Wir haben dich vermisst

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Hallöchen!

Zugegeben, es hat gedauert aber jetzt gehts endlich weiter. ;) 

Viel Spaß beim Lesen

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Nachdem wir es mit einer halben Stunde Verspätung auch endlich geschafft hatten das Haus zu verlassen, standen wir nun vor dem großen Tor der Van Theumers. Das Anwesen war noch immer genauso beeindruckend und einschüchternd, wie ich es in Erinnerung hatte. Ich schluckte schwer, da spürte ich Markus' Hand, die nach meiner griff. Er schien meine Unsicherheit zu spüren und beruhigte mich mit dieser kleinen Geste tatsächlich etwas. Die Unsicherheit fraß mich von innen heraus auf, ich wusste nicht, wie Alex und Lukas auf mich reagieren würden, immerhin hatte ich ihre Enkeltochter vor ihnen verborgen, ihnen ihrer Anwesenheit beraubt. „Bist du bereit?" Fragte Markus liebevoll und musterte mich. Ally, die auf dem Arm trug, tat es ihm gleich. „Ich brauche noch eine Minute." Antwortete ich ihm bedrückt, „Nimm dir alle Zeit der Welt." Ich lächelte leicht, nickte und atmete ein letztes Mal tief durch.

Das große Tor öffnete sich quälend langsam und auch der Weg zur Haustür zog sich für mich unendlich in die Länge. Markus Hand, die meine umfasste und Ally, die vor uns her zur Haustür hüpfte um zu klingeln, beruhigten mich zwar etwas, doch meine schweißnassen Hände verbieten mich. „Hey, sie werden sich einfach nur freuen." Markus zwinkerte mir zu, doch da war ich mir nicht so sicher. Ich hatte ihnen vieles vorenthalten. Bereits als ich immer wieder bei Alex angerufen hatte, wusste ich von meiner Schwangerschaft, ich hätte es ihr erzählen können, doch das hatte ich nicht getan. Mittlerweile schämte ich mich etwas für meine Feigheit, etwas daran ändern konnte ich jetzt sowieso nicht mehr.

Das Klingeln ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Schnell versteckte sich Ally hinter meinen Beinen und lief mich schmunzeln. Das Klingeln liebte sie, aber wenn sie dann darauf warten musste, dass jemand die Tür auch wirklich auf machte, wurde sie ängstlich. Durch das Milchglas sah ich, wie sich etwas hinter der Tür bewegte und wenige Sekunden später fand ich mich in Alex schmalen Armen wieder. „Oh Mia." Hauchte sie in mein Ohr und strich mir immer wieder über den Rücken. Zögerlich erwiderte ich die Umarmung. Sie drückte mich ein Stück von sich und ich sah die Tränen in ihren strahlend braunen Augen. „Wir haben dich so vermisst." War der erste Satz, der über ihre Lippen kam und eine gewaltige Last fiel von meinen Schultern, kein Vorwurf, keine Anklage, keine Wut. Alex trat zur Seite und schon zog mich Lukas in eine Umarmung. „Schön, dass du wieder bei uns bist." Flüsterte er, löste sich von mir und zwinkerte. Mein Blick wanderte zurück zu Alex, deren Tränen sich mittlerweile aus ihren Augenwinkeln den Weg über ihre Wangen bahnten. Sie lächelte verzückt, während sie versuchte einen Blick auf Alice zu werfen, die sich noch immer hinter mir versteckte. Ich schaute zu ihr hinunter und lächelte sie ermutigend an. Bestärkt in ihrem Tun kam sie schließlich doch hinter mir hervor und reichte beiden ihre kleine Hand. „Ich bin Alice." Sagte sie zögernd, während Alex sich vor sie hockte. „Hallo Alice, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue dich kennen zu lernen." Eine weitere Träne rollte über ihre Wangen und mich überkam für einen kurzen Moment wieder mein schlechtes Gewissen. „Ich bin Alex, die Mama von Markus und das ist Markus Papa, Lukas." Ich hockte mich ebenfalls in, „Das sind deine Oma und ein Opa." Meinte ich und sah die Erleichterung in Lukas blick gut. Anscheinend waren sie sich nicht sicher gewesen, inwiefern Ally aufgeklärt war. „Cool, noch eine Oma!" Lachte sie und auch Markus konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Alex und Lukas schloss auch ihren Sohn in eine kurze Umarmung und schon traten wir ins Haus.

Wie immer duftete es wunderbar nach Plätzchen und mir lief allein von diesem unfassbar gutem Geruch das Wasser im Mund zusammen. „Hat Edgar gebacken?" Fragte ich, während wir ins Wohnzimmer liefen. „Ja, schon den ganzen Morgen, er ist fürchterlich nervös." Lachte Alex und auch ich kicherte leise. „Wow, ist das groß." Stellte Ally fest und drehte sich einmal um ihre eigene Achse. „Das stimmt, deshalb kann man hier auch richtig gut verstecken spielen." Meinte Lukas, „Oder Markus?" „Oh ja, manchmal hab ich Papa auch nach stundenlangem Suchen nicht gefunden." Allys Augen wurden groß. „Das lag aber nur daran, dass dein Vater immer für zwei Stunden mit dem Auto abgehauen ist und du es nicht gemerkt hast." Ich prustete los und auch Allys glockenhelles Lachen tönte durch den Flur.

Kurz darauf hatten wir alle bereits einige Kekse gegessen und einen Kaffee getrunken. Nachdem Ally fertig war, hielt sie es nicht mehr aus still zu sitzen und so hatte sie Markus und sogar Lukas zu einer Runde Versecken überredet. Was soll ich sagen, aus dieser einen Runde waren bereits sieben geworden und müde waren sie noch lange nicht.

Ich nippte an meinem Kaffee, während ich schmunzelnd Ally dabei beobachtete, wie sie jeden Winkel des Wohnzimmers genau untersuchte. „Jetzt erzähl mal, etwas neugierig bin ich ja schon. Obwohl das vielleicht etwas untertrieben ist." Alex lächelte mich liebevoll an, erst jetzt bemerkte ich die vielen Lachfältchen in ihrem Gesicht. Sie sah noch viel freundlicher und glücklicher aus, als vor ein paar Jahren. „Es tut mir leid," begann ich, doch sie winkte ab, „Ach, das braucht es nicht. Du hast nichts getan, für das du dich entschuldigen müsstest. Das war Markus Aufgabe und ich hoffe, die hat er auch ordentlich erfüllt." Ich lächelte, „Ja, das hat er auf jeden Fall. Ally vergöttert ihn. Er macht das wirklich großartig." „Das hoffe ich doch stark." Ich hörte einen Schrei, der stark nach Markus klang und kurz darauf Allys Lachen. „Fang doch vorne an." Bat sie mich, dann erzählte ich ihr schließlich Allys und meine Geschichte. „Ich habe bereits gewusst, dass ich schwanger war, bevor unser Kontakt abbrach." Ich senkte meinen Kopf, „Es war sehr früh, aber für mich stand fest, dass ich das Baby um jeden Preis behalten würde, ob mit oder ohne Markus. Das Eingeständnis, das Markus wirklich nicht zurückkommen würde, traf mich jedoch härter als ich erwartet hatte. Ehrlich gesagt waren die ersten Monate der Schwangerschaft einfach nur schrecklich. Übelkeit von morgens bis abends und ständig diese Angst." Eine kleine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, ich hatte schon lange nicht mehr an diese Zeit zurückgedacht. „Aber nach und nach besserte sich alles, die Übelkeit verschwand endlich, der Bauch wurde größer und alles immer realer. Als ich Ally dann zum ersten Mal im Arm hielt, war für einen Moment diese schreckliche Zeit einfach vergessen, als wäre nichts von alle dem jemals passiert." „Der Moment ist magisch oder?" Unterbrach Alex mich, ich nickte. „Ja, wirklich magisch. Tja und die ersten Monate waren halt so wie es mit einem Säugling eben ist. Kurze Nächte, eine Dusche von innen zu sehen war purer Luxus und einen Tagesrhythmus gab es einfach nicht." Ich schmunzelte, „Wenn du möchtest kannst du uns gerne demnächst besuchen kommen und wir schauen uns ein paar Fotoalben an." Bot ich Alex an und sie nickte sofort begeistert, „Auf jeden Fall, ich möchte doch sehen, wie gut du das alles gemeistert hast." Markus und Ally kamen ins Wohnzimmer gestürmt, „Habt ihr Opa gesehen?" Diese Worte kamen so selbstverständlich über ihre Lippen, dass für einen Moment wohl allen in diesem Raum der Mund offen stand. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, „Hier ist er nicht." „Schaut doch mal in der Garage." Forderte Alex die beiden auf. „Danke!" Und schon waren sie wieder verschwunden. „Sie ist ein wunderbares Mädchen." Stellte Alex fest, „ja, das ist sie wirklich.

Es dauerte nicht mehr lange, da hatte Ally keine Lust mehr und langsam fielen ihr auch ihre Äugeln zu. „Ich bin nicht müde, Papa!" Protestierte sie sogleich, als Markus ihren Namen und das Wort müde in einem Satz erwähnte. „Natürlich nicht." Schmunzelte Lukas. „Ihr könnt uns jeder Zeit wieder besuchen kommen." Bot Lukas an, „Und wenn du bei irgendwas Hilfe brauchst, meldest du dich." Meinte Alex ernst. „Mach ich, es war wirklich sehr schön heute." Alex nickte, „Bis ganz bald." Lukas und Alex zogen mich jeweils nochmals in eine kurze Umarmung und schon machten wir uns wieder auf den Heimweg. „Papa, Arm." Erklang es nach wenigen Metern und mit einem Lächeln im Gesicht und einer müden Alice liefen wir schließlich Hand in Hand die Straße entlang.

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