Du kannst mich Ally nennen

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Lächelnd ging ich in die Knie und schloss mein kleines Mädchen in meine Arme, „Ich hab dich so vermisst Mini." Flüsterte ich in ihr Ohr, „Ich hab dich auch vermisst." Erwiderte sie mit ihrer sanften Kinderstimme und löste sich dann von mir. „Mama?" Fragte sie mich mit großen Augen, ich nickte auffordernd. „Weißt du? Phil hat sich auf dem Weg total verfahren." Sie kicherte leicht und ich stieg automatisch mit ein. „Ach hat er das?" Hakte ich nach und strich ihr durch ihre blonden Löckchen. „Das sollte doch unter uns bleiben Ally." Zischte Phil, der zu uns herangetreten war und stupste sie leicht an. Ally kicherte hinter ihrer vorgehaltenen Hand und ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. Ich richtete mich auf und zog Phil in eine herzliche Umarmung, „Danke, dass du sie hergefahren hast." „Das mach ich doch gerne." „Ich hoffe sie hat sich gut benommen." Ally war schon dabei leise vor sich hin summend die Lobby genauer anzusehen. „Soll das ein Scherz sein? Sie ist ein wahrer Engel, allerdings mit einem ziemlich großen Mundwerk." Ich lachte auf, ja das klang nach meiner kleinen Alice. Verträumt beobachtete ich sie dabei, wie sie sich erstaunt in dem großen Saal umsah. „Hast du Hunger Mini?" Fragte ich sie und sie nickte daraufhin kräftig. „Oh ja!" „Dann komm mal mit, ich stell dir jemanden vor." Ally griff nach meiner und Phils Hand und hüpfte aufgeregt auf und ab.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in den Speisesaal, in dem schon reges Treiben herrschte. „Elena!" Rief ich und winkte ihr mit meiner freien Hand zu. Überrascht schlug sich diese die Hand vor den Mund. „Ach du meine Güte." Sie kam auf uns zugeeilt und ging vor Ally in die Hocke, „Wer bist du denn?" Fragte sie. Ally schaute mich mit ihren großen braunen Augen fragend an, ermutigend lächelte ich ihr zu. „Alice" Sie reichte Elena höflich ihre kleine Hand, „Hallo Alice, ich bin Elena." „Elena hat früher immer auf mich aufgepasst, wenn deine Großeltern unterwegs waren." Elenas Mund klappte auf, es schien, als würde sie erst jetzt begreifen, dass Alice meine Tochter war. In ihren Augen bildeten sich Tränen und sie erhob sich, damit mit sie mich in ihre Arme schließen konnte. „Ich bin so unfassbar stolz auf dich." Murmelte sie in mein Ohr und brachte mich damit zum Lächeln.

„Mommy ich hab Hunger." Quengelte Ally und ich löste mich leise lachend aus der Umarmung. „Na dann sollten wie vielleicht endlich was essen." Elena nickte und wendete sich meiner Tochter zu. „Na komm mal mit, wir schauen mal, was es hier so alles zu essen gibt." Vor Aufregung hüpfend folgte Ally Elena zum Buffet und ich suchte mir gemeinsam mit Phil einen ruhigen Sitzplatz. „Also was steht denn noch an?" Fragte Phil mich, „Jetzt bist du schon endlich mal wieder hier in München. Was hast du vor?" Ich schluckte schwer, „Ich würde Ally gerne Grünwald zeigen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einen der Kerle zutreffen gerade ziemlich hoch ist." Phil nickte verstehend. Der Gedanke daran zurück nach Grünwald zu gehen und niemanden dort zu haben, der sich über meinen Besuch freuen würde, stimmte mich traurig. Melle war weitergezogen, sie lebte jetzt irgendwo in der Schweiz. Sie hatte mich ein paar Mal besucht, Ally liebte sie abgöttisch und doch zog Melle nichts zurück nach Deutschland. Ich würde Ally also nicht das alte Haus mit dem chaotischen Vorgarten zeigen können. Ich hatte Angst davor, dass nichts mehr so sein würde, wie es früher einmal war.

„Mommy schau mal." Ally zeigte mir stolz ihren Teller, den sie selber zum Tisch getragen hatte. „Du scheinst ja wirklich einen riesigen Hunger zu haben." Meinte Phil amüsiert, denn Allys Teller war bis zum Rand gefüllt, das würde sie definitiv nicht alles aufessen, aber dafür war ich ja da. „Hab ich doch gesagt." Ally stellte ihren Teller auf dem Tisch ab und kletterte auf den Stuhl neben mir. Elena stand noch immer, auch sichtlich amüsiert neben unserem Tisch, „Guten Appetit Alice." „Danke, aber du kannst mich ruhig Ally nennen." Sie bedeutete Elena sich zu ihr herunter zu beugen, damit sie leiser reden konnte. „Den Namen mag ich nämlich lieber als Alice." Elena lachte laut auf und auch ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. „Also ich finde beide Namen wirklich ausgesprochen schön." Meinte Elena lachend, winkte noch einmal und begab sich dann zurück in die Küche.

Nachdem wir uns alle ordentlich den Bauch vollgestopft hatten, zogen wir uns auf unser Zimmer zurück. „Was machen wir morgen?" Fragte Ally mich neugierig, sie war immer voller Tatendrang, ihr viel es schwer zehn Minuten sitzen zu bleiben. Ich sagte immer, dass sie Hummeln im Hintern hätte, aber das hörte Ally nicht so gerne. „Mal schauen, aber ich weiß, was wir jetzt machen werden." „Wirklich?" Ich nickte, „Was denn?" Drängelte Ally, blitzschnell schnappte ich mir sie und warf sie über meine Schulter. „Wir nehmen ein ordentliches Bad!" Lachend und quiekend versuchte sich Ally von mir zu befreien, baden war nicht ganz so ihr Ding. Laut ihr sei es reine Zeitverschwendung, morgen sei sie sowieso schon wieder dreckig, also wozu baden? Sie hatte in der Hinsicht ziemlich viel von Markus, er war auch ständig in verstaubten Klamotten rumgelaufen und man musste ihn des öfteren an eine Dusche erinnern. Ally war genauso, sie liebte es draußen zu spielen, egal bei welchem Wetter. Ich war mittlerweile für alles ausgestattet. Gummistiefel gehörten schon zum Standart, aber am liebsten die Roten. „Bitte nicht." Quengelte Ally und strampelte. „Oh doch, immerhin wollen wir doch morgen was unternehmen." Versuchte ich sie zu überzeugen. „Aber dann bin ich doch sowieso schon wieder dreckig." Lachend schüttelte ich meinen Kopf, „Dafür bist du aber heute Abend sauber." Ich setzte sie auf den Toilettendeckel ab und sprintete zur Tür, um sie abzuschließen, denn ich wusste genau, dass sie jede noch so kleine Gelegenheit zur Flucht nutzen würde. Beleidigt verschränkte sie ihre kleinen Ärmchen vor der Brust. „Ach Mini, so schlimm ist es doch gar nicht. Wir können auch einfach zusammen in die Badewanne gehen, dann ist es nicht so langweilig für dich." Das brachte ihre kleinen Augen wieder zum Strahlen und deshalb ließ ich schnell warmes Wasser in die große Wanne. Ally und ich plantschten circa eine halbe Stunde, dann vielen Alice vor Müdigkeit schon fast ihre Augen zu.

„Na los, wir trocknen uns schnell ab und gehen dann schlafen." Ally nickte nur müde und ließ sich von mir aus der Badewanne heben. Ich wickelte sie in ein großes Handtuch und setzte sie erneut auf den Klodeckel, damit ich mich schnell abtrocknen konnte. Nachdem ich in meine Unterwäsche und einen Bademantel geschlüpft war, half ich Ally dabei sich abzutrocknen und anzuziehen. Gemeinsam putzten wir noch unsere Zähne, sonst hatten wir bei unserer Abendroutine immer total viel Spaß, aber heute war Alice einfach zu müde. Sie hatte aber auch eine lange und mit Sicherheit anstrengende Reise hinter sich. „Komm her Mini." Murmelte ich und schloss sie in meine Arme, wir lagen mittlerweile im Bett und Ally war kurz davor einzuschlafen. „Mommy?" „Ja?" Fragte ich, „Ich hab dich lieb." Ich lächelte gerührt, auch wenn Ally das aufgrund der Dunkelheit nicht sehen konnte. Mein Herz platzte beinahe vor Freude. „Ich liebe dich so sehr Mini." Ich gab ihr einen kleinen Gute-Nacht-Kuss auf ihre Stirn und schloss dann zufrieden meine Augen.

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Hallöchen,

ja ich lebe noch! Allerdings war ich in den letzten zwei Wochen schulisch total eingebunden. Unteranderem war ich auf Studienfahrt in Dresden, es ist wirklich schön dort, besonders zum Wandern, auch wenn meine Beine mich danach etwas gequält haben. 

Ich habe mich dazu entschieden zunächst keine Versprechungen zu machen, was die Veröffentlichung eines neuen Kapitels angeht. Natürlich werden noch viele weitere folgen und hoffentlich nicht mit großen zeitlichen Abständen, aber ich möchte keinen genauen Tag festlegen. Ich hoffe ihr könnt das verstehen. ;)

Ich wünsche euch allen einen schönen restlichen Abend und einen schönen Start in die neue Woche.

Liebe Grüße 

Lea

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt