht schon verlassen haben müssten."

Mein Bruder lächelt. „Das fiel mir auch auf. Was glaubst du, könnte das verursachen?"

Ich sehe mir das genauer an. Dann habe ich es. „Er dort", ich weise auf das größte umkreisende Objekt. „Er ist so groß, dass er fast selbst ein Stern sein könnte. Nur ein weniges hat gefehlt. Darum ist seine Kraft groß und er fügt sie der seines Sterns hinzu." Ich überlege. „Das ist aber auch gefährlich. Er zieht andere Objekte an. Und wenn er sie nicht auf sich zieht, sondern ... da, siehst du? Genau das passiert gerade!"

Gerade ist ein dehnbarer Begriff. Es vergeht eine ziemliche Weile, in der wir beobachten, wie ein kleinerer Materieballen – wir nennen diese Art Chondriten – von der Masse des großen Planeten angezogen wird, aber an ihm vorbeistürzt und einen der kleineren, noch ziemlich flüssigen Planeten streift. Mit einer Geschwindigkeit, bei der es keinen frontalen Aufprall braucht, um eine Menge Energie freizusetzen. Dabei wird der Chondrit zerstört, seine Masse wird von dem kleinen Planeten absorbiert. Aber es wurde einiges an Materie beim Aufprall fortgeschleudert. Die Macht des Planetchens reicht nicht aus, um sie wieder an sich zu binden. Sie ist aber groß genug, um die Materie nicht entkommen zu lassen. Diese bildet nach einer Weile einen neuen Planeten, der aber nicht vom anderen fortkommt.

„Interessant", stelle ich fest. „Der Chondrit brachte einiges an Wasser mit. Und der neue Miniplanet, der sich jetzt wie ein Mond verhält, aber viel zu groß für den kleinen Planeten ist, ändert die Verhältnisse total."

„So etwas musste bei dieser Konstellation früher oder später passieren", stimmt mein Bruder zu. „Jetzt hat der kleine Planet viel Wasser und durch den großen Mond eine stabilere Bahn als die meisten anderen Planeten. Ideal also, um hier Leben zu säen."

Das hätte ich mir denken können. Während es mir genügt, die Sterne zu betrachten, liebt es mein Bruder, auf geeigneten Planeten Leben auszustreuen. Es ist zwar auch recht kurzweilig, dieses zu beobachten. Nur – kurz ist das rechte Wort dafür. Lebende Objekte verändern sich rasch und vergehen noch schneller. Sie existieren einfach zu kurz als dass ich eine Bindung zu ihnen entwickeln könnte wie zu einem Stern, dessen Werden, Wachsen und Vergehen ich mehrere Äonen lang begleiten kann.

„Wann?" frage ich dennoch.

Mein Bruder beäugt das Planetchen. „Er muss noch etwas abkühlen und fester werden. Wenn sich die Nebel gelichtet haben und Land von Wasser zu unterscheiden ist, denke ich."

Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie lange das dauern wird. „Ich komme dann dazu."

„Gut. Gucken darfst du. Aber ich mach das dann alleine, klar?"

Manchmal ist mein Bruder so.

Manchmal ist mein Bruder so

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