F Ü N F

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Ich wache dadurch auf, dass Sonnenstrahlen direkt in mein Gesicht strahlen. Meiner Meinung nach eine der schlimmsten Arten geweckt zu werden. Ich kneife meine Augen zusammen und strecke mich ausgiebig. Mein Körper fühlt sich an als wäre er einmal von einem LKW überrollt worden und mein Kopf dröhnt. Ich richte mich auf und seufze. „Ich trinke nie wieder Alkohol.", murmele ich vor mich hin. Müde schaue ich auf die Uhr und sehe, dass wir bereits zwölf Uhr haben. Ich schaue noch eine Weile durch mein Handy und schicke Alan eine Nachricht, in welcher ich mich bei ihm bedanke, dass er mich gestern nachdem ich auf seinem Rücken eingeschlafen bin noch in mein Zimmer getragen hat.

Ich schlage die Decke beiseite und begebe mich langsamen Schrittes in die Küche. Wenn ich überlege, dass ich gestern Abend entspannt hätte lernen können, mich um mich selber kümmern können und heute wie neugeboren hätte aufstehen können, bereue ich es, doch gestern Abend noch mitgegangen zu sein. Ich gehe die nächsten Monate nicht mehr auf Parties, so viel steht auf jeden Fall fest. Müde mache ich mir einen Kaffee und setze mich mit einem Stück Toast an den Tisch. Alleine bei dem Anblick des Toasts wird mir schlecht, allerdings zwinge ich mich dazu es zu essen, einfach, damit ich ein wenig essen im Magen habe. Der Kaffee jedoch ist wie eine Erleuchtung für meine Seele. Der erste Schluck reicht bereits um mir ein Gefühl von Kraft und neugeborenheit zu verschaffen. Das hält dann genau zwei Sekunden bis mir wieder schlecht wird. Ich schüttle verzweifelt den Kopf und lege diesen auf meinen Händen ab.

„Guten Mittag, mein Engel.", sagt meine Mum als sie in die Küche kommt. Ich hauche ein schwaches Mittag und wende mich wieder meinem Kaffee zu. „Hattest du einen guten Abend?", fragt sie und wirft mir einen freudigen Blick zu. Ich nicke nur schwach und seufze. „Ich gehe nie wieder feiern. Für mich wird es ab jetzt nur noch meine Bücher geben.", murmle ich und sie lacht laut. „Zu viel getrunken, huh.", stellt sie fest. Ertappt nicke ich. Normalerweise trinke ich auf Partys nicht viel, wenn ich überhaupt mal auf eine Party gehe. Und das kommt wohlgemerkt nur jeden vollen Mond vor. „Das nächste mal wo ich feiern gehe, ist an meinem Abschluss. Und der ist Gott sei dank noch eine Weile hin.", gebe ich stumpf von mir und nehme einen großen Schluck von meinem Kaffee. Meine Mum kichert und macht sich selber auch einen Kaffee.

„Nächste Woche ist der Todestag deines Vaters.", erinnert mich meine Mum und mit einem Mal ist die Stimmung nicht mehr lustig. „Ich weiß.", hauche ich nur. Vor zwei Jahren ist mein Dad gestorben. Er hatte jahrelang schon Probleme mit seinem Herzen und eines Tages ist morgens einfach nicht mehr aufgewacht und hatte somit einen schmerzfreien Tod. So hoffte ich zumindest. Meine Mum setzt sich mit ihrem Kaffee zu mir und schaut Gedanken verloren hinein. Noch immer sieht man ihr den Schmerz an, wenn sie über ihn redet oder an ihn denkt. Sie so zerbrochen zu sehen tut mir immer wieder aufs Neue weh. Ich lege ihr sanft die Hand auf ihre. Ich weiß wie alleine sie sich fühlt und eines Tages wünsche ich mir, dass sie noch einmal eine so tolle Liebe finden wird, die sie in meinem Dad all die Jahre gefunden hat. Auch wenn es noch Zeit braucht damit die Wunden heilen.

„Nachdem ich aus der Schule wieder zuhause bin können wir sofort zu seinem Grab. Auf dem Weg bringe ich auch direkt seine lieblingsblumen mit.", breche ich die Stille nach einiger Zeit und sie wirft mir ein schwaches Lächeln zu. Ich erwidere es um ihr ein bisschen Kraft zu geben. Sie wechselt dann das Thema wieder zurück auf die Party um die Stimmung wieder zu lockern. Für eine Weile reden wir während wir unseren Kaffee trinken und es fühlt sich einfach gut an.  Wir werden jedoch aus unserem Gespräch gerissen als mein Handy vibriert.

„Tut mir leid, Alyssa ruft an, ich muss da kurz ran gehen.", sage ich, stehe auf und nehme noch an, bevor ich mein Zimmer erreiche. „Erzähl mir alles!", schreit mir Alyssa's Stimme begeistert entgegen und verwirrt runzle ich die Stirn. „Was soll ich erzählen? Habe ich was verpasst?", frage ich.

„Ehm, ja? Alan? Er hat sich extra gestern nachhause gebracht damit du sicher ankommst. Ist was gelaufen? Habt ihr euch geküsst?", fragt sie noch immer begeistert und ich kann mir ihr Grinsen im Gesicht bildlich vorstellen. „Jetzt aber mal halblang, wieso gehst du davon aus das wir uns geküsst hätten, geschweige denn das etwas gelaufen werde. Hattest du die Nacht einen Stromschlag?", lache ich in den Hörer und ich höre nur ein "blahblahblah".

„Du bist ja so witzig, bist besser drauf als ich dachte, nachdem du dich gestern mit dem Alkohol in den Orbit geschossen hast. Ich habe dir schonmal gesagt das Alan definitiv einen dicken crush auf dich hat. Ich dachte, wenn er dich schon nachhause bringt könnte ja was passiert sein.", erklärt sie mir und ich seufze nur. „Erstmal habe ich mich nicht in den "Orbit" geschossen, ich habe meine Grenze gekonnt ignoriert. Und zum anderen bin ich mir ziemlich sicher, dass ihr die Signale alle falsch deutet und Alan einfach nur wirklich nett ist, weil wir gut befreundet sind. Er hätte das gleiche für euch auch getan.", versuche ich die Situation gekonnt zu rechtfertigen Alyssa lacht laut.

„Nein, hätte er nicht, süße. Wir reden hier hin Alan. Der Junge lässt keine einzige Party an sich vorbei gehen, noch würde er eine Party früher verlassen nur um jemanden nachhause zu begleiten. Wäre es einer von uns gewesen der nicht mehr nachhause hätte gehen können hätte er uns ausgelacht und sich alleine aus dem Staub gemacht. Erinnerst du dich noch an die Feier wo du kaum etwas getrunken hast, wir alle aber umso mehr? Jule lag auf dem Boden, weil sie so betrunken war und Alan hat sie nur ausgelacht und ihr Wasser ins Gesicht geschüttet damit sie zu Sinnen kommt. Er hat ihr nicht einmal angeboten sie nachhause zu bringen, er meinte sie solle sich den nächst besten Typen klären und sich abschleppen lassen.", gibt sie schlagfertig von sich und ich kaue auf meiner Unterlippe. Was sie sagt ist eigentlich richtig. Alan ist immer der, der als erstes kommt und als letztes geht, er hilft Betrunkenen nie aber bei mir war es anders.

„Vielleicht hatte es dennoch andere Gründe. Lyss, selbst wenn er Gefühle für mich hätte, du weißt, ich könnte mich nicht darauf einlassen und du weißt auch wieso.", versuche ich das Thema zu beenden und für eine Weile herrscht stille. Dann seufzt sie und murmelt ein sanftes "Ich weiß" und somit war das Thema auch beendet. Wir redeten nur noch eine Weile über die Schule, dass sie mich morgen abholen würde und wir uns noch einen Kaffee holen würden bevor es dann zur Schule geht. Den restlichen Tag ruhte ich mich nur noch von meinem Kater aus um morgen in der Schule fit sein zu können.

Doch den ganzen Abend lässt mich dieser eine Gedanke nicht los. Hat Alyssa vielleicht recht? Mag Alan mich wirklich mehr als nur eine gute Freundin?


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HideousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt