Ich muss ein paar mal blinzeln um zu realisieren, dass es wirklich Lucas ist, der da vor mir steht. Es fühlt sich fremd an. Seit einer langen Zeit waren wir uns nicht mehr so nah. Es fühlt sich so an, als würde die Welt still stehen. Doch dieser Moment hielt nicht lange an.
„Reyes.", sagt er knapp.
„Carson.", erwidere ich. Der abwertende und kalte Ton in seiner Stimme verletzt mich mehr, als er sollte. Nach so einer langen Zeit sollte ich eigentlich abgeschlossen haben. Okay, vielleicht nicht ganz. Aber ich sollte besser damit umgehen könnten. Ihm jetzt jedoch plötzlich wieder so nah zu sein und seine Stimme zu hören, zu hören, wie er meinen Nachnamen sagt. Es traf mich mehr, als ich dachte.
„Das ein langweiliger Mensch wie du auf eine Party wie diese kommt überrascht mich, Reyes.", sagt er provokant und abwertend. Aua.
Ich will es mir nicht anmerken lassen, doch seine Worte verletzen mich. Noch nie hatte er mich langweilig genannt. Nein, im Gegenteil. Als wir noch beste Freunde waren sagte er mir immer, wie viel Spaß er mit mir hatte. Das ich einer der wenigen Menschen war, mit welchen er lachen konnte. Das ich ihn auf eine besondere Art und Weise glücklich machte. Der Alkohol verstärkt zwar meine Emotionen der Trauer, jedoch gibt mir der Alkohol auch ein gewisses Maß an Mut, weshalb ich mich dazu entschließe auch etwas zu sagen.
„Auch ein langweiliger Mensch kann einmal Spaß haben. Aber was ist mit dir? Ich hätte mir eigentlich denken können, dass du auf dieser Party sein wirst, da du ja keine Party verpasst. Alkohol steht dir übrigens nicht, er lässt in dir das Arschloch heraushängen. Du hast dich extrem verändert, seit Alkohol dein bester Freund ist. Pass auf, dass dich nicht noch mehr Menschen aufgrund deines Verhaltens verlassen. So eine Flasche fühlt sich als bester Freund doch bestimmt irgendwann einsam ein.", feuere ich selbstsicher zurück und gehe an ihm vorbei, da mein ursprünglicher Plan war wieder nach draußen zu gehen.
Kurz bevor ich draußen ankomme drehe ich mich jedoch nochmal um und sah, dass Lucas Blick sich noch immer in mich hinein bohrt.
„Ach, noch was. Muss sich bestimmt gut anfühlen zu wissen, dass du dir deine eigene Zukunft wegen Alkohol verhaust. Dabei hattest du so große Ziele, welche du erreichen wolltest. Tja, doof gelaufen.", rufe ich grinsend und mache mich auf schnellem Wege zurück zu Alyssa und Jule.
„Was war das?", fragt mich Alyssa als ich zurück kam. Offensichtlich hat sie meine Begegnung mit Lucas mitbekommen. Ich zuckte nur mit den Schultern und lasse mir den Schmerz der sich in mir breit macht nicht anmerken.
„Ich habe einfach meine Meinung gesagt.", grinse ich und Alyssa klatscht begeistert in die Hände. Sie sagt mir ich sollte häufiger Alkohol trinken, da er mir scheinbar den Stock aus dem Hintern zieht, welche mir meine sozialen Möglichkeiten ruiniert. Ich fühle mich ein wenig angegriffen, da ich durchaus auch ohne Alkohol in der Lage bin soziale Kontakte zu knüpfen. Wenn ich will.
Ich rolle also nur mit den Augen und fange an im Takt der Musik zu tanzen. Der Abend war an sich noch recht schön. Dean und Alan kamen auch noch, was Alyssa natürlich einen kleinen Herzinfarkt verpasste und auch einen kleinen mentalen Nervenzusammenbruch. Sie heulte mich fast 30 Minuten damit voll, wie gut Dean doch aussah, bevor sie überhaupt ein Wort mit ihm wechselte.
Irgendwann verschwand Alyssa mit Dean dann und Jule, Alan und ich dachten wohl alle an das gleiche, als uns erstmal auffiel, dass beide länger fehlten. Alan ist ein guter Freund von mir. Er ist schon vor Lucas in unserem Freundeskreis und hat, so sagt es Alyssa, ganz offensichtlich starke Gefühle für mich. In meiner Gegenwart wirkt dieser jedoch immer ziemlich normal. Alan hatte in großes Ego und er war auch recht Arrogant. Eigentlich kein Typ Mensch, den ich gerne um mich herum hatte, doch Alan ist trotz dieser Arroganten Fassade ein echt lieber Mensch und macht immer sehr gute Witze über die man einfach lachen muss.
„Es ist schön, dass du mal auf eine Party kommst!", ruft mir Alan über die Musik hinweg zu. Ich grinse.
„Das wird auch in naher Zukunft nicht nochmal vorkommen!", versichere ich ihm, denn ich merke bereits wie schlecht ich Alkohol vertrage und wie miserabel ich mich jetzt schon fühle. Er lacht nur über meine Aussage und wir tanzen einfach weiter, reden und lachen viel. Ich glaube, dass war die Auszeit, die ich einfach brauchte.
Leider machte ich den Fehler und trank doch noch ein wenig Alkohol, wobei es ja heißt dann aufzuhören wenn es am schönsten war. Doch ich musste natürlich überheblich sein und gehe an meine Grenze. Und ich fühle mich wirklich, wirklich schlecht.
„Ich glaube ich gehe nachhause, ich habe zu viel getrunken und fühle mich so, als würde ich früher oder später umkippen.", teile ich Alan und Jule mit. Alyssa und Dean waren noch immer verschwunden und Lucas sah ich auch nicht mehr an diesem Abend.
„Soll ich dich nachhause bringen, falls unterwegs etwas passiert?", fragt Alan. Da er etwas nüchterner war als ich, da er später kam, nehme ich das Angebot dankend an.
„Dann ruh dich gut aus!", ruft Jule und umarmt mich einmal fest. Zu fest. Ich hatte das Gefühl, wenn sie mich noch fester drückt fange ich an im Strahl kotzen. Und das meine ich wortwörtlich. Im Strahl.
Ich löse mich schnell von ihr, nicke ihr zu und ging mit Alan durch den Garten um das Haus. Schnell schreibe ich noch eine Nachricht an Alyssa, damit diese sich später keine Sorgen machen muss. Ich kaufe währenddessen weiter, besser gesagt, ich stolpere, denn laufen konnte ich nicht mehr richtig.
„Komm auf meinen Rücken. Ich trage dich. Das kann sich ja kein Mensch ansehen wie du durch die Gegend torkelst!", lacht Alan laut und ich schlage ihn gegen die Schulter.
„Willst du mich beleidigen?", keife ich ihn an und er lacht nur noch mehr.
„Niemals.", erwidert er nur lachend und hockt sich hin, damit ich besser auf seinen Rücken komme. Wie ein nasser Sack lasse ich mich auf seinen Rücken fallen. Ich bin nichtmal in der Lage meine Beine um ihn zu legen, weshalb er das für mich erledigt. Ich legte meinen Kopf gegen seine Schulter und schließe die Augen. Er ist angenehm warm und wirklich bequem. Ich merke wie sich durch den Alkohol alles vor meinen geschlossenen Augen dreht und ich irgendwann auf seinem Rücken einschlafe.
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Hideous
Teen FictionMan sagt, beste Freunde bleiben ein Leben lang. Was einem jedoch niemand erzählt ist, dass der Schmerz einen besten Freund zu verlieren stärker ist, als eine Trennung. Maddy und Lucas waren seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Lucas jedoch ohne j...