Überraschung

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Am nächsten Morgen erwachte ich mit so guter Laune, wie schon lange nicht mehr. Die Tatsache, dass sich die strahlende Sonne ihren Weg durch den kleinen Schlitz zwischen den dunklen Vorhängen suchte, bestätigte mich in meinem Wissen. Heute werde ein guter Tag werden. Ich wusste nicht woher diese gute Stimmung kam und ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen, aber es gefiel mir. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so schwerelos gefühlt wie in diesem
Augenblick. Ich stand schnell auf, schnappte mir eine dunkelblaue Jeans und eine weiße Bluse und verschwand dann leise vor mich hinsummend im Bad. Ich hatte damit gerechnet, dass mich die erste Begegnung mit Markus völlig runterziehen würde, aber seine Reaktion gestern war einfach so göttlich gewiesen. Ich grinste bei dem Gedanken daran, wie perplex ich ihn hatte stehen lassen. Der Punkt ging eindeutig an mich. Leise vor mich hinsummend kämmte ich mir meine kurzen Haare und ließ sie einfach offen auf meine Schultern fallen.

Immer noch barfuß tänzelte ich passend zum Rhythmus von ABBA durch mein Zimmer und suchte meine restlichen Klamotten zusammenzusuchen und sie ordentlich gefaltet in den Schrank zu legen. Ich hasste Unordnung in meinem Hotelzimmer und außerdem musste heute einfach alles perfekt sein, wenn mein Mitbewohner kam. Ich schob also meinen Koffer unter das Bett und machte etwas Platz für weiter Klamotten in meinem Schrank.

Selbst das Frühstück heute schmeckte mir besser als sonst, das schien auch Elena zu erkennen, denn sie kam lächelnd auf mich zu. „Was bereitet dir denn so gute Laune, Liebes?" Fragte sie und setzte sich zu mir. „Ich hab Markus gestern Abend getroffen," Elena zog scharf die Luft ein, „Und ihn einfach stehen gelassen." Ergänzte ich schnell und Elenas angestaute Luft suchte sich wieder ihren Weg nach draußen. „Das ist mein Mädchen." Ich grinste stolz, „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so auf unsere Begegnung reagieren würde, aber besser so als weinend in meinem Zimmer." „Das stimmt natürlich, aber das kann doch nicht wirklich der einzige Grund für dein breites Grinsen sein." Ich biss auf meine Unterlippe und schüttelte meinen Kopf, „Der Vertrag steht, jetzt müssen nur nochmal die Anwälte drüber schauen und einer Vergrößerung steht nichts mehr im Weg." „Das klingt doch super." Begeistert nickte ich, „Und... Ich bekomme nachher Besuch." Ließ ich die Bombe eiskalt platzen. „Was?" Fragte Elena überrascht, „Wer kommt denn?" „Überraschung." Geheimnisvoll nippte ich an meinem Kakao, „Aber du wirst es lieben, da bin ich mir sicher." „Du bist wirklich unmöglich." Ich lachte leise auf, „Das weiß ich doch." „Hab einen schönen Tag, mein Kind." Elena erhob sich und machte sich auf den Weg zurück zur Küche. „Du auch!" Rief ich ihr noch hinterher. Elena war für mich immer wie eine dritte Oma, ich hatte sie unglaublich lieb. Früher hatten wir immer gemeinsame Picknicke im Garten gemacht und ich hatte ihr alle meine Geheimnisse anvertraut. Sie hatte mir stets bei meinen Hausaufgaben geholfen, zumindest hatte sie es versucht. Wirklich funktioniert hatte das nie, zumindest nicht in Mathe. Beim Lesen und Schreiben lernen hingegen war sie mir eine wirklich große Hilfe.

Nachdem ich mein Besteck zur Seite geräumt hatte, machte ich mich auf den Weg hinaus in die Stadt. Früher war ich nur ungern shoppen gegangen, jetzt beruhigte es mich irgendwie. Ich konnte zwar immer noch nicht ewig lang durch irgendwelche Läden schlendern, aber machte es dennoch gerne. Im ersten Laden angekommen, ließ ich meine Finger über den Stoff verschiedener Kleidung gleiten und genoss einfach nur das Gefühl. Mein Geschmack hatte sich über die letzten Jahre stark verändert, ich liebte es praktisch und schick. Generell mochte ich schlichte, einfarbige Kleidungsstücke, mit einer Jeans und etwas Schmuck am liebsten.

Der Nachmittag verging wie im Flug, mittlerweile hatte ich mich in ein kleines, etwas abseits liegendes Café gesetzt und nippte gelegentlich an einer Tasse warmen Kakao. Der Regen hatte wieder begonnen, allerdings war es eher ein leichter Sommerregen. Draußen war es für Ende März tatsächlich relativ warm. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?" Fragte mich ein junges Mädchen plötzlich, „Nein, danke." Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und lächelte sie freundlich an, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Mia?" Fragte das Mädchen, welches ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. „Klette?" „Oh mein Gott." Quietschte sie, „Was machst du denn hier?" „Na ich trinke einen Kakao." Ich grinste frech und bedeutete ihr, sich zu mir zu setzten da im Café sowieso nicht wirklich viel los war. „Seit wann bist du wieder da?" „Seit gestern." Antwortete ich ihr, „Dann hat sich Markus das also wirklich nicht eingebildet..." murmelte sie gerade so, dass ich sie verstehen konnte. „Nein, da kann ich dich beruhigen." „Ich fasse es nicht, dass du wieder da bist. Maxi wird sich so freuen und Nessi erst." Begann sie, „Stop," unterbrach ich ihren Redefluss, „Ich bleibe nicht." „Was?" Klettes Mundwinkel sanken wieder, „Ich bin nur aus geschäftlichen Gründen hier." „Also fährst du schon wieder?" Ich schüttelte meinen Kopf, „Ich bleibe noch mindestens eine Woche und dann schaue ich weiter." „Na das passt doch perfekt, dank Maxis Veranstaltung sind gerade auch alle anderen Kerle wieder hier, wir müssen uns unbedingt treffen!" Klette triefte geradezu vor Enthusiasmus, doch ich musste ihr widersprechen. „Nein." Sie schaute mich aus ihren großen braunen Augen überrascht an, „Ich gehöre schon lange nicht mehr zu den wilden Kerlen, wenn es die überhaupt noch gibt. Ihr habt mich damals verlassen Klette, du kannst von mir jetzt nicht einfach so erwarten, dass ich so tun würde als sei das alles nie passiert. Zwar sind wir jetzt alle weitestgehend erwachsen, allerdings bin ich nicht bereit diese Zeit zu vergessen, ihr habt mich alle ziemlich verletzt." Beendete ich meinen Vortrag und fühlte mich danach seltsam erleichtert. Klette hatte derweil ihren Blick auf den Tisch gesenkt, „Du hast recht, das war albern von mir. Es tut mir leid." „Schon gut," Ich lächelte sie aufmunternd an, „Seit wann arbeitest du eigentlich jetzt schon hier?" Begann ich ein lockeres Gespräch, „Noch nicht so lange, das ist auch erstmal eine Übergangslösung. Nerv und ich überlegen nächstes Jahr auf Reisen zu gehen und dafür muss ich schließlich irgendwie Geld verdienen." Antwortete sie mir, „Wirklich? Wo soll es denn hingehen?" Hakte ich interessiert nach, doch Klette zuckte nur mit den Schultern. „Mal schauen, was sich so ergibt." Ich stimmte ihr nickend zu, ich wäre damals nach meiner Schulzeit auch gerne um die Welt gereist, doch das hatte sich einfach nicht ergeben. „Klette!" Rief plötzlich jemand und unterbrach damit unser kurzes Gespräch. „Oh, ich muss weiter arbeiten." Erklärte Klette und erhob sich, „Kein Problem, ich wollte sowieso langsam mal zahlen." Ich grinste und kramte in meiner Tasche nach meinem Portemonnaie. „Lass stecken, der geht aufs Haus." Murmelte sie mir zu, grinste mich noch einmal an und verschwand dann wieder hinter dem Tresen. Schnell packte ich meine Taschen zusammen, erhob mich und verließ das kleine Café. Mittlerweile wurde es schon langsam dunkel, also konnte ich davon ausgehen, dass mein Besuch schon vor mir im Hotel angekommen sein musste.

Mit einem breiten Lächeln betrat ich dann schließlich einige Minuten später die Lobby des Hotels und wurde von dem köstlichen Duft des Abendessens eingehüllt. Suchend blickte ich mich um, bis meine Augen schließlich auf ein ganz bestimmtes kleines Mädchen trafen. „Mommy!" 

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Überraschung!!

Ich weiß, dass der eine oder andere vielleicht schon damit gerechnet hat, aber jetzt ist es offiziell! Zu Mias Leben gehört noch ein kleines wunderbares Mädchen, das Mia neben ihrem anstrengenden Job ganz schön auf trapp hält.

Ach ja und können wir mal bitte über das Wort Portemonnaie sprechen? Wer hat sich das bitte ausgedacht? Ich hab bestimmt fünf Minuten rumprobiert es zuschreiben und schließlich doch gegoogelt. Wer kommt auf so eine komplizierte Schreibweise? Naja was solls...

Ich wünsche euch allen auf jeden Fall einen wunderschönen restlich Tag.

Liebe Grüße,

Lea<3

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt