Mary Sue und Konsorten

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Schon seit dem ersten Bücherboom zeigt sich das sich bestimmte Charaktertypen immer wieder durchsetzt. Doch zumal sind das ausgerechnet DIE, von denen man dachte, die Evolution würde sie aufgrund ihrer flachen oder exzentrischen Weise auf natürlichem Wege selektieren. Aber falsch gedacht.

#1 Bella Swan (oder das unbeschriebenen Blatt)

Wer ist sie: In Twilight hat Bella absolut keine Qualitäten, die sie als Person interessant machen! Sie zeigt sehr wenig Charakterstärke und wird nur durch ihre Beziehung zu ihrem glitzernden Vampir-Freund Edward interessant gemacht. Es füttert nur die Einstellung junger Mädchen und Jungen, dass sie nur durch einen Partner komplett sind.

Beispiele: Bella wird von einer freundlichen-extrovertierten Mädchen willkommen geheißen und in ihre Freundesgruppe aufgenommen. Trotz der Freundlichkeit des Mädchens tut Bella sie als stereotypische flache Cheerleaderin ab und verbringt die meiste Zeit damit, wehmütig auf den Kerl gegenüber der Cafeteria zu starren. Als Edward ihr offizieller Freund wird, verliert sie sofort das Interesse an ihren neuen Freunden, da sich ihr Leben komplett um ihn dreht.

Wie Du sie vermeidest:

- Weibliche Charaktere DÜRFEN ein eigenes Leben, außerhalb ihrer Beziehung haben! Gib ihnen Hobbies, Freunde und eigenen Interessen!

- Die besten fiktionalen Freundschaften basieren auf Ergänzung – das heißt Freunde haben noch einen anderen Zweck außer, sich um die Protagonistin zu drehen

- Gib ihnen Ziele, die vielleicht zur Abwechslung nichts mit dem Finden eines Freundes zu tun haben

#2 Molly Hooper (oder der naive Boxsack)

Wer ist sie: Wie die meisten Dinge bei BBC's Sherlock, war Molly ein tolles Konzept, das progressiv bergab ging. Früher liebten viele ihre "ruhige Hartnäckigkeit" und emotionale Intelligenz, und viele waren sicher, dass sie mit ihrer starken Basis als Charakter ihre Verliebtheit in Sherlock überwinden würde und sich selbst verwirklicht – aber Nein!

Beispiele: Sie blieb während der fünf Jahren hartnäckig in einen schwulen Mann verliebt, der sie im Großen und Ganzen schlecht behandelte, was zu ihrer öffentlichen Demütigung führte, ohne Relevanz für eine "Auflösung" ihrer Geschichte. Ihre Verliebtheit mit Sherlock übernahm schnell fast alle ihre anderen Eigenschaften, was sie zu einer zunehmend unreifen Charakterisierung führte, die viele nur schwer nachvollziehen konnte.

Wie Du sie vermeidest:

- Natürlich ist es erlaubt ruhige und  freundliche Figuren zu schaffen, genauso wie brutal ehrliche – doch man sollte nicht vergessen, dass sie nicht wie gutgläubige, naive Menschen enden (ohne ein sinnvolles Ende, bei welchem sie ihre Charakterschwächen überwinden)

- Verliebtheit sollte nicht ihre komplette Persönlichkeit übernehmen und schon gar nicht ihre innere Stärke (auf absolut witzlose Weise) dezimieren

- Der beste Tipp einen guten sanften Charakter zu schreiben, ist sich ihr männliches Pendant anzusehen, da dies meist noch nicht so von unserer Gesellschaft optimiert wurde

#3 Die Irene Adler (oder das entlaufene Bad-Girl)

Wer sie ist: In den Büchern haben Irene und Sherlock absolut null romantische Gefühle, und sind nur über Sherlocks Irritation und Respekt mit über ihre substanzielle Intelligenz verbunden. In der Serie läuft die Sache allerdings etwas anders ab.

Beispiele:

Irene ist eine knallharte Figur, die sich durch ihre unkontrollierte Liebe zur männlichen Hauptrolle der Serie in eine tränenreiche Jungfrau in Nöten verwandelt hat. Es hilft auch nichts, dass sie eine selbsternannte Lesbe ist, die sich plötzlich in einen Mann verliebt. Wovon, es sei denn, Du bist selbst  eine Frau, die selbst Frauen liebt und über eine Figur schreibt, die bi/pansexuell ist, unter allen Umständen abzuraten ist.

Wie Du sie vermeidest: 

- Wenn Du eine knallharte weibliche Figur schreibst erlaube ihr, tatsächlich knallhart zu sein, und es tatsächlich während ihrer gesamten Arbeit zu zeigen, anstatt das nur von anderen Charaktere sagen zu lassen. 

- Knallharte Frauen sind nicht gleich gefühlskalt

- Wenn Du eine Figur schreiben, die sich nachweislich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlt, sag einfach, dass sie bisexuell oder pansexuell ist.  Aber lass sie nicht situationsabhängig ihre Sexualität ändern

#4 Becky (oder die komödiantische Vergewaltigerin)

Wer sie ist: Unabhängig davon, dass Supernatural eine recht krude Sicht von Diversität und gesunder Sexualität hat, doch das schlimmste ist wohl, dass es kaum angesprochen wird. Eine der ikonischsten Figuren in diesem Kontext ist Becky.

Beispiele: Becky entführt Sam, fesselt ihn ans Bett und küsst ihn gegen seinen Willen. Sie setzt ihn unter Drogen (mit einem Liebestrank) und hat danach Sex mit ihm.

Wie Du sie vermeidest:

- Erst einmal sollte Dir klar sein, dass Vergewaltigung von Männern nicht lustig ist. Zwar wird Vergewaltigung von Frauen in den Medien viel heftiger verurteilt, das heißt aber noch lange nicht, dass Vergewaltigung bei Männern weniger traumatische Folgen hat oder weniger schlimm dargestellt werden darf

- Informiere Dich über aktuelle Zahlen! Etwa 38 % aller Anzeigen von sexuellem Missbrauch, stammen von Männern. (Die dazugehörige Dunkelziffer will man sich gar nicht vorstellen!)

- Und vor allem: Behandle sexuellen Missbrauch von Männern genauso ernst wie den von Frauen!

#5 Die Film-Hermine (oder das perfekte Mädchen)

Wer sie ist: Alles in allem kann man Hermine in den Filmen als hübsche, intelligente, heroische und vermutlich nützlichste Figur bezeichnen. Das einzige, was an ihr auszusetzen ist, dass sie alle Macken aus den Büchern in ihr ausgelöscht haben...

Beispiele: Hermine ist auch in den Büchern hübsch, aber nicht in perfekter Hinsicht: große Zähne, widerspenstige Locken und hat alles in allem nicht besonders darauf gegeben „hübsch" auszusehen. Sie war außerdem intelligent, laut und keine stille  Duckmaus und immer wieder unbeabsichtigt nervig. Hermine in den Film, ist dabei fast schon zu perfekt.

Ein dummer Nebeneffekt war außerdem, dass durch Hermines plötzliche Perfektheit, Rons sämtlichen Qualitäten, die ihn zu einem liebenswerten Charakter und passenden Partner für sie gemacht haben. In den Filmen wirkte er dann oftmals sehr plump.

Wie Du sie vermeidest:

- Erlaube Deinen weiblichen Figuren auch Schwächen (sowohl beim Aussehen, als auch bei ihrem Charakter) zu haben. Das macht es viel leichter sich mit ihr verbunden zu fühlen, da sie so viel menschlicher wirkt

- Achte bei Beziehungen darauf, dass sich ihre Qualitäten ergänzen und einer neben dem anderen wie ein Dummkopf dasteht

(Quelle: Tumblr-Post  "Female Characters to avoid in your writing: An illustrated guide" von thecaffeinbookwarrior; aus dem Englischen übersetzt und gekürzt)

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 18, 2022 ⏰

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