Von dem Regen in die Traufe

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Sein Händedruck, der vor ein paar Minuten noch verkrampft war, wurde nun immer lockerer und lockerer. Seine Hand war warm und schmiegte sich eng an meine. Sein Gang wurde ruhiger und er drehte sich lächelnd zu mir um, doch mir kam keins über die Lippen.

Es hatte gerade geregnet, weswegen nun die Sonne rauskam und ausgerechnet der helle Sonnenschein auf Oikawa's Gesicht fiel, der seinen warmen und liebevollen Gesichtsausdruck nur noch verstärkte.

Er sah so wunderschön aus, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Seine braunen Haaren wehten leicht im kühlen Wind und seine braunen Augen glänzten wie Diamanten, die frisch poliert wurden. Ich spürte eine Träne, die sich ihren Weg über meine Wange bahnte.

Er zog mich durch die leere Innenstadt, in der im Hintergrund leise Musik, aus den verschiedensten Geschäften und Bars, dröhnte.

Ich fühlte ein erleichtertes Gefühl in meinem Bauch und erinnerte mich an den Moment, als in dieser Straße unser erstes Date stattfand und auch daran, wie verdammt nervös ich war.

Der Regen, der an jenem Tag gefallen war und uns ins Schicksal spielte, wodurch ich der Person, die ich am meisten liebte, näherkommen konnte.

Es hat sich vom ersten Moment an richtig angefühlt. Ich hatte zwar etwas gebraucht, um seine Schale zu knacken aber hätte ich gewusst, was wirklich hinter seinem Verhalten steckte, wäre ich verständnisvoller gewesen. Ich habe es ja nur gut gemeint.

"Alles in Ordnung? Du weinst ja.", sagte Oikawa, der stehenblieb und mir besorgt die Träne wegwischte, doch ich konnte meinen Blick nicht von seinen wunderschönen Augen nehmen, die nur mir alleine gerade ihre Aufmerksamkeit schenkten.

Er kicherte leise und gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn, bis er langsam weiterging.

Warum hatte er mich in der Öffentlichkeit geküsst? War das nicht verboten? Was wäre, wenn uns jemand gesehen hätte? Wir wären doch aufgeflogen. Nein, (Y/N), das wärt ihr nicht. Ihr seid schon so gut wie frei und es gab nichts und niemanden mehr, der euch einen Stein in den Weg legen könnte.

Ich hatte meine letzte Hoffnung in meinen Dad gesetzt und wenn er auch nur ein Stück Interesse an meinem Glück hatte, hätte er mich auch verstehen können.

"Ich sollte das eher dich fragen. Das war gerade echt heftig.", sagte ich nun ruhig, aber musste mich kurz räuspern, weil mir während der Szene vorhin, die Luft wegblieb und ich meine Stimme wiederfinden musste.

"Süß, dass du dir Sorgen machst, aber liebe Worte und Verständnis ihrerseits hätten mich eher überrascht. Sie werden sich eben niemals ändern.", sagte er und strich mir leicht mit seinem Zeigefinger über meine Finger, die er fest in seiner Hand hielt.

"Ich bin nur froh, dass endlich die Katze aus dem Sack ist.", sagte er und atmete erleichtert auf, als er den blauen Himmel bewunderte, der hinter den dunklen Wolken hervorkam. Er lächelte. Er war zufrieden. Er war frei.

"Deinen Vater werde ich gleich auch mit meinem Charme um den Finger wickeln und dann führe ich dich erstmal in das schickste Restaurant aus, das ich finden kann. Abgemacht?", schlug Oikawa grinsend vor, doch ich schaute ihn nur genervt an und konnte nicht glauben, wie locker er plötzlich war.

Noch immer hielt er meine Hand - auch, als Passanten an uns vorbeigingen.

"Die beiden sind ein hübsches Paar, oder?", konnte ich eine ältere Dame zu ihrem Ehemann flüstern hören und dieses Kompliment kam so unerwartet, weshalb ich nicht anders konnte und rot wurde, Oikawa aber nur grinste.

"Hör auf mit diesen Albernheiten. Ich könnte in einer Stunde schon auf dem Weg in das nächste Mädcheninternat in der Schweiz sein.", sagte ich und rollte mit den Augen.

Kiss but don't tell | Oikawa x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt