Mädelsabend

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Ich war mehr als nur angespannt, als ich Alice um halb sechs an diesem Abend zu Phil brachte. Mein gesamter Körper stand unter Strom, während Alice fröhlich hüpfend Richtung Wohnungstür lief und leise vor sich hin summte. „Ally!" Meinte ich und erkämpfte mir so ihre Aufmerksamkeit erkämpfte. „Bist du sicher, dass du bei Phil schlafen möchtest?" Sie war als ich ihr heute Mittag von meinem Plan berichtet hatte sofort begeistert gewesen, aber vielleicht hatte sich das ja mittlerweile geändert. Viellicht wollte sie doch lieber bei mir schlafen und deshalb musste ich auch die Verabredung für heute Abend absagen. „Oh ja! Das wird super!" Begeistert hüpfte sie auf der Stelle und meine Schultern sackten etwas zusammen. Hiermit war auch meine letzte Hoffnung auf Freiheit hinüber. Ich nickte, „Dann klingle mal." Vielleicht war Phil ja nicht zu Hause. Vielleicht war ihm kurzfristig etwas total wichtiges dazwischengekommen. Nein, diese Hoffnungen waren Ally gegenüber nicht fair. Sie freute sich so darauf endlich mal wieder einen Abend mit Phil verbringen zu dürfen. Da öffnete sich auch schon die Haustür und gemeinsam mit Ally machte ich mich auf den Weg in den ersten Stock. „Da ist ja meine kleine Prinzessin!" Rief Phil, während Ally sich in seine geöffneten Arme warf. „Bereit für eine Übernachtungsparty?" Ich verdrehte grinsend meine Augen, die beiden würden definitiv eine Menge Spaß haben. „Ja!" Alice war sofort begeistert und befreite sich aus seinen Armen. „Bis Morgen Mommy!" Rief sie und wollte schon ins Innere der Wohnung verschwinden, dann überlegte sie es sich nochmal anders. Schnell drehte sie um und rannte grinsend auf mich zu. „Sei schön brav und ärgere Phil nicht zu sehr. Okay Mini?" Flüsterte ich in ihr Ohr während sich ihr kleiner Körper an mich schmiegte. „Nur ein bisschen." Meinte sie frech und ich pikste sie leicht in die Seite. „Habt viel Spaß und nicht zu spät schlafen gehen." „Jaja." Sie löste sich und drückte mir noch einen kurzen Kuss auf. Manchmal erinnerte sie mich an ein pubertierendes Mädchen, wenn sie so genervt von meinem Verhalten ihre Augen verdrehte. Wie sollte das nur werden, wenn sie wirklich ein Mal in die Pubertät kommen wird? „Ich pass schon auf sie auf." Phil lehnte im Türrahmen und beobachtete mich dabei, wie ich Ally hinterher sah, die bereits in der Wohnung verschwunden war. „Das weiß ich doch." Das wusste ich wirklich, aber ich hasste es, Ally nicht um mich zu haben. „Jetzt hau schon ab." Forderte Phil mich auf. „In ihrem Rucksack ist ihr Schlafanzug und Wechselklamotten. Ihren Teddy hab ich auch eingepackt und in der Seitentasche sind noch Snacks für euch..." Begann ich, doch Phil unterbrach mich. „Viel Spaß!" Dann schlug er einfach die Tür zu. Jetzt stand ich hier vor verschlossener Tür, nicht wissend, was ich nun tun sollte.

Schließlich raffte ich meine Schultern und machte mich auf den Weg nach Hause. In Feierstimmung war ich nicht wirklich, eher so im Sofamodus, aber ich hatte keine Wahl. Ich hatte gerade meine Schuhe ausgezogen und mich auf das Sofa fallen gelassen, da klingelte es. Ich stöhnte genervt, denn ich wusste genau, wer dort draußen stand. „Nessi!" Sagte ich mit einem gefälschten Lächeln, während ich die Tür öffnete, dann fügte ich noch ein verwundertes „Klette?!" „Überraschung!" Klette grinste verschmitzt und Nessi drängelte sich bereits an mir vorbei. „Wir dachten uns, es wäre doch viel lustiger, wenn wir uns gemeinsam fertig machen würden." Erklärte Nessi ihren Überfall auf mich, „Außerdem haben wir auch schon mal für den richtigen Proviant gesorgt." Klette hielt zwei Flaschen Sekt in die Luft und erst jetzt bemerkte ich die Rucksäcke auf ihren Rücken. Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, welches sich automatisch auf meine Lippen schlich, sie waren einfach unverbesserlich. „Komm schon!" Rief Nessi aus der Küche, während ich noch immer in der offenen Tür stand. „Noch ist der Sekt kalt!" Fügte Klette hinzu und so gab ich mich endgültig geschlagen. „Ist ja gut, ich komme." Ich schloss die Tür mit dem Wissen, das dies vermutlich ein erneuter unvergesslicher Abend mit den wilden Kerlen werden würde und freute mich auch schon irgendwie darauf. Für einen Abend könnte ich meinen Stress vergessen und mich einfach mal entspannen, obwohl feiern vielleicht nicht gerade die beste Option zum entspannen war, aber ich wollte nicht schon wieder meckern. Als ich in der Küche ankam, hielt mir Nessi bereits ein gefülltes Sektglas entgegen. „Auf eine unvergessliche Nacht!" Rief sie und wir stießen gemeinsam an.

Die Musik hatten wir laut aufgedreht, während wir alle durcheinander wuselten, um uns fertig zu machen. Nie im Leben hatte ich damit gerechnet, dass Klette irgendwann in ihrem Leben solche Make-up Fähigkeiten besitzen würde. Das war einfach unglaublich. Ich hatte allem Anschein nach viel von ihrer Entwicklung verpasst, es war beinahe so, als stünde dort ein völlig neuer Mensch vor mir. Klettes Rucksack war mit unzähligen Kosmetikartikeln gefüllt, die sie nun zunächst Nessi und dann sich ins Gesicht pinselte. Bislang hatte ich mich gut davor drücken können, doch ich befürchtete, dass auch ich bald dran glauben musste und das, obwohl meine Make-up Künste auch deutlich besser geworden waren. An Klette kam jedoch keiner von Nessi und mir ansatzweise heran, ihre Finger flogen quasi über Nessis Gesicht. „Seit wann kennst du dich so gut mit Make-up aus?" Fragte ich neugierig und nippte im Türrahmen stehend an meinem 3. Glas Sekt. Klette zuckte mit ihren Schulter, „Das hat sich einfach so entwickelt denk ich. Keine Ahnung." Nessi grinste leicht, doch Klette ermahnte sie, „Nicht blinzeln!" Ein Lachen unterdrückend, biss ich mir auf die Unterlippe und ließ meinen Blick zu Küchenuhr schweifen. Halb acht. So langsam sollte ich mir mal Gedanken um mein Outfit machen. Ich verließ also die Küche und machte mich auf den Weg in mein Schlafzimmer, nur um dann festzustellen, dass ich gar keine Klamotten zum Feiern besaß. Anscheinend hatten Klette und Nessi sich irgendwann Sogren gemacht, denn auch nach 20 Minuten hatte ich noch nichts Brauchbares in meinem Kleiderschrank gefunden, bis auf Bleistiftröcke und passenden Blazern. Entmutig ließ ich mich auf mein Bett fallen und leerte mein Glas in einem Zug. „Oh, das sieht aber nicht gut aus." Stellte Nessi fest, als sie mich schließlich entdeckte. „Wo hapert's denn?" Augenverdrehend deutete ich auf meinen Kleiderschrank. „Kannst du dir das nicht denken?" Fragte ich genervt. Nessi hatte mich natürlich direkt verstanden und machte sich ebenfalls auf die Suche. „Das können doch niemals alle Klamotten sein, Mia. Das kannst du mir doch nicht erzählen." Ich zuckte ergeben mit den Schultern, dann hielt ich inne. „Natürlich nicht." Ich schlug mir automatisch mit der Hand gegen meine Stirn, wieso war ich da nicht schon früher drauf gekommen? Schnell sprang ich auf und kramte eine der letzten Umzugskisten hervor. „Ich hatte nicht damit gerechnet diese Klamotten jemals wieder tragen zu müssen." „Also hast du sie erst gar nicht ausgepackt." Schlussfolgerte Nessi grinsend, „Du bist unverbesserlich. Jetzt lass mich mal ran." Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen, doch keine 5 Minuten später, hatte Nessi mir schon ein Outfit zusammen gestellt. „Geh dich schnell umziehen ." Forderte sie mich auf und ich verschwand im Badezimmer. Ich fühlte mich ein wenig in meine anfänglich Jugend zurückversetzt, während ich dabei war mir meine Beine zu rasieren. Wann hatte ich mich das letzte Mal für eine Nacht im Club fertig gemacht? Ich wusste es nicht mehr.

Wenig später und mit glattgeföhnten Haaren stand ich fertig angezogen vor dem verhassten Spiegel im Flur. Gestern hatte ich noch kurzzeitig überlegt, ob ich ihn nicht einfach abhängen sollte, doch jetzt mochte ich meinen Anblick irgendwie. Ich trug ein schwarzes langärmliges Oberteil mit lediglich einer eleganten Schnürung am Rücken, die zwar sehr viel Haut zeigte, aber mich nicht zu freizügig aussehen ließ. Meine Beine wurden von einer lockeren, schlichten beige Hose umschlossen. Der Stoff war weich und so leicht, dass man ihn fast nicht wahrnahm. Meine Haare fielen glatt und endeten kurz oberhalb meiner Schultern. Ich lächelte leicht, glücklich mit dem, was ich im Spiegel sah. Dann macht ich mich auf den Weg in die Küche, wo Nessi und Klette schon auf mich warteten.

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Ich würde mal sagen, jetzt wird es erst richtig spannend! Die Partynacht steht bevor und Mia hat sich auch mit ihrem Schicksal angefreundet. Na ob das was wird?

Habt einen schönen Start in die neue Woche.

Liebe Grüße 

Lea

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt