Ich wurde mit dem Omega auf mir liegend wach und musste erst ein paarmal blinzeln, bevor ich überhaupt etwas erkennen konnte. Louis hatte sich in der Nacht so auf mich gelegt, dass sein Kopf auf meiner verbundenen Brust ruhte und seine Beine zwischen meinen lagen. Jedoch sorgte schon sein geringes Gewicht dafür, das ich nur schwer atmen konnte.
Aus diesem Grund schob ich den Jüngeren von mir, nahm die Decke, welche zerknüllt am unteren Ende des Bettes lag und deckte ihn damit zu. Für einen kurzen Augenblick betrachtete ich den schlummernden Omega, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit meiner Fingerspitze die Linien, welche mein Verband auf seiner Haut hinterlassen hatte, nach.
Während ich Louis betrachtete, dachte ich über unser gestriges Gespräch im Bett nach und entschied mich dazu allein dafür zu sorgen das ich wieder der 'alte' Harry wurde. Dadurch, dass ich nun einen so klaren Blick auf die Dinge hatte und im Schlaf einiges verarbeiten konnte, wusste ich, dass es einen Weg geben musste es allein zu schaffen. Noch hatte ich Zeit. Mein Verstand war nicht durch die primitivsten Triebe oder das Gefühl von Rache und Hass getrübt. Auch wusste ich, dass es genug Wölfe gab, die mich unterstützen würden.
Ich war nicht allein.
Ich hörte Amélie quengeln, weshalb ich so leise wie möglich aufstand und das kleine Mädchen an mich nahm. Obwohl Louis der Meinung war, dass seine Tochter mich nicht kennenlernen sollte, war ich gerade der Einzige der wach war. Amélie schien es auch nichts auszumachen auf meinem Arm zu sein, denn sie sah interessiert zu mir hoch und spielte anschließend mit ihrem Spucktuch und sabberte es voll.
Mit Amélie auf dem Arm stand ich eine Weile am geöffneten Fenster, sah auf die Wiese wo wir gestern noch gekämpft hatten, und betrachtete die Schutzwand, welche weiterhin in allen Farben kräftig strahlte. Dieses Mal war das Ritual gut gelungen. Es lag am Amulett, das wusste ich, dennoch war es nicht einfach die Kraft von diesem kleinen Ding auf so eine große Barriere zu übertragen.
Ob es möglich war diese Energie auf einen einzelnen Körper zu projizieren?
Ich wandte mich von der Wiese ab und blickte hinunter zu Amélie, welche vergnügt an ihrem Tuch spielte. Vorsichtig nahm ich es in die Hand, wedelte ein wenig vor ihrem Gesicht herum und brachte sie somit zum Lachen. Fröhlich quietschend lag sie an meiner Brust und strampelte vergnügt mit ihren Beinchen.
Es war faszinierend, wie schnell man sie mit so etwas Einfachem bespaßen konnte.
Als ich Stimmen hörte blickte ich auf und sah runter zu ein paar Betas, welche sich daran machten, den Platz des Kampfes wiederherzurichten. Mit Wasser spülten sie das Blut weg und richteten die Blumenbeete, welche in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Für einen Moment schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Als ich jedoch das Rascheln der Bettdecke hörte drehte ich mich herum und sah zu Louis, welcher gähnte und sich zu dem Körbchen beugen wollte.
"Amélie ist hier bei mir", ließ ich ihn wissen und ging zu ihm herüber. Langsam nahm ich auf der Bettkante bei seiner Seite des Bettes Platz und wollte ihm das sabbernde Mädchen geben, da blinzelte er mich nur an und legte seine Hand anschließend an meine Wange.
"S-Sie hat nichts gegen dich?", fragte er überrascht, sah mir in die Augen und richtete seinen besorgten Blick anschließend auf seine Tochter, welche ihre Mama mit ganz großen Augen betrachtete. "Warum sollte sie? Ich bin immer noch Harry."
Louis musterte mich nachdenklich, strich mit seinem Daumen über meine Wange und beugte sich ein kleines Stück zu mir herüber. "D-Du... Du wirkst nicht so kalt wie... wie gestern Abend noch", wisperte er und sah mir wieder in die Augen.
Anstatt die Wahrheit zu sagen nickte ich nur.
Ich konnte mich in diesem Zustand an eine beliebige Situation unglaublich gut anpassen, da mich kein schlechtes Gewissen plagte. Zwar belog ich andere, aber nur zu ihrem Schutz. Robin hatte das all die Jahre mit mir getan. Warum sollte ich es dann nicht auch dürfen?
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Golden Summer [l.s.] mpreg
FanfictionHarry hat sein Leben gelebt. Das ist zumindest seine Meinung. Er hat bereits viel durchgestanden, hat sich aus dem aufregenden Leben zurückgezogen und nimmt seine Aufgaben als Alpha mehr als nur ernst. Doch eines Tages begegnet er jemanden, der se...