Sterben, einziger Ausweg?

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Pov Kageyama

Ich nahm all meine Kraft und versuchte angestrengt mich zu bewegen, um mir wenigstens wenn auch nur eine Klamotte anziehen zu können, doch mein ganzer Körper zitterte. Ich versuchte wirklich alles, doch letztendlich gab ich auf. Nicht in der Lage mich zu bewegen, lag ich nun komplett nackt da, nicht mal eine Decke die mich bedeckte. Irgendwann wurden meine Augen schon wieder schwer und ich schaffte es in Schmerzen einzuschlafen.

Irgendwann, ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, konnte ich wieder etwas wahrnehmen. Mein Körper fühlte sich immer noch schwer an, aber schon deutlich besser als davor. Meine Schmerzen generell schienen gelindert zu sein, was mich beruhigte. Diesmal konnte ich sogar einige Geräusche wahrnehmen, ich nehme an es waren Schritte und sofort ging mir ein Licht auf, denn ich konnte diese Schritte genau zuordnen. Mein Vater? Ich war mir ziemlich sicher. Mein Herz pochte wie wild, genau so zitterte mein Körper vor Angst, Angst vor ihm. Wo befindet er sich? Ich konnte seine Anwesenheit, seinen Atem feststellen und hören. Er war definitiv im Raum, dies war zu 100% sicher. Fuck.

Gequält versuchte ich meine Augen zu öffnen, was mir leider auch geling, als ich direkt in den bösen Blick von meinem Vater sah. Ich hätte gerade echt erbrechen können, sein Blick rief die meist abwertenden Gefühle in mir hervor, sodass mir schlecht wurde und ich stark schluckte. „Du bist ja auch mal endlich wach, Kleiner?" er grinste mich eklig an. Ich sah ihn nur ängstlich an und bewegte mich kein Stück. „Hat es dir die Sprache verschlagen?" ich schüttelte meinen Kopf stockend und sah in eine andere Richtung.

„Schau mich an." sofort hatte sich sein grinsendes Gesicht in ein düsteren Blick verwandelt und als ich mich wieder umdrehte, konnte ich feststellen wie nah er mir gerade war, was mir heute wohl zum hundertsten Mal eine Gänsehaut verpasste. Eine Gänsehaut aus Ekel, vor dem Mann ohne den ich nicht auf dieser Welt wäre, es aber auch besser so gewesen wäre. Früher oder später würde ich sowieso sterben, wahrscheinlich begehe ich Suizid. Ich will so einfach nicht mehr leben, mein Körper war übersäht von Narben, blauen Flecken und auch frischen Wunden, die mir mein Vater als ich auch mir selbst zugefügt habe. Oft hat mein Vater mich blutend auf dem Boden entdeckt, doch anstatt mir Liebe zu zeigen, schrie er mich an mit Worten die ich nie vergessen werde.

—Rückblick—

Nach der Schule schlich ich mich langsam durch die Haustür und konnte glücklicher Weise feststellen, das mein Vater schlief. Mein Herzschlag beruhigte sich.

Seit vielen Jahren wohne ich mit meinem Vater hier und es passierte nicht selten, dass Nachbarn auf uns aufmerksam wurden. Täglich schrie mein Vater, oft am Abend und wenn man dann noch in einem Hochhaus mit vielen anderen Bewohnern wohnt, fällt das schon sehr auf. Mein Vater ist aber auch einfach nicht dumm, denn er hat immer eine glaubhafte Ausrede parat, die ihm wirklich abgekauft wird und er sich so immer wieder vor einem Besuch der Polizei drücken konnte. Ich hasse ihn eigentlich so sehr, aber dennoch ist er mein Vater und er ist ganz alleine, also kann ich ihn nicht im Stich lassen. Ich würde es mein ganzes Leben bereuen, denn tatsächlich glaube ich das er sich bessern kann, doch dafür muss er erstmal Hilfe akzeptieren, denn er holt sie sich nicht obwohl ich es schon mehrmals angeboten hab und ich alleine  habe einfach keine Kraft dafür und dann kommt auch noch dazu, das ich mich niemanden anvertrauen kann, auch habe ich Angst, dass ich weg komme. Ich will einfach nicht auf das Gute aufgeben, ich weiß man kann ihm helfen, er war auch nicht immer so.

Ich erinnere mich gerne an die guten Zeiten die ich mit ihm hatte, als ich noch kleiner war und wir mit meiner Mutter lebten. Alles fing damit an das sie anfing Drogen zu nehmen. Leider verlor sie die Drogenabhängigkeit und verstarb. Ich vermisse sie heute noch sehr, weil ich wusste das sie aktiv gegen den Drogenkonsum wirken wollte, doch als ich sie auf dem Boden fand war jede Hilfe zu spät. Sie wurde für Tot erklärt.

Gestresst atmete ich aus, war bereits wieder in meinem Zimmer angelangt und ließ mich auf meinem Bett nieder. Endlich fand ich meine Ruhe, konnte durchatmen und froh sein, dass ich noch lebte. Oder sollte ich wirklich froh darüber sein? Einige Male habe ich darüber nachgedacht und versucht mich umzubringen, Doch davon weiß wirklich niemand. Keine Menschenseele. Gerade ging es mir so schlecht, einfach nur sterben wollte ich. Nicht mehr, nicht weniger. Ich wollte nicht mehr, dass ich mich meinem Vater unterwerfen musste. Die ganzen Schläge, ich konnte sie förmlich gerade spüren. Ich wollte sie aber nicht mehr spüren. Gar nichts, weder Schläge noch das Leben.

Zitternd griff ich zu meinem Nachtschrank, griff zu einer Schublade und zog diese auf. Jetzt, jetzt war es soweit. Ich wollte es endlich schaffen. Ich war mir sicher, alles beenden zu wollen. Das ist doch kein Leben was ich hier tat, es war Gefangenschaft, dachte ich mir, als ein Lächeln mein mit jetzt tränenüberströmtes Gesicht zierte.

Ich lachte aus Freude zu sterben.

i think i love you || oikageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt