6. Kapitel

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Felix Sicht

Ich. Habs. Verkackt. Das ich nicht gut in Smalltalk bin und auch gar keinen Bock drauf hab ist ja allgemein bekannt, aber das ich sogar in normalem „Talk" schlecht bin ist neu. Ich hab ihr meine richtige Nummer gegeben. Aber ich bezweifle, dass ich jemals eine Nachricht von ihr bekommen werde. Natürlich ist Nina keine von den Mädels die direkt meine Nummer auf irgendwelchen Gossip-Seiten verbreiten. Aber das ich das über sie denke, dass denkt sie jetzt. Ziemlich viel Gedenke, geradezu verkopft. Während des kompletten Heimwegs kann ich nur daran denken wie weich und warm sich ihre Haut unter meinen Fingern angefühlt hat. Und daran wie unglaublich kalt diese Verabschiedung war. Zurück in meiner Wohnung setze ich mich auf meinen Balkon, drehe mir eine Zigarette und rufe Julian an. Hoffentlich sind die beiden mittlerweile aus dem Bett gekommen. Nach dem 6. Klingeln lege ich auf. Anscheinend sind sie beschäftigt. Nina müsste mittlerweile eingecheckt haben. Ich weiß nicht mal in welchem Hotel sie ist. Ich lasse mich tief in die Terrassenmöbel sinken, lasse den Kopf nach hinten fallen und reibe mir ein wenig zu derb übers Gesicht. Die letzte Nacht und der wenige Schlaf machen sich bemerkbar. Nach der dritten Kippe vibriert mein Handy. Doch leider ist es nicht wie ich kurz gehofft habe Nina, sondern nur mein Bruder. „Was ist los Bro?" „Nina ist ins Hotel gegangen." „Was?" Ich höre im Hintergrund wie Lea sagt er soll das Handy laut stellen. Stattdessen erklärt er ihr, dass er mal kurz auf den Balkon telefonieren geht. Sehr gut, er hat sich sein Gehirn die Nacht noch nicht komplett raus gevögelt. „Ich hab's absolut verkackt man." Ich erzähle was passiert ist. Wie kalt ihr Gesichtsausdruck geworden ist, als ich ihr meine Nummer nicht geben wollte, geht mir die ganze Zeit über nicht aus dem Kopf. „Also ganz rational betrachtet ist überhaupt nichts vorgefallen. Die fremde Frau will natürlich nicht in einer fremden Wohnung mit einem fremden Mann Zeit verbringen, nur weil ihre Freundin seinen Bruder aufgerissen hat. Als ob du bei irgend einer Ollen chillen würdest, weil ich bei ihrer Schwester versackt bin und du im Suff auf ihrer Couch eingepennt bist. Natürlich würdest du auch schnellstmöglich da weg wollen. Alles ganz natürlich. Der einzige Bitchmove von dir war ihr präzise zu erklären warum sie nicht qualifiziert dafür ist deine Nummer zu bekommen. Die sie ja jetzt aber doch hat." Er har recht. Natürlich hat er recht, der kleine Bastard. Ich bin der ältere und sonst immer derjenige der alles nüchtern betrachtet und unter Kontrolle hat. „Dafür, dass du jetzt deshalb so einen Affen machst, kann es nur eine Erklärung geben: Du stehst auf sie. Und das nicht zu knapp." Verdammt. Ich hasse es wenn man mich so überanalysiert. Und noch schlimmer ist es, dass er wahrscheinlich recht hat. „Spast." Julian lacht. Er weiß, dass er absolut richtig liegt. „Und was mach ich jetzt?" „Du wartest ab. So wie ich es verstanden habe sollte in der nächsten halben Stunde ein Anruf bei Lea ankommen. Wir regeln das schon. Ich melde mich wegen der Abendplanung. Leg dich hin großer Bruder. Du klingst fertig." Als ich 2 Stunden später wach werde und auf mein Handy schaue habe ich neben 260 neuen Insta-DM's sechs verpasste Anrufe von einer mir unbekannten Nummer und drei verpasst Anrufe von Julian. Fuck.

Verkettung ungünstiger Umstände (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt