Er setzte alles auf eine Karte

236 18 3
                                    

Die gläserne Standuhr im Wohnzimmer tickte so laut, dass ich Angst hatte, dass sie gleich platzen würde und der ganzen Boden voller Scherben sein würde - dieses ständige Ticken machte mich ganz verrückt. Ich konnte meinen Blick gar nicht von ihr wenden und wünschte mir, dass mich jemand aus dieser Folter befreien würde.

Mein linkes Bein zitterte unaufhörlich und um mich zu beruhigen, legte Oikawa seine Hand darauf und strich leicht darüber.

"Ich bin auch nervös.", sagte er, als er mich durch die Berührung wieder zurück in die Realität holte und ich mich gezwungen sah, ihn anzusehen.

"Aber sei bereit, dass das nicht so rosig ausgehen könnte, wie du denkst.", warnte er mich ehrlicherweise vor und als Reaktion darauf nickte ich nur und schaute nun auf seine Hand, die ruhig auf meinem Oberschenkel lag.

Spannung und Angst kam ihn mir auf, aber etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Ich kannte seine Eltern nicht und konnte beide schlecht einschätzen, aber dank Oikawas Warnung, sollten sie ja nicht die nettesten Menschen sein und das machte mir Sorgen.

Ich hörte plötzlich das Geräusch einer Tür, die in einem gehetzten Ton geöffnet wurde und um die Ecke kamen zwei Personen, die uns misstrauisch ansahen.

Seine Hand war zu dem Zeitpunkt schon lange von meinem Bein verschwunden.

Der eine, deutlich ältere Herr, hatte gefärbt braune Haare, wodurch er sein Alter zu verstecken versuchte und trug einen schwarzen Anzug, von dem er die Krawatte lockerte. Er hatte einen strengen Gesichtsausdruck und ich hatte das Gefühl, als würde er mich für wertlos halten, ohne mich überhaupt zu kennen - seine Frau tat mir jetzt schon leid aber den ersten Eindruck, den ich von ihr erhaschen konnte, war ja auch nicht viel besser.

Sie hatte sich zuvor noch bei ihm unter dem Arm eingehackt, doch schon ließ sie ihn los, als sie mich wiedererkannte.

Sie trug einen schwarzen Bleistiftrock, hohe Schuhe mit der selben Farbe und einer weißen Bluse, die sie locker in den Rock gesteckt hatte. Sie hatte eine zierliche Figur aber auch sie wirkte von oben bis unten durchgestylt - perfekt liegende blonde Haare, auf den Millimeter genau gefeilte Nägel und einen Hauch von blumigen Parfum konnte ich auch erkennen.

Sie sagten erst gar nichts, aber kurze Zeit später räusperte sich seine Mutter. "Was macht die denn hier? Mach, dass sie verschwindet. Jetzt sofort.", forderte sie ihren Sohn auf, mit einer deutlichen Verwirrung in ihrem Gesicht, und zeigte verachtend mit dem Finger auf mich.

Ich fühlte mich auf jeden Fall sehr willkommen hier.

Der Vater schnaubte nur verärgert und ich konnte sehen, dass er mit den Augen rollte.

"Könnt ihr euch bitte erstmal setzen? Wir haben was zu besprechen.", sagte Oikawa ernst und deutete auf die zweite Coach vor uns, die in diesem pompösen Wohnzimmer stand.

Der Raum sah aus wie ein Palast. Er war komplett in weiß gehalten und hatte hübsche Bordüren an den Wänden, die Engel und kleine Blumen zierten. Der Raum roch, dank der tausenden Blumenvasen, frisch und keine einzige Blüte war verwelkt - jemand schien sich rund um die Uhr um sie kümmern. Hatten sie etwa eine eigene Haushälterin?

Mitten im Raum lag ein riesiger Teppich, der fast den gesamten Boden bedeckte. Um uns herum waren nur Fenster, die von oben bis unten die gesamte Wandfläche bedeckte, den Raum erhellten und einen wunderschönen Ausblick auf den Garten lieferten, der von weiteren Sträuchern, Bäumen und Pflanzen nur so wimmelte.

Seine Eltern machten es sich wortlos gegenüber von uns gemütlich und die Mutter richtete genervt ihren Rock, der etwas hoch gerutscht war während der Vater genervt auf die Uhr sah.

Kiss but don't tell | Oikawa x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt