Ich habe es nicht verstanden, oder?

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es waren nicht die tage, die monate, die jahre.. - es war die zeit. man kann die jahre überstehen, wenn man die zeit gut ausnutzt; genau das tat ich - zumindest versuchte ich es.
nicht viel mehr als ein land, ein hof, die berge und das vollkommene wohlgefühl eines anderen, dass dich selbst glücklich macht. sonnenstrahlen weckten mich früh am morgen, doch ich schlief immer weiter - zu müde, um aufzustehen, aber auch nur, weil die nacht mich mitzieht. sprechend von der nacht - sie erfüllt mich und lässt mich frei sein.

Ich weiß nicht welcher tag es ist, es war spät am nachmittag.
um diese uhrzeit war es gewöhnlich, dass meine boxen noch befüllt mit brötchen sind, weil ich sie ungern morgens aß. das eine mit käse, das andere mit marmelade.. diese geschmäcker waren die einzigen, die mir damals üblich waren. ich ging meistens raus an die frische luft und spazierte im wald herum. der weg zum berg war nicht weit weg aber ich durfte nie dort hin. wieso? - ich weiß es nicht, riniya sagt es ist gruselig und nicht wert es zu sehen.
ich hab es nie verstanden, ich will es auch nicht versuchen zu verstehen, deshalb setzte ich mich immer an die selbe stelle und beobachtete nur den berg und schaute wie die vögel an mir vorbei flogen, wie der wind die bäume dirigierte und wie die sonne ihren lauf nahm. das war mein zeichen.. - ich muss wieder heim. Riniya wollte nicht, dass ich jeden tag so spät nach hause komme, aber ich hatte keine andere wahl, oder?
die dunkelheit lehrte mich mehr, als der kosmos, der mich nur enttäuschte.
es stärke meinen instinkt, mein selbstbewusstsein und die treue, die ich mir selbst schenkte, weil es sonst keiner tat. ich habe nicht verstanden wieso alle die nacht fürchteten.. sie tut einem nichts, denn nur wir alleine sind schuld daran, dass wir die nacht fürchten, sie fürchtet uns ja auch nicht..
ich kam an und bevor ich rein ging versuchte ich immer tief luft zu holen und die luft anzuhalten. Es beruhigte meine seele. der direkte weg ins bad; das ziel, aber zugleich mein hindernis. Riniya saß und aß. alleine, als wäre ich nie durch die laut quietschende tür gekommen. ich begrüßte sie indem ich sie anguckte und wartete bis sie mich auch endlich einmal anguckte. das war erstaunlicherweise mein größtes hindernis - ihre aufmerksamkeit zu gewinnen. doch ich ging, jedes mal wieder, ins bad bevor sie mich auch nur ansatzweise anguckte. war sie sauer? oder einfach beschäftigt? man weiß es nicht. wollte man es wissen? wollte ich es wissen? - vielleicht, wahrscheinlich eher nicht.

das bad war mir nicht fremd, sondern eher der grund wieso ich mich so erleichtert fühlte. einfach weil ich dort die aufmerksamkeit bekam, die ich brauchte. Es fließ, es heizte, es kondensierte, es beschlägt - es lebt.

ein weiteres mal war ich nicht schockiert davon, dass riniya schon schlief. das tat sie immer, wenn sie wusste, dass ich im bad sei und auch länger dort blieb. mittlerweile war es schon abends und ich ging noch in die küche, was ich sonst nie tat. wieso auch? richtig futter, wie andere es nannten, gab es nicht. ich schaute mich immer gerne um, vor allem aus dem fenster. jedes mal als ich rausguckte erinnerte es mich daran, dass ich wieder in mein zimmer gehen musste. die küche ist einfach nur wie ein haltepunkt bevor ich irgendwo anders hingehe.
oben. ich öffnete die tür sanft und verschließ sie auch so. ich stand gerne vor der tür nachdem ich rein ging. drehte mich gerne um und atmete stark aus. die laute gaben mir das signal - schlaf. ich brauchte es nicht aber es passierte einfach plötzlich, ich konnte es nie kontrollieren. bevor das alles passierte setzte ich mich an mein fenster und schaute hinaus. der anblick war noch schöner als der aus der küche, hier konnte ich den berg besser sehen. zuschauen wie er langsam in der dunkelheit verschwand bis die sterne auf ihn schienen. unten am tor führten mich meine blicke immer an denselben ort. der bach. am bach erstrahlte es. am bach funkelte es. aber es funkelte nur in der nacht, immer dann, wenn ich nicht raus durfte. ich wollte es mir anschauen, ich wollte mir einen gefallen tun. ich hörte es, ich hörte es immer wieder. es rief, es rief meinen namen.

am nächsten tag - morgens
ich wachte auf, schaute mir den himmel an und nörgelte vor mich herum, wie jeden morgen. ich drückte meinen körper an das bett und mein kopfkissen auf meinem kopf. druck, mehr druck, bis ich langsam locker lies und ich wieder stark atmete. ich fühlte mich wieder wohl. ein wunder, ich wachte früher auf und ging vor das fenster, hielt beide hände an den fenstergriff und ließ mich zurück auf das bett fallen während ich das fenster öffnete. meine fast schon nackte haut spührte die ruhe des windes und die unruhe der kraft, die in ihr war. es gefällte mir, sehr sogar. dieses kribbeln, diese unruhe auf meiner haut, als würde der wind sie förmlich mit mir teilen. wir waren eins. meine augen waren zu und ich öffnete sie nicht. wieso auch? ich sah genug mit meinem körper, ich spührte genug mit meinem sinn.

Gefallen. [Fallen.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt