10. Kapitel

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Tristan:

Elabriel kniete vor einem kleinen Hügel. und schluchzte. Ich hatte noch nie jemanden so weinen gesehen, schon gar keinen Elfen. Aber warum war er überhaupt hier und nicht schon längst über alle Berge? Ich betrachtete den länglichen Hügel genauer. Er war etwa einen Meter hoch und nur etwas länger als ein Mensch. Bei den Göttern, das war gar kein Hügel, es war ein Grab. Mitleid regte sich in mir, ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie ihm zumute war. Ich kannte den Verlust, den er gerade fühlen musste. Hatte ich nicht selbst meine Mutter verloren als ich zwölf Jahre alt war. 

Ich wusste nicht warum, doch ich ging zu ihm hin. Er sagte gerade etwas in einer Sprache die ich nicht kannte, er sah echt fertig aus, dabei konnte ich noch nicht einmal sein Gesicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir  Mitfühlend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er blickte zu mir hoch und dann wieder auf das Grab. Plötzlich stand er auf und ging ohne ein Wort durch den Spalt weg.

Wollte er etwa schon wieder fliehen? Schnell folgte ich ihm zurück durch den Spalt. Er blickte auf die Bäume unter uns hinab. Wortlos reichte er mir mein Schwert, ich hatte es zuvor neben das seine in den Schnee gesteckt. Dann sprang er ohne jede Vorwarnung in das Meer aus Bäumen hinunter. Entsetzt blickte ich ihm hinter her. Von hier oben sah der Boden viel weiter weg aus. Ich sah in einen Baum fiel. Er packte einen Ast und schwang sich daran ein Stück nach vor. Geschickt landete er auf einem darunter liegenden Ast. Erstaunlich das er sich bei der Action nicht das Genick gebrochen hat. Aber ich nehme besser die sichere Variante, um auf den Boden zu gelangen. Als ich endlich unten angekommen war, blickte ich mich suchend um. Aber dieser verflixte Elf war nirgends zu finden. Plötzlich landete eine gewaltige Ladung Schnee auf meinem Kopf und fiel mir in die Kleidung. Eiskalt ran der geschmolzene Schnee meinen Rücken hinab. Wütend blickte ich hinauf. Zu meiner eigenen Überraschung, stand auf dem Ast über mir der Elf, schelmisch grinste er. Man sah ihm nicht an, dass er zuvor noch seine Schwester beweint hatte. 

"Was grinst du so?", schnautzte ich ihn ärgerlich an. Er zuckte nur mit den Schultern und sprang zu Boden, wobei eine weitere Ladung Schnee in meinem Gesicht landete. Ich klopfte mir den Schnee von den Schultern. Er stand jetzt direkt vor mir, noch immer breit grinsend: "Nah, auch schon unten angekommen?" Am liebsten hätte ich ihm sein dummes Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, doch ich konnte mich gerade noch beherrschen. Langsam begann ich zu frieren. Erstaunt blickte ich ihn an, er zitterte nicht mal ein bisschen. Dabei trug er nicht mehr als ein dünnes Hemd und eine Hose, nicht mal Schuhe hatte er an. "Ist dir gar nicht kalt?" fragte ich ihn. Er blickte mich nachdenklich an, ehe er den Kopf schüttelte, "Geht so." 

Ich wollte etwas entgegnen doch er hob plötzlich mahnend den Zeigefinger an die Lippen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. er schien zu lauschen, doch sein Gesichtsausdruck war mir nicht ganz geheuer. Was hat er denn jetzt wieder? Am liebsten hätte ich ihn das auch gefragt doch ich riss mich zusammen und versuchte ebenfalls angestrengt zu lauschen, doch da war nichts. Plötzlich wurde ich in den Schnee geschupst, über mich zischte etwas hinweg. Ich blickte hinter mich, ein Pfeil mit pechschwarzen Federn steckte in einem Baum. Hatte der Elf mir gerade das Leben gerettet? "Du!", schrie der Elf plötzlich wütend und ich schaute wieder in seine Richtung. Zwischen den Bäumen war eine dunkle Gestalt aufgetaucht. Noch ein Elf! Er hatte wie Elabriel schwarze Haare und spitze Ohren, doch etwas war seltsam an diesem Kerl. "Seine Augen", dachte ich erschrocken. Die Iris des Neuankömmlings war pechschwarz, es sah fast so aus als ob er gar keine hatte. Doch auf diese Distanz war das schwer zu erkennen. Gehässig blickte er Elabriel an, die beiden kannten sich offensichtlich, wenn auch nicht gerade Freundschaftlich, das konnte man unschwer erkennen. Schnell rappelte ich mich auf und ging ein paar Schritte zur Seite. Jeder Dummkopf hätte erkannt, dass das was hier ab lief nur die beiden was anging. 

Seher (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt