4. Kapitel

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Felix Sicht

Ich wache mit einem mordsmäßigem Schädel auf und versuche eine halbe Stunde wieder einzuschlafen. Das ist das dumme an Cuba Libre: Die viele Cola führt zwangsläufig zu massivem Herzrasen, was einschlafen unmöglich macht. Resigniert gebe ich auf, öffne die Augen und starre an die Decke. Und da fällt es mir wieder ein. Julian und Lea wie sie sich wild küssen. Julian der mich zur Seite zieht und anfleht mich um die schlafende Freundin zu kümmern, damit er mit Lea die restliche Nacht verbringen kann. Ich der betrunken einfach alles abnickt. Ob sie immer noch schläft? Ich ziehe mir eine kurze, graue und weit geschnittene Hose an und schleiche mich zum Arbeits-/Gästezimmer. Warum schleiche ich durch meine eigene Wohnung? Irgendwas läuft hier mächtig schief. Ich öffne die Tür einen Spaltbreit und schaue auf die Schlafende. Es sieht so aus als hätte sie sich, seitdem ich die Nacht das letzte Mal hinein geschaut habe, nicht bewegt. Aber wirklich gemütlich sieht das nicht aus. Ich trete einen Schritt ein und decke sie so gut es geht zu, dabei stoße ich ein Weißweinglas, welches neben dem Bett auf dem Boden steht, um. Keine Reaktion. Wow, sie scheint wirklich mächtig k.o. zu sein, wenn sie nicht einmal das aufweckt. Na gut, dann werde ich mich mal frisch machen, etwas gegen die Kopfschmerzen tun und irgendwas essbares besorgen. Wenn mein Schlafgast aufwacht ist sie sicher sehr hungrig.

Als ich wieder zurück von meinem Lieblingscafé komme steht Nina in der Küche und starrt mich an. Sie sieht extrem verstört aus und alles andere als begeistert. Der erste Satz der über ihre Lippen kommt ist „Ich trinke keinen Kaffee" und ich schwöre: Ich habe noch nie eine schönere Stimme gehört. Sie ist noch leicht belegt vom Schlaf, aber trotzdem warm und weich. Mir fallen 100 Dinge ein die ich diese Frau noch sagen hören will. Ich will, dass sie mich aus dem Off ansagt, ich will, dass sie mir aus Büchern vorliest und ich will meinen Namen von ihren Lippen hören während wir... Oha. Konzentrier dich Felix. Nicht abschweifen. Sie sieht immer noch sehr wütend aus. Aber selbst als sie 10 Minuten später in mein Handy keift und ihre Freundin anschreit, könnte ich mir nichts schöneres vorstellen. Und ich bin ihrer Freundin sehr dankbar, dass sie den Vorschlag macht heute Abend etwas gemeinsam zu unternehmen. Das verschafft mir ein paar weitere Stunden um Nina kennen zu lernen.

Einige Zeit später sitzen wir in meinem Auto und fahren zu dem Parkhaus in dem Nina ihr Auto abgestellt hat. Meine o.s.t. Playlist läuft und ich beobachte wie Nina auf ihr Handy schaut. Sie hat ihre Haare zu einem Dutt hoch gebunden und einige blonde Strähnen haben sich bereits gelöst. Ich stehe eigentlich nicht auf Blondinen. Nina ist generell überhaupt nicht mein Typ. Ich mag sportliche, zierliche Frauen. Sie hingegen ist eher kurvig und hat ein rundliches Gesicht mit süßen Grübchen. Ihre blauen Augen glitzern und strahlen wenn sie in die Sonne schaut und... What the fuck. Was ist los mit mir? Wo kommen diese ekelhaften Gedanken her? Wir biegen ins Parkhaus und ich stelle mein Auto direkt neben ihrem ab. „Wenn du magst können wir dein Auto mitnehmen. Ich habe einen zweiten Stellplatz." Nina sieht mich irgendwie komisch an. Ich kann diese Frau nicht lesen. Auf der einen Seite fühle ich mich sehr zu ihr hingezogen und auf der anderen Seite habe ich das Gefühl kilometerweit von ihr weg zu sein. „Ich will nicht unhöflich sein, aber ich hab auf der Fahrt hier her ein Hotel gebucht. Ich denke ich werde direkt dorthin fahren.", sagt sie und lächelt mich vorsichtig an, um dann direkt zur Seite weg zu schauen. „Ja, natürlich." Mehr fällt mir nicht ein. „Vielleicht gibst du mir deine Nummer? Im Hotel haben sie ein Ladekabel für mich und es wäre mir lieb, wenn ich noch einen weiteren Kontakt hätte um Lea, oder mit wem auch immer sie sich rumtreibt, zu erreichen?" Shit, ich gebe meine Nummer eigentlich nicht weiter.

Verkettung ungünstiger Umstände (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt