Kapitel 6 - Eine Nacht, die uns verband

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 «Was wollen wir heute machen? Hast du irgendeinen Wunsch?» Ich sah von meinem Buch auf. «Auf was hast du denn Lust?», stellte ich die Gegenfrage. Yuji stand in der Tür unseres Zimmers und lächelte leicht. Wir hatten beide einen freien Tag und diese nutzten wir für gewöhnlich immer aus, da uns sonst nicht viel Zeit für Zweisamkeit bleiben würde. «Filmnachmittag? Ich bin echt kaputt vom Training.» Ich nickte. «Hört sich gut an.»

Wenige Minuten später sassen wir mit Snacks und Getränken auf der Couch. Ich habe es mir in Yujis Armen bequem gemacht, während er mir mit sanften Bewegungen über den Kopf strich. Neben uns stapelten sich DVDs in allen möglichen Genres. Als erstes würden wir uns eine Dokumentation über Wölfe ansehen. Darauf wird irgendeine Komödie folgen, die sich Yuji ausgesucht hatte. Wir werden abwechselnd aussuchen, was wir schauen wollen, bis es Abend wird, obwohl ich hoffe, dass wir auch noch etwas Anderes machen würden. Zwei Monate. Seit knapp zwei Monaten sind wir schon ein Paar und Yuji hatte nicht einmal eine kleinste Andeutung gemacht, dass er mit mir schlafen wollte. Ich wollte es. Mehr als alles andere. Doch darauf angesprochen habe ich ihn noch nie. Ich traute mich nicht. Was ist, wenn er mich zu unattraktiv fand, und deshalb keinen Sex mit mir wollte? Ich seufzte leise, ignorierte Yujis fragenden Blick, den ich daraufhin erhielt und konzentrierte mich auf den Fernseher.

«Was beschäftigt dich, Megumi?» Yuji sah mich besorgt an. Der Abspann von seinem Film lief gerade und er hatte sich mir zugewandt. Anscheinend schien er es bemerkt zu haben. Ich rappelte mich auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. «Es ist nichts Wichtiges.», meinte ich und lächelte ihn beruhigend an. Ich wollte mich wieder hinlegen, aber Yuji kam mir zuvor. Schneller als ich schauen konnte, zog er mich auf seinen Schoss. «Rede mit mir, bitte.» Ich schmieg und richtete meinen Blick auf die Wand hinter ihm. Dann gab ich mir einen Ruck. Irgendwann musste ich es sowieso aussprechen. «Warum haben wir keinen Sex? Bin ich dir zu hässlich? Oder willst du mich einfach nicht? Mache ich irgendetwas falsch? Bin-» - «Megumi!» Yuji unterbrach ein wenig wütend meinen Redeschwall. «Nichts dergleichen stimmt, Megumi. Du bist der wunderschönste Mensch, den ich kenne und ich will dich so sehr, dass es manchmal fast weh tut. Du machst alles richtig, also bitte hör auf dich selbst runterzumachen.» Er legte seine Hand an meine Wange und blickte mich liebevoll an. Ich war glücklich, über das, was er gesagt hatte, aber... «Aber wenn das so ist, warum tun wir's dann einfach nicht?», fragte ich leise. Er hauchte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. «Weil ich dich nicht verletzen möchte, Megumi.», erklärte er zaghaft und strich mir eine verrutschte Strähne hinters Ohr – entfernte dabei seinen Kopf keinen einzigen Zentimeter. Ich schmunzelte. «Idiot! Du bist sicher der letzte auf dieser Welt, der mich verletzen könnte.», sagte ich beschwichtigend. Ich lächelte – Yujis Besorgtheit war einfach nur zu putzig. «Ich meine es ernst, Yuji. Du wirst mir nicht weh tun – sonst werde ich dich sowieso boxen –, da bin ich mir sicher. Ich möchte das genauso sehr wie du, also bitte, schlaf mit mir.» Er schmunzelte. «Ich liebe dich so sehr, Megumi.» Er presste stürmisch seine Lippen auf meine, spürte, wie er seine Hand unter meinen Hintern schob, mich hochhob und in unser Zimmer trug. Sanft liess er mich aufs Bett fallen. Ich zog ihn direkt über mich, damit er ja nicht auf die Idee kam, zu verschwinden. «Willst du das wirklich?» Ich nickte. «Ja, und jetzt hör auf, dir die ganze Zeit Sorgen zu machen.» Er grinste. Ich spürte, wie er am Saum meines Pullovers spielte und ihn mir dann mit einer geschmeidigen Bewegung über den Kopf zog. Kaum war das Kleidungsstück auf dem Boden, presste er seine Lippen wieder auf meine. Unentwegt fingen Yujis Hände an meinen Körper zu erkunden. Ich war so in meiner Lust gefangen, dass ich im Nachhinein nicht sagen konnte, zu welchem Zeitpunkt ich mich ihm vollkommen hingab.

Erschöpft kuschelte ich mich in unsere Bettdecke. Yuji war vor wenigen Sekunden aufgestanden und aus dem Zimmer gerannt. Wohin, wusste ich nicht. War ich etwa so schlecht, dass er von mir flüchten wollte? Das sah aber vor ein paar Minuten noch anders aus. Ich schüttelte den Kopf und vergrub mein Gesicht im weichen Kissen. Erst als ich ein leises Geräusch vernahm, hob ich langsam meinen Kopf. Yuji war wieder zurückgekehrt – in seiner Hand hatte er eine Tasse mir dampfendem Tee und in der anderen hielt er ein Wärmekissen. «Was ist mit dem Kissen?», fragte ich verwirrt. «Du wirst es gleich brauchen.», meinte Yuji nur und setzte sich an die Bettkante; stellte währenddessen die Tasse auf das kleine Nachttischchen. Ich wollte mich aufrappeln, doch ein unerträglicher Schmerz zuckte durch meinen unteren Rücken. Ein schmerzerfülltes Zischen entkam meinem Mund. Sofort liess ich mich zurückfallen. Mein Unterleib pochte es. Es tut verdammt weh. «Pass auf, Megumi.», sagte Yuji sanft und legte mir liebevoll das warme Kissen auf meinen Bauch. «Entspann dich einfach – ich werde mich um dich kümmern.», flüsterte er. Ich nickte einfach nur. Und versuchte mich, so gut es eben ging, zu entspannen. Yuji sass die ganze Zeit über neben mir und hielt besorgt meine Hand. Es herrschte eine Stille, die ich so schnell wie möglich wieder beenden möchte. «Was ist? Ich bin nicht tot oder so – also, was bedrückt dich?» Er antwortete nicht; starrte lieber mit einer schuldbewussten Miene auf den Boden. «War der Sex mit mir so schlecht, Yuji? Bitte, rede doch endlich mit mir.» Meine Stimme hatte einen verzweifelten Klang angenommen. Endlich sah er auf. «Ich wusste es.», sagte er traurig. Ich schaute ihn nur hilflos an – ich konnte nicht sagen, über was er sprach. «Ich wusste, dass ich dich verletzen würde. Es tut mir so leid, Megumi.» Er sah so fertig und verletzt aus, dass es mir fast das Herz zerbrach. Trotz des Schmerzes setzte ich mich auf und umarmte ihn. «Es ist alles gut, du musst dich nicht entschuldigen. Mir geht es gut und wenn daran zurückdenke, dann bereue ich es keine Sekunde, ich liebe dich, Yuji, und nichts und niemand kann das ändern.» Er schluchzte und schlang seine Arme vorsichtig um meinen Bauch.

«Danke, Megumi, ich bin so froh, dass ich dich habe. Ich liebe dich.»

Verbunden - ItaFushi-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt