Kampfszenen - und wie man sie schreibt

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#1 Recherche

Du willst über einen epischen Schwertkampf schreiben - super! Aber nicht ohne gründliche RECHERCHE. Bevor Du Dich daran wagst einen ausgeklügelten Kampf zu schreiben, ist es wichtig sich mit der Physiologie des menschlichen Körpers, der Funktion und Nutzung von Waffen und eventuell sich auch mit den psychologischen Vorgängen im Menschen (ja, auch wenn Du über ein Alien schreibst wäre es hilfreich etwas literarischen Nachforschungen zu machen...) vertraut zu machen.

#2 Kurze, treffende Beschreibungen

Je mehr Du ausholst, je mehr Du versuchst den exakten Farbton der Jacke Deines Angreifers zu beschreiben, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Leser sich nicht mehr richtig auskennen. Was nicht heißen soll, dass Du keinerlei Beschreibungen machen sollst – aber wenn, dann um beispielsweise die Gefährlichkeit einer Person oder Gegenstandes zu unterstreichen.

Lass die coolen Moves der Filmindustrie über! Beim Schreiben ist es besser sich auf "altbewährte" Taktiken zu berufen – sie sind meist sowieso viel praktischer und wirksamer (sowohl zu schreiben als auch auszuführen).

#3 Die Gegner und die Waffe(n)

Du stehst knapp davor, Deine erste richtige Actionszene zu schreiben – ganz zu Anfang solltest Du kurz die Umgebung beschreiben (wenn Du das nicht schon unlängst getan hast), danach kommen Deine Gegner, dann die Waffen. Wichtig sind (wie schon aber erwähnt) kurze, adäquate Beschreibungen, keine halben Seiten zu seiner/ihrer Haarfarbe.

#4 Schläge/Hiebe/Verletzungen

Beschreibe das Objekt, mit welchem der Schaden zugefügt wird, die Stelle der Verletzung und die Wunde selbst. Umständliche Beschreibungen sind auch hier kaum hilfreich.

#5 Schmerzen

Ein Fakt, den viele Autoren gerne einmal vergessen, ist, dass sich Schmerzen nicht allein körperlich sind. Schmerzen können auch auf seelischer Ebene entstehen und beschreiben werden.

Anstatt von...

Die Wunde an ihrer Schulter war nur wenige Zentimeter lang - brannte aber wie die Hölle.

Könnte man auch...

Ein stechender Schmerz an ihrer Schulter trieb Anna Tränen in die Augen. Ihr Blick glitt zu dem vergleichsweisen kleinen Schnitt, aus dem das Blut nur so zu sprudeln schien, und Anna bis die Zähne zusammen.

...schreiben.

Zusätzlich darfst Du nicht vergessen, dass jeder Mensch/Alien/Vampir Schmerzen anders empfindet. Manche empfinden einen Bienenstich schon als Tortur, während andere eine Wurzelbehandlung „nur" als Wochenendtrip ins Delirium sehen.

Und hier noch ein paar gesammelte Fakten:

- Adrenalin macht Dich zittrig, nicht stärker

- Dein Körper folgt dem Kopf. Wenn Du also einen Schlag aufs Kiefer bekommst, dann ist es unausweichlich, dass Dein restlicher Körper „mitfliegt"

- Bekommst Du einen Schlag auf die Nase, werden Deine Augen tränen...auch wenn es nur ein leichter Schlag war

- Ein Schlag ins Zwerchfell (liegt zwischen Brust und Bauch) ist schlimmer als ein „normaler" Schlag in die Magengrube

- Der Hinterkopf ist sehr empfindlich, Bsp.: Ein gezielter Schlag auf den dritten Wirbel kann eine Lähmung hervorrufen

- Auch eine Verletzung der Niere tut verdammt weh

- Stichwort Platz: Wenn Deine Figur wenig Bewegungsfreiraum hat, dann sollte er nicht gerade einen Taekwondo-Tritt mit halbem Salto versuchen – das Gleiche kann aber auch umgedreht werden. Um die Kraft eines Schlages zu verringern, lass Deine Figur einfach den Platz verringern! Denn weniger Ausholen = weniger Schlagkraft

- Wenn Deine Figur ein Messer bei der Hand hat, lasst sie/ihn ihrem Gegner nicht die Achillessehne, sondern die Bänder er Kniekehle durchschneiden – viel wirksamer!

- Eine Pistole zu benutzen, sieht vielleicht leicht aus, ist es aber nicht! Abgesehen vom ungeheuren Rückstoß, ist auch der Lärm nicht zu vergessen – selbst mit Schalldämpfer

Von der Kunst nicht den Faden zu verlieren - Ein SchreibratgeberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt