Auf einmal waren sie weg

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Nienna dämmerte bald an Legolas' Schulter ein, und mit gutem Gewissen schlief auch Legolas ein.
Er träumte merkwürdig. Er sah eine schwarze Leere, und die ganze Zeit flüsterte etwas oder jemand seinen Namen. Mit der Zeit wurde die Stimme immer lauter und rief nach ihm, schließlich schrie sie seinen Namen einmal und wurde dann wieder leiser.
Später erwachte er, doch als ihm einfiel wo er sich befand ließ er die Augen noch ein wenig zu. "Nienna?" murmelte er leise. "Bist du schon wach?"
Als es still blieb, öffnete er die Augen und stand auf und tastete neben sich, wo die ganze Zeit Nienna gelegen hatte. Der Boden war kalt.
"Nienna?" rief er beunruhigt in die Dunkelheit. Niemand antwortete. "Nienna? Tauriel?"
Noch immer antwortete keiner der beiden Elbinnen. Legolas wurde unruhig und ging die Zelle ab, doch nirgends ein Zeichen von Tauriel oder Nienna.
"Nienna!?" rief er panisch. "Nienna! Tauriel! Wo seid ihr?"
Ihm wurde klar, dass weder Nienna noch Tauriel in dieser Zelle waren. Verzweifelt rüttelte er an der Zellentür. "Lasst mich hier RAUS!" brüllte er und der Schall seiner Stimme wurde von den Wänden zurückgeworfen und durch den gesamten Korridor getragen. Jedoch blieb es still.
Sein Herz begann schneller zu pochen. Was taten die Orks mit Nienna? Tauriel gut und schön, doch Tauriel war wenigstens bei Kräften und könnte sich wehren. Und die geschwächte Nienna? Wenn die Orks sie noch einmal folterten, würde sie unter Garantie sterben. Und wenn sie Tauriel mit dem Gift verwundeten, gäbe es niemanden der sie retten könnte... auch sie würde sterben.
Legolas bedeckte das Gesicht mit den Händen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sitzen und warten bis die Orks Nienna und Tauriel wiederbrachten und versuchen, Nienna so gut es ging zu heilen? Tauriel sterben lassen?
Aber selbst wenn Nienna und Tauriel wieder in die Zelle gebracht wurden, hatte Legolas keine Garantie dass Nienna dieses Mal auch überleben würde. Und wenn Nienna starb, sah auch Legolas keinen Sinn mehr im Leben.
Er trat mit aller Kraft gegen die Zellentür. Sie war bloß von Orks gebaut, so stabil konnte sie doch nicht sein!
Er rüttelte und trat auf die Tür ein. Als sein Fuß schon schmerzte, knirschte die Tür ein wenig in der Verankerung im Fels.
Das machte Legolas Hoffnung. Vielleicht würde er aus der Zelle hinauskommen!
Weiter trat er gegen die Tür, bis sie schließlich mit einem lauten Knirschen aus der Wand riss und laut scheppernd auf den Boden fiel. Mit einem Satz war Legolas darüber. Er machte sich ohne Gedanken in einen der Gänge auf. Es gab nur einen Satz in seinem Kopf: Nienna retten!
Im Laufschritt gelangte er an eine Weggabelung und hielt inne. Er hörte lautes Schnarchen. Eine Orkwache?
Vorsichtig spähte er um die Ecke. Tatsächlich, da lag ein Ork und schlief und schnarchte so laut, dass er unmöglich seine Schritte gehört haben könnte. Mit einem Satz sprang Legolas über ihn hinweg und drückte sich an sie Wand. In etwa zehn Metern Entfernung war die Öffnung in der Wand, hinter der Legolas die große Halle vermutete. Langsam schlich er sich an und spähte in die Halle. Er wusste nicht recht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte, denn in der Halle befand sich lediglich der fette Orkkönig auf seinem Thron und niemand sonst, weder Nienna noch Tauriel und auch keine Publikumsorks.
Mit wachsender Beunruhigung schlich Legolas sich zurück in den Gang. Wenn sie Nienna und Tauriel nicht gefoltert wurden, was wurde dann mit ihnen gemacht?

Leise ging er wieder an dem schlafenden Ork vorbei. Anscheinend fürchteten sich die Orks nicht, denn außer dem schlafenden Ork befand sich keine Wache in der Nähe.
Auf einmal schoss eine Erinnerung in Legolas' Kopf. Hatte er nicht geträumt, dass jemand ihn gerufen hatte?
Er schlug sich die Hand vor den Kopf. "Warum bin ich denn nicht aufgewacht?" fragte er sich laut. Er hätte Nienna vielleicht helfen können!
Na toll. Und jetzt war sie weg, vielleicht für immer.
Doch Legolas gab so schnell die Hoffnung nicht auf. Er würde sie suchen, selbst wenn er bei dem Versuch umkommen würde!

~ Niennas Sicht ~

Als ich die Augen aufschlug, war es dunkel. "Legolas?" murmelte ich schwach. Mein gesamter Körper schmerzte noch immer von den von den Orks verursachten Wunden. Vermutlich hatte der pochende Schmerz in der Wunde unterhalb meiner Rippe mich auch geweckt, denn ich war noch immer totmüde.
"Legolas!" sagte ich etwas eindringlicher. Ich richtete mich auf. Der Boden unter mir war feucht und uneben. Ich tastete umher. Hatte ich nicht an der Wand gelehnt? An Legolas' Schulter? Und war der Boden nicht trocken und eben gewesen?
"Legolas!" rief ich so laut ich konnte.
"Er ist nicht hier" sagte jemand. Erschrocken fuhr ich zusammen, doch dann erkannte ich die Stimme. Es war Tauriel!
"Sie haben uns weggebracht. Und sie haben Legolas nicht mitgenommen."
Vor Schreck riss ich die Augen auf und meine Wunde brannte schmerzhaft auf. "W- was? Aber..."
Tauriel seufzte. Sie hatte sich ganz schön verändert. Von der starken Kriegerin, die ich vor mehr als einem Jahr im Düsterwald kennengelernt hatte, war beinahe nichts mehr übrig. Sie war gebrochen, schwach und müde. Die Zeit im Orkstollen hatte sie ausgezehrt und wer wusste, wie lange sie kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte .
"Er ist nicht hier. Und er wird nicht kommen. Sie haben uns in die tiefsten Winkel des Stollens gebracht, die sie finden konnten."
Er würde nicht kommen? Schon jetzt hielt ich es kaum aus ohne ihn, ich brauchte seine Nähe, seine Wärme und seine beruhigende Stimme. Seine Koseworte. Ich brauchte seine Liebe.
"Das darf nicht wahr sein!" wimmerte ich verzweifelt und in meine Augen traten Tränen. "Das kann nicht sein! Wieso tun sie mir das an?!" Schluchzend rollte ich mich zusammen. So verrückt das auch klang, aber es war, als würde jeder Meter der Legolas und mich weiter trennte, mehr schmerzen. Wenn ich direkt bei ihm war, dann konnte ich es aushalten, aber jetzt, wo ich keine Ahnung hatte wo er war, tat einfach alles weh.
Mitfühlend legte Tauriel mir eine Hand auf die Schulter. "Es ist zwar schrecklich, dass er nicht hier ist, ich mache mir aber viel mehr Sorgen darum, was die Orks mit uns vorhaben. Sie werden uns nicht umsonst weggebracht haben."
Ich hob den Kopf. Eigentlich war es mir vollkommen egal, was die Orks mit uns vorhatten. Ohne Legolas war mir alles egal.
Es klang so fürchterlich kitschig. Aber es war wahr.

~ Erzähler ~

Seit Stunden lief Legolas durch die Gänge, hatte aber bisher noch keine Spur von Tauriel oder Nienna gefunden.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er presste sich an die Wand. Ein kleiner Ork, der nicht bewaffnet war, wollte an ihm vorbei. Legolas war wie mit dem Schatten verschmolzen, der Ork hätte ihn nie gefunden.
Doch auf einmal schoss seine Hand aus dem Schatten und schloss schloss sich um die Kehle des Orks. Röchelnd blieb dieser stehen.
Legolas trat auf ihn zu, sodass der Ork ihn sehen konnte. Seine Sorgen waren in diesem Moment vollkommen gegen enormen Zorn ausgetauscht.
"Wo sind sie?" fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er brauchte all seine Selbstbeherrschung, um den Ork nicht auf der Stelle umzubringen.
"Wo sind... wer." ächzte der Ork. Legolas drückte fester. "Ich würde an deiner Stelle keine Fehler machen. Du weißt wen ich meine. Die beiden Elbinnen."
Der Ork grinste, soweit es möglich war.
"Oh, die beiden Püppchen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Selbst wenn ich welche hätte, ich würde es dir nicht sagen. Du wirst mich so oder so umbringen."
Legolas biss fest die Zähne aufeinander, damit er nicht die Hände zusammendrückte. Irgendwie würde er aus dem Ork schon herausbekommen, wo Nienna und Tauriel waren.
"Sag. Mir. Sofort. Wo. Sie. Sind."
Legolas trat dem Ork mit aller Kraft auf den Fuß. Er spürte Knochen knacken. Irgendwie war es eine Genugtuung für ihn, zu wissen, dass er dem Ork einen Teil der Schmerzen, die Nienna zugefügt worden waren, zurückgegeben hatte. In diesem Moment war kein anderes Gefühl in ihm außer dem Hass auf alle Orks der Welt.
Der Ork grinste nur dreckig. "Es wird kein Wort über sie aus meinem Mund kommen."
Legolas drückte die Hände zusammen und innerhalb weniger Zeit war der Ork tot. Er ließ ihn einfach an Ort und Stelle liegen.
Auf einmal hörte er ein leises Schluchzen aus weiter Ferne. Sofort rannte er los.
Je näher er der Stimme kam, desto mehr Worte verstand er. "Das kann nicht sein! Wieso tun sie mir das an?!"
Er war sich sicher, dass es Niennas Stimme war. "Nimelos nîn!" flüsterte er leise und rannte noch schneller.
Tatsächlich. Hinter einer weiteren eisernen Tür sah er die braunhaarige Elbin mit dem Rücken zu ihm sitzen. Tauriel hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und schien sie zu trösten.
"Nienna!" rief Legolas und umfasste mit den Händen die Zellentür.
Sie drehte sich um und stand auf. Ihr Gesicht war rot vom Weinen.
"Legolas!" rief sie und stürmte auf ihn zu. Durch die Tür senkte sie, so gut es ging, ihre Lippen auf seine. Bereitwillig erwiderte er den Kuss. Legolas spürte, wie Nienna erleichtert aufatmete. Er spürte, wie sehr sie ihn brauchte. Er hob die Hand und nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger. Nienna streckte den Arm durch die Gitterstäbe und legte ihre Hand an seine Wange. Sie küssten sich immer leidenschaftlicher, und beide vergaßen alles um sich herum.
Tauriel räusperte sich. "Ich will euch ja nicht stören, aber vielleicht sollten wir versuchen hier herauszukommen?"
Enttäuscht nahm Legolas seine Hand aus Niennas Haaren und auch Nienna wurde ein wenig rot. Sie hatte Tauriels Anwesenheit und auch ihre Lage völlig vergessen.
Legolas strich Nienna noch ein mal über die Wange, dann drehte er sich wieder um.
"Ich werde etwas suchen, mit dem ich die Tür aushebeln kann!"
Diese Eisentür sah viel stabiler aus als die in der alten Zelle. Diese würde Legolas sicher nicht rausreißen können.
"Pass auf dich auf!" rief Nienna hinter ihm her, dann war er um die Ecke verschwunden.
Beinahe sofort machte Nienna sich wieder Sorgen um ihn. Hoffentlich würde er zurückkommen!

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Ich melde mich auch mal wieder :P
Ja, ich weiß auch nicht was bei diesem Kapitel schiefgelaufen ist. Ich schreibe ja die meisten Kapitel einfach ohne Plan drauflos und während des Schreibens entwickelt sich der Plan dann in meinem Kopf. Aber bei diesem war es irgendwie nicht möglich. Ich hatte sowas von null Inspiration hierfür, dass ich einfach irgendeinen Mist zusammengeschrieben habe, der so langweilig ist, dass ich es sogar zu blöd finde um es mir nochmal durchzulesen. Mal im Ernst: Sogar der Name des Kapitels klingt langweilig.
Ich hoffe inständig, dass die nächsten, meh, zwei, drei Kapitel etwas flauschiger zu schreiben sind. Denn ich habe schon einen Plan für ein Kapitel, dass aber noch etwas 'Überleitung' braucht.
In diesem Sinne: Bis dann.
Louiejojo

Der Prinz des Düsterwaldes || Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt