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Schweigend saß ich im Auto. Pepper saß neben mir und Happy saß vorne, am Steuer. Auch wenn ich starr aus dem Fenster blickte spürte ich, dass Peppers Blick die ganze Zeit auf mir ruhte.
"Hey, hör mal. Vielleicht war ich gerade etwas... schnell. Aber ich habe mir wirklich nur Sorgen um dich gemacht...", versuchte Pepper sich zu erklären.
Ich wandte den Kopf zu ihr. "Alles gut, Pepper. Ich kann dich ja verstehen. Aber du kannst bestimmt auch verstehen, dass ich Dad helfen möchte."
"Natürlich kann ich das verstehen! Ich will ihm auch helfen, aber im Moment ist das einzige, dass wir für ihn tun können, warten und der Polizei vertrauen."
Hast du eine Ahnung..., dachte ich, nickte aber. Auch wenn Pepper das nicht wollte, aber ich würde Dad helfen. Jetzt gerade ließ ich mich nur so einfach nach Hause bringen, weil ich wusste, dass ich in Dads Werkstatt musste. Und wenn ich sein Geschenk hatte, würde ich wieder zur Schule gehen. Irgendwie.

...

Als wir Zuhause ankamen, parkte Happy das Auto in der Tiefgarage, sprang sofort raus und öffnete mir die Türe. Ich schaltete aber leider viel zu langsam. Als er die Türe öffnete, sah er natürlich das zerrissene Shirt und die Wunde, die darunter war.
"Ach herrjeh! Mrs Potts! Schnell, kommen Sie mal.", rief er, und jetzt legte ich auch meine Hand auf die Wunde. Doch das Loch war zu groß; meine Hand konnte ihn nicht mehr verdecken.
"Was ist denn Happ... AHHHHH!", Erschrocken schrie sie auf, als sie die Wunde erblickte.
"Alles halb so wild, Pepper. Bitte. Das ist nur ein kleiner Streifschuss, nichts Wildes.", versuchte ich sie zu beruhigen, doch das klappte nicht.
"Nichts Wildes?! Hör mir mal zu, Fräulein!", erhob sie die Stimme und sofort wusste ich, jetzt würde es Ärger geben. "Es geht mir schon bei deinem Vater tierisch auf die Nerven, dass er alles runterspielt, was seine Gesundheit angeht. Ich kann mir nicht für drei Leute Sorgen machen. Ein Streifschuss ist mehr, als ein Kind in deinem Alter je an Verletzungen erleiden sollte, und damit ist es mehr als wild! Und jetzt komm, wir müssen ins Krankenhaus!"
"Wir können jetzt nicht ins Krankenhaus!", rief ich, nahezu schon empört.
"Und warum nicht?"
"Weil... weil... weil ich Dad versprochen habe zu helfen!"
"Das Thema hatten wir doch schon, Leya. Du kannst nicht zur Schule zurück!"
"Okay, aber dann lass mich wenigstens kurz auf Klo, bevor wir ins Krankenhaus fahren.", gab ich nach.
"Nun gut, das ist in Ordnung..."
Ich bedankte mich mit einem Nicken und stieg aus. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, aber die Verletzung tat ziemlich weh. Voller Schmerz verzog sie das Gesicht.
"Guck, beeil dich. Wir müssen ins Krankenhaus."
"Ja...", murmelte ich und humpelte an den beiden vorbei in Richtung Toiletten. Selbstverständlich würde ich nicht einfach mit zum Krankenhaus fahren. Nicht solange mein Dad noch in der Schule war, und sich auf mich verließ.

Ich öffnete die Türe zum Bad und trat hinein. Dann schloss ich die Türe hinter mir und atmete kurz durch. Ich wollte mir einen Moment zum nachdenken nehmen, doch mein Kopf machte nicht mit. Sämtliche Gedanken, die ich gerade glaubte gefasst zu haben, verliefen sich wieder in völlig belanglose Dinge, und das war ziemlich frustrierend.
"Leya? Willst du wirklich ins Krankenhaus?", fragte Eddie plötzlich und riss mich somit aus meinen Gedanken.
"Nein, natürlich nicht."
"Aber mach wenigstens die Wunde sauber.", bat er mich und ich seufzte.
"Ich will es mir aber nicht angucken..."
"Musst du aber. Weil sonst entzündet es sich."
"Eddie, du weißt, dass ich es hasse, wenn du mich bevormundest.", seufzte ich noch einmal. "Aber leider Gottes hast du recht..."
Ich senkte den Blick auf die Wunde und hob langsam das T-Shirt an. Am liebsten wollte ich das Shirt wieder fallen lassen, aufschreien und wegrennen. Aber das würde es wohl nicht bringen. Also ließ ich es bleiben und untersuchte es vorsichtig. Tatsächlich sah es übel aus; es war vermutlich doch mehr als ein Streifschuss.
"Du könntest die Wunde desinfizieren und dann ein Pflaster drauf machen. Als vorübergehende Lösung.", überlegte Eddie und ich seufzte. Natürlich hatte Eddie recht, aber ich hatte keine Ambition dazu. Doch plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge meinen Dad. Er sah mich durch seine dunkelbraunen Augen an und sagte ganz deutlich:
"Hast du Zeit, für dieses Theater?"
"Nein, habe ich nicht. Es gibt Menschen, die sich auf mich verlassen.", murmelte ich.
"Was?", fragte Eddie verwirrt. Doch ich antwortete nicht, sondern ging bestimmt zum Medizinschrank und öffnete diesen. Dann holte ich Desinfektionsmittel, Wattestäbchen, ein paar Kompressen und einen Verband hervor. Ich sprühte etwas von dem stinkenden Zeug auf die Wunde und japste auf. Der Schmerz, der auf einmal von der Wunde ausging, war schlimmer als alles, was ich je gespürt hatte. Doch nach ein paar Momenten hatte ich mich an den Schmerz gewöhnt und fuhr mit dem Prozedere fort. Ich nahm die Wattestäbchen, tunkte eines in das Desinfektionsmittel und tupfte die Wunde behutsam damit ab. Dann legte ich die Kompressen drauf und wickelte so gut es ging den Verband darum.
"Ha, geschafft...", murmelte ich und schmiss die Wattestäbchen in den Müll. Dann zog ich das kaputte T-Shirt über den Kopf und warf es gleich hinterher. Zum ersten Mal sah ich in den Spiegel. Und was ich sah, war erschreckend. Dreck und Staub waren in meinem Gesicht verteilt, was zur Folge hatte, dass man recht wenig meiner Haut sah. Doch was man sah, war blass wie die Wand neben mir. Meine Augen wurden gezeichnet von Röte und blickten ernst drein. Insgesamt sah man mir die heutigen Strapazen deutlich an.
Ich riss mich von meinem Spiegelbild los und ließ kaltes Wasser ins Waschbecken laufen. Dann holte ich aus dem Schrank einen Waschlappen und tauchte ihn in das Wasser, ehe ich mir das Gesicht damit abwusch. Kurz wurde ich von der Temperatur überrascht, doch dann war es einfach nur erfrischend.

Nach der kurzen Erfrischung, huschte ich aus dem Bad in mein Zimmer und holte das nächstbeste T-Shirt aus dem Schrank. Es war dunkelblau mit dem Schriftzug: "One day I'll be sensible. 'Til then, I'll live my life." Manchmal wünschte ich mir, dass ich diesem Spruch mehr Beachtung schenkte. Aber heute ging es nicht um mein Leben, sondern um das meines Vaters und das meiner Klassenkameraden.
"Okay...", murmelte ich, als ich mich umgezogen hatte. "Dann machen wir uns mal auf die Suche nach dem Geschenk..." 

SEINE Tochter (Tony Stark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt