Kapitel 10

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Meine Lunge brannte vom Rennen, doch ich hielt nicht an. Irgendwann hatte ich das Gelände des Lan-Clans verlassen und hatte angefangen loszurennen.

Manchmal brachte Laufen dieses Gefühl von Freiheit und klärte meine Gedanken, die sich jetzt seit Tagen nur noch im Kreis drehten.

Ich war einem der Waldwege gefolgt, die den Berg hinaufführten und die ich bis jetzt nur bis zu einem bestimmten Punkt abgelaufen war, da es mir irgendwann zu steil wurde, doch nun rannte ich weiter als zuvor.

Ich stoppte erst, als ich mitten im Kiefernwald an einem Abhang stand und nicht mehr wirklich wusste, wo ich wieder zurück kam oder in welcher Himmelsrichtung ich überhaupt hätte laufen sollen, da ich zu oft auf einer Höhe weitergelaufen war um eine sicherere Stelle zu finden. Meine Beine zitterten von dem Aufstieg und der plötzlichen Anstrengung.

Vorsichtig ließ ich mich auf das weiche Moos sinken und zog meine Beine an. Von hier aus sah man auf eine weiße Wolkendecke, die den Blick auf das Tal verdeckte und die dem Wolkennest ihren Namen gegeben hatte.

Ich wusste, dass wenn das hier kein Traum war, ich mir meiner Gefühle gegenüber Lan Zhan bewusst werden sollte, da er ganz offensichtlich anders war. Anders als ich ihn kannte oder mir vorgestellt hatte.

Was es auch immer war ich müsste mir dessen bewusst werden. Mein Blick wanderte über die Wolkendecke und ich ließ die Zweifel zu. All die Zweifel, die gekommen waren, als ich ihm in die Augen geschaut und goldene Sprenkel entdeckt hatte, als ich ihn beobachtet hatte, wie er mit den Fingern auf den Tisch trommelte und mit dem Zweifel, dass ich diesen Lan Zhan liebte, kam auch der Schmerz, als er mich an diesem verhängnisvollen Morgen von sich gestoßen hatte und als er mir nicht aufgeholfen, sondern ignoriert hatte, als ich hingefallen war und mir die Hände und Knie aufgeschrammt hatte.

Ich betrachtete meine Hände, wo noch blass die Stellen zu sehen waren, wo ich mich versucht hatte abzufangen. Seufzend ließ ich sie in den Schoß fallen und lehnte mich ein Stück zurück.

Ein Summen riss mich aus meinen Gedanken. Es war definitiv eine menschliche Stimme, doch sie klang vertraut, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte diese Melodie je gehört zu haben.

Vorsichtig sah ich mich um, doch ich konnte nichts zwischen den Bäumen erkennen, das auf das Geräusch hingewiesen hätte. Verwirrt erhob ich mich und folgte dem Klang.

Kleine Steinchen rollten unter meinen Füßen weg, als ich den Hang höher kletterte und langsam merkte, wie die Luft dünner wurde. Kleine Flächen waren mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt und irgendwann, als ich über die letzte Erhebung kletterte und auf der Spitze der Bergkette ankam zeigte sich ein kleines Haus.

Es stand schief vom Wind und rüttelte an meinen Erinnerungen, wie als wäre ich schon mal hier gewesen. Ein weißes Band wehte neben der Tür die offen stand und aus der das Summen drang.

Neugierig schritt ich näher. Auf meiner linken Seite sah ich aus dem Augenwinkel Gusu. Es war wahrscheinlich gut zu wissen wo ich lang musste, wenn ich wieder zurück kehrte.

Das Summen verstummte als ich an die Tür trat und in das Innere des Hauses lugte.

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