5. Kapitel

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Janinas Sicht

Es hat sich gut angefühlt mir ein Hotel zu buchen. Ich hasse es jemandem zur Last zu fallen. Und noch viel mehr hasse ich es nicht die Kontrolle zu haben. Und die habe ich verloren als ich dummerweise in dem Gästezimmer von Felix Lobrecht eingeschlafen bin und die hormongesteuerte Lea die Planung übernommen hat. Selbst zu entscheiden wo ich mich aufhalte hat mir mein Gefühl von Unabhängigkeit ein Stück weit wieder gegeben. Doch in dem Moment in dem ich es laut ausgesprochen habe bekomme ich ein unfassbar schlechtes Gewissen. Felix war so lieb zu mir, dass ich jetzt das Gefühl habe seine Gastfreundschaft mit Füßen zu treten. Aber jetzt ist das Hotel gebucht und ich brauche dringend ein paar Stunden für mich um den Kopf frei zu bekommen. In den letzten 24 Stunden ist einfach so viel verrücktes passiert. Trotzdem will ich mich nicht ganz abkapseln. Immerhin ist meine beste Freundin mit seinem Bruder unterwegs und ich kenne diese Leute nicht. Deshalb frage ich ihn nach seiner Nummer. Und nur deshalb. Ich habe absolut keine Hintergedanken und hoffe auf gar keinen Fall, dass wir weiter Kontakt halten. Das muss ich mir nur immer wieder sagen. Und obwohl ich nur aus Fürsorge und weil ich mir um Lea Sorgen mache frage, bin ich trotzdem sehr aufgeregt. Erwähnte ich schon, dass mein Hirn bei attraktiven Männern aussetzt? Und das Felix jetzt zögert nachdem ich ihn gefragt habe macht es nicht besser. „Weißt du ich gebe meine Nummer eigentlich nicht raus, aber dir meine geschäftliche Nummer zu geben fühlt sich auch falsch an. Ich meins nicht böse, aber irgendwie bist du trotzdem ein Fan und ich hab wirklich keine Lust, dass meine Nummer geleaked wird." Ok, ciao. Ist das sein Ernst? Ich vergesse alles was ich gerade gedacht habe mit einem Schlag. Natürlich. Ich bin nur ein dummes kleines Fan-Girl in seinen Augen. „Ich denke die geschäftliche Nummer reicht vollkommen aus.", erwidere ich kühl. „Vielleicht hast du ja eine Visitenkarte?" Als ob heutzutage noch jemand eine Visitenkarte hätte, also mal abgesehen von irgendwelchen Paco's mit Oberlippenbart, die dich auf der Straße anquatschen und dir versprechen dich groß raus zu bringen. Wer's glaubt. Felix starrt mich an und scheint intensiv zu überlegen. Ein wenig zu intensiv, denn so langsam bekomme ich bei dem Blick Angst. Ich glaube er tötet mich gleich, so durchdringend starrt er mir in die Augen. Mein Gott, so dolle wirkt das in den YouTube Videos oder auf der Bühne nie. Endlich löst sich sein Blick von mir. Felix kramt einen Stift aus dem Handschuhfach. Und so sauber und aufgeräumt der Innenraum seines Autos ist, so unordentlich ist das Handschuhfach. Liegt da ein Tampon zwischen USB-Sticks und alten Tabakbeuteln? Er zieht mein Handgelenk zu sich um mir eine Nummer auf das Handgelenk zu kritzeln. Klassische Mädchenschrift, aber zittert er? Nein, verguckt. Warum sollte er auch. „Danke, ich meld' mich wenn was ist. Danke fürs fahren." Ich löse meine Hand aus seiner Umklammerung, lächle ihn kurz unterkühlt an und steige aus dem Auto. „Bis spä..." Höre ich in dem Moment in dem ich die Beifahrertür zuschlage. Ich drehe mich um, krame in meiner Handtasche nach dem Parkticket, bezahlt haben wir schon im Vorhinein für 24 Stunden, hole meinen Autoschlüssel, steige ein und fahre los. Felix ist schon lange weg. Was geblieben ist ist das kribbeln an der Stelle an der sich seine Finger um mein Handgelenk geschlossen haben.

Verkettung ungünstiger Umstände (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt