7. Kapitel

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Tristan, kurz davor:

Ich saß wieder in meinem Arbeitszimmer. Eilige Schritte liefen den Gang herauf und dann klopfte jemand an meine Tür. 

"Herrein" 

Ich war echt mies gelaunt in letzter Zeit, aber das war auch kein Wunder. 

Meinem Vater ging es immer schlechter, der Elf war immer noch nicht aufgewacht und ich musste mich auch noch um alles kümmern. Obwohl ich im Grunde keine Ahnung von nichts hatte, weil mein lieber Vater es nie für nötig erachtet hatte mich in die Regierungsangelegenheiten mit einzubeziehen. Seit unserer Rückkehr, die gute zwölf Tage gedauert hatte, schlief ich außerdem kaum mehr und war dem entsprechend müde und schlecht gelaunt.

Eine ältere Frau öffnete die Tür, es war die Heilerin die sich um den Elfen kümmerte. Noch ehe ich etwas sagen konnte, schrie sie mich vor Panik schon halb an. 

"Sir, der Elf!" 

Gelangweilt blickte ich hoch, ich hatte nun wirklich keine Zeit, mir Berichte über seinen Gesundheitszustand an zu hören. 

"Tut mir leid doch ich habe im Moment keine Zeit dafü..."

"Aber Sir, er wacht auf." 

"Was? Sorgt dafür, dass er den Raum nicht verlässt, ich komme so schnell ich kann nach." 

Die Frau nickte, machte einen Knicks und verschwand wieder. Ich seufzte erleichtert auf, endlich mal eine gute Nachricht. Doch zuvor musste ich noch den Handelsvertrag mit einem der Nachbarsländer schließen. Ich schrieb meinen Namen auf die Schriftrolle und tropfte etwas heißes Wachs daneben, dann presste ich noch meinen Siegelring auf den Wachsfleck. Ein Abdruck des königlichen Wappens blieb darauf zurück.. "Fertig", dachte ich und ging mit der Schriftrolle in der Hand aus dem Zimmer. Auf dem Gang gab ich es einem Diener, der es dem Verwalter geben sollte. Ich beeilte mich und blieb vor einer Tür stehen die von zwei Wachen flankiert war. Als sie mich sahen, neigten sie den Kopf und gingen bei Seite. Ich nickte ihnen knapp zu und schloss dann die Tür auf. Ich bin schon gespannt ob der Elf reden wird, auch wenn ich das nicht wirklich glaube. 

Als ich die Türe öffnete blickte ich zum Bett, doch er lag nicht darin, nur einige weiße Verbände lagen davor am Boden. 

Der Elf stand mit dem Rücken zu mir am Fenster. Er müsste mich eigentlich bemerkt haben, doch er zeigte keinerlei Reaktion, starrte nur wie gebahnt aus dem Fenster. Ich sagte nichts, mustere ihn nur. Sein Rücken war mit frisch verheilten Wunden, aber auch etlichen älteren Narben übersäht. Seine Arme sahen auch nicht viel besser aus. Außer den Narben hatte er noch eine Tätowierung irgendwelche  kreisförmig angeordnete Symbole und Zeichen auf der rechten Schulter. Sein langes schwarzes Haar hing ihm wirr und verfilzt herab. Er war er von einer schlanken, drahtigen Statur, dennoch sah er sehr abgemagert aus und seine Haut war ganz bleich. Wie lange er wohl in ihren Kerkern gefangen war?

"Mein Name ist Tristan, Kronprinz von Hohenfels"  

Der Elf reagierte immer noch nicht. Innerlich stöhnte ich auf, der Elf hatte noch kein einziges Wort gesprochen und doch ging er mir jetzt schon auf den Geist.

"Ich habe dich aus dem Schloss der Eiskönigin gerettet. Du solltest mir dankbar sein, Elf" 

Er zuckte nur mit den Schultern. Nicht gerade höfflich, aber immerhin reagierte er.

"Ich will wissen warum sie dich gefangen gehalten hat.", meine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an, jeden normalen Menschen hätte das zumindest zusammen zucken lassen, aber der Elf ließ sich keierlei Regung anmerken. Erst nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, antwortete er mir: "Und wenn ich es euch nicht sage?", seine Stimme klang rau und müde, als ob er schon lange nicht mehr gesprochen hätte oder es Leid wäre zu reden. Reflexartig antwortete ich ihm: "Dann werde ich dich töten" Kaum ausgesprochen, hätte ich mich schon dafür ohrfeigen können. Der Spruch zog vielleicht bei einigen leichtgläubigen Menschen, aber doch nicht bei einem Elfen! Der Typ ist, keine Ahnung wie lange, gefoltert worden und muss sich den Tod schon regelrecht herbei gesehnt haben. Und ich rückte da mit dem Standartspruch an? 

Der Elf lachte, "Glaubt ihr wirklich das der Tod mir etwas ausmacht?" Er blickte aus dem Fenster und starrte doch ins Leere. "Es gab Zeiten, da habe ich mir nichts sehnlicheres als den Tod gewünscht", es war nicht mehr als ein Flüstern. Ich war geschockt, wer war so verzweifelt, dass er sterben wollte? Sein Blick wanderte in meine Richtung, keine Regung ließ sich in seinen stechendgrünen Augen erkennen, kühn starrte ich zurück. "Du hast bis morgen Zeit deine Meinung zu ändern, wenn nicht..." Den restlichen Satz ließ ich im Raum stehen. Ich drehte mich um und wollte gerade gehen, als mir noch was einfiel, "Ach ja, es ist dir strengstens untersagt diesen Raum zu verlassen." Damit ging ich hinaus und die Wachen versperrten hinter mir die Tür. Ich fasste mir an die Schläfe, von dem Gespräch hatte ich Kopfschmerzen bekommen, oder ich hatte einfach zu wenig Schlafen, den sollte ich vielleicht noch nachholen, aber jetzt hatte ich keine Zeit dafür.

Seher (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt