Kapitel 3

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Ich atmete stoßweise, Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Von dem Gesicht meines Gegenübers   konnte ich nur ein spitzes Kinn und einen schmalen Mund erkennen. Ein Schrei bahnte sich seinen Weg durch meine Kehle nach oben. Der Mund verzog sich zu einem lässigen Lächeln. Als er die Hand hob, duckte ich mich instinktiv. Doch er griff nur zu seiner Kapuze und begann sie langsam nach hinten zu ziehen. Zwei harte Wangenknochen erschienen. Bevor ich noch mehr von seinem Gesicht zu sehen bekommen konnte,  nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und rammte ihm meinen Ellbogen direkt in den Magen. Er keuchte, stolperte, krümmte sich zusammen und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Ich wartete nicht bis er sich wieder aufgerichtet hatte, sondern rannte so schnell ich konnte auf die rettenden Lichter unseres Hauses zu.

Die eiskalte Luft brannte in meiner Kehle, während ich mich für meine Unsportlichkeit verfluchte. Jeder andere wäre vermutlich schon längst bei der Haustür angekommen, aber wenn man sich immer vor dem Sportunterricht drückt, muss das ja irgendwann einmal Konsequenzen haben. Auch das Adrenalin in meinem Blut konnte das Brennen in meinen Beinen nicht ausblenden und so war ich unendlich dankbar als ich endlich den Gartenzaun erreichte. Keuchend riss ich das Tor auf und stürmte über den geschotterten Weg zur Haustüre. Das Geräusch der Klingel zerschnitt die stille Nachtluft, ich klingelte wieder und immer wieder, bis sich die Türe endlich öffnete. Warmes Licht ergoss sich über mich, es vertrieb die Schatten und nahm mich liebevoll in sich auf. Doch leider war das einladende Licht nicht alles, was ich sah. Ein Schatten baute sich vor mir auf und nahm mir ein Stückchen des Lichts.

Dunkle Haare hingen in Strähnen aus einem unordentlichen Dutt heraus. Knallroter Lippenstift war über das gesamte Gesicht verschmiert und aus dem hektisch zugebundenem Bademantel ragten zwei schlanke nackte Beine heraus. Das aller schlimmste an der Erscheinung war weder, dass ich sie offensichtlich gerade bei etwas wichtigen gestört hatte, noch das hinter ihr ein ziemlich gut aussehender Mann auftauchte. Das Schlimmste waren ihre Augen. Sie schienen nur so vor Hass zu sprühen, als sie mich erkannte. Die Wut brodelte hinter ihrer Versade und drohte jede Sekunde überzugehen. Und das würde nicht lustig werden. "Geh doch wieder ins Bett, Schatz. Ich komme gleich." Säuselte sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen über ihre Schulter. Dann zog sie die Türe hinter sich ins Schloss und stieß mich brutal in die Dunkelheit.

Vom Himmel hochWo Geschichten leben. Entdecke jetzt