Viele Fragen

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Pov Kageyama

Noch immer sah ich ihn an und versuchte alles in meinem Kopf zu verarbeiten. Wieso sagte er sowas? Sollte ich ihm vertrauen oder will er mich nur verarschen? Ich grübelte.

„Wieso?" „Du kannst endlich mal was sagen." verdutzt sah ich ihn an und legte meinen Kopf schief. Mein Gesicht zeigte förmlich Fragezeichen und mein Kopf war auf einmal komplett leer. Was sage ich dazu? „Ich glaube dir kein Wort." „Musst du auch nicht."

Diese ganze Sache war mir auf jeden Fall nicht ganz geheuer und ich wusste, dass er mir nur irgendeine Scheiße auftischen will. Diesem Gesicht kann man nicht vertrauen, es ist voller Lügen. Seine Augen, sie waren die Augen eines Betrügers, dem man niemals vertrauen sollte. Nie im Leben stimme ich ihm mit einem Satz zu, egal was er sagt.

„Da guckst du, hm?" langsam wurde ich nervös. Eine Frage war besonders laut in meinem Kopf. „Was hast du vor...?" „Was soll ich vorhaben?" „Irgendwas, ich weiß nicht..." er zuckte nur mit den Schultern. „Sonst warst du ja immer so eine Pussy und hast nie was gesagt oder bist meistens nur abgehauen, doch diesmal hast du dich mal getraut etwas zu sagen."

Ich zog meine Augenbraue hoch, immer noch sichtlich verwirrt bis mein Vater wieder das Wort ergriff. „Ja, ich verstehe schon, du verstehst mich eh nicht. Das ist okay." ich nickte nur und behielt meinen Gesichtsausdruck, immer noch nicht in der Lage dazu, etwas zu verstehen.

„Dad?" „Was ist?" „Darf ich raus, bitte?" er sah mich etwas skeptisch an. „Ich habe eine Frage an dich." ich nickte, etwas nervös von der Frage die jetzt folgen würde.

„Bist du schwul?"

Noch verwirrter als ich jetzt bin, könnte man wahrscheinlich nicht mehr sein.

„Wieso fragst du das?"
„Bist du mit diesem Oikawa befreundet?" ich schüttelte meinen Kopf und sah nach unten.
„Ich habe ihn getroffen... und wir kamen ins Gespräch. Ich wusste nicht, dass er unser neuer Nachbar ist." „Aha." er nickte und sah mich weiter an.

„Bist du jetzt oder nicht?"
Ich schüttelte meinen Kopf erneut.
„Okay, ich glaub es dir mal. Du lügst ja nicht."
Erneut nickte ich und sah wieder zu ihm herauf. „Du darfst raus, wenn du wieder pünktlich da bist." „Werde ich sein."
Er gab mir ein Handzeichen zur Tür, ich verbeugte mich etwas und trat durch diese, als ich tief ausatmete und mithilfe meines Zeigefingers eine Träne von meinem Gesicht entfernte. Endlich bin ich aus dieser Hölle draußen. Natürlich hatte ich mittlerweile wieder Klamotten an.

Wo ich hingehe? Das wusste ich nicht. Alles woran ich dachte war, von meinem Vater wegzukommen. Ich wusste, er würde mich finden wenn ich weglaufen würde. Schließlich ist er nicht dumm, er weiß was ich für Methoden habe, doch neue fallen mir nicht ein, da er immer so viel herausfindet. Wieso denkt er überhaupt, dass ich schwul bin? Ich habe nichts mit diesem Oikawa am Hut. Ich habe ihn doch nur zufällig getroffen! Was soll's, mein Vater bildet sich immer irgendetwas ein. Er denkt wahrscheinlich jetzt immer noch, dass ich schwul bin. Obwohl, bin ich das? Ach Schwachsinn... ich bin alles, aber nicht das. Soll er es doch denken, es interessiert mich auch nicht wirklich. Ich will nicht wissen, was er alles von mir denkt. „Tobio, bist du dies? Tobio, bist du das? Tobio, du machst das!" ich fick deine Mutter, halt doch einfach mal deine Fresse, mein Gott!

Ich durfte meine Zeit nicht mit aufregen verschwenden, denn ich musste schnell verschwinden. Ich durfte nicht mehr zurück. Ich ging schnelle Schritte, doch Unsicherheit kam in mir auf. Würde ich nicht voll schnell gefunden werden? Ich habe kaum Geld und wenn ich klaue, ist die Gefahr gefunden zu werden noch viel höher, also kann ich das nicht tun. Als erstes musste ich alleine klarkommen, auch wenn es sehr schwer war. Ja, wahrscheinlich komme ich wohl nie wieder zurück. Ich will endlich mein eigenes Leben leben, mit meinen Freiheiten die mir wirklich zugelassen sind. Jetzt fängt mein Leben so richtig an. Auch wenn es spät ist, für mich ist es ein Geschenk.

Langsam wurde ich allmählich gelassener und ging meinen Weg. Erstmal musste ich zu meinem Versteck, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Es war zu kurzfristig, ich musste mir einen besseren Plan ausdenken. Einer der zu 100% durchdacht ist, der nicht schief gehen darf, denn wenn mein Vater mich erst einmal wieder findet, bringt er mich erst recht um und dann wahrscheinlich ohne mich überhaupt noch foltern zu wollen.

Nach etwas schnellerem Gehen war ich an meinem Versteck angekommen und endlich sicher. Eine erneute Erleichterung machte sich breit und ich atmete etwas zitternd aus, dabei fuhr ich mir mit den Händen übers Gesicht. Leicht lächelte ich. Warum ich das tat, weiß ich selbst nicht. Trotzdem konnte ich ein leises Gefühl der Schuld verspüren. Ich bin einfach gegangen. Er wartet dort, ganz alleine und wartet auf seinen Sohn. Doch er wird nicht mehr zurückkommen, nie wieder. Wahrscheinlich nie wieder. Wirklich nie wieder? Ich seufzte. Ich will ihn nicht vermissen, doch irgendwie... ich habe Schuldgefühle. Jetzt ist er wirklich allein. Das, was ich ständig versuchte zu vermeiden. Eben schien er wie ein ganz anderer Mensch, so nett... hastig schüttelte ich meinen Kopf. Ich durfte mir sowas nicht einreden lassen, denn er ist nichts anderes als ein Monster.

Ich fragte mich, ob wir noch glücklich wären, wenn meine Mutter noch leben würde. Aus irgendeinen Grund kann ich es mir nicht vorstellen. Warum? Irgendwann wäre es so oder so eskaliert. Ich denke nicht, dass mein Vater das länger mitgemacht hätte, auch wenn er sie sehr liebte und es wahrscheinlich auch immer noch tut. Ich wollte nicht, dass unser Schicksal uns so trifft. Das war das letzte, was ich wollte. Ich wollte immer eine glückliche Familie bleiben... alles fing mit diesen drecks Drogen an. Eine leichte Wut kam in mir hoch. War alles die Schuld meiner Mutter? Hätte sie nie damit angefangen, dann wäre sie jetzt noch hier. Nie wäre sie verstorben, nie wäre mein Vater so geworden. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Alles ist ihre Schuld! Wieso setzt sie Kinder in die Welt, wenn sie nachher eh an Drogen stirbt?! Diese Wut verteilte sich durch meinen ganzen Körper. Ich bohrte meine Nägel in meine Hand, bis sie deutlich rote Abdrücke hatten. Ich wollte meine Wut kontrollieren, doch ich konnte es nicht, so sehr ich es auch versuchte. Tränen stiegen mir hoch, bis eine letztendlich an meiner Wange herunter rollte. Ich wusch diese Weg, doch das brachte jetzt auch nichts mehr, denn es kamen immer mehr. Eine nach der anderen floss herunter, unkontrollierbar. Mein ganzer Körper schein wie unter Strom zu sein und zitterte stark. Ich wusste, dass alles zu spät war. Nichts ist mehr zu retten. Verdammt! Warum gerade wir?!

Ich schlug mit der Faust auf den vor mir stehenden Tisch, sodass es einen lauten, dumpfen Knall gab. Mein Tränenfluss hatte nicht einmal gestoppt, mein Gesicht war überflossen mit Tränen. Sie fielen auf meinen Schoß, sodass meine Hose nasse, kleine Flecken hatte. Mit hohem Puls und verschwommener Sicht stand ich auf, suchte etwas. Was suchte ich? Was tat ich hier überhaupt? In meinem Kopf schien nur das Wort „sterben" zu sein. Ja, ich wusste was ich wollte. Soll er sich doch schlecht fühlen, wenn er erfährt dass ich tot bin! Wieso sollte es ihn gerade jetzt interessieren?! Er quält mich doch eh täglich!

Unter all den Tränen konnte ich nun endlich etwas finden. Eine Glasscheibe, wohl von einer Alkoholflasche. Was auch immer es war, ich hielt sie fest in meiner Hand, zielsicher. Ich lies mich erneut auf dem Sofa nieder. Mittlerweile waren meine Tränen gestoppt und meine Wut erloschen.

Ich fühlte nichts, als ich die Glasscheibe zu meinem Handgelenk führte. Ich setzte die Scheibe an, genau an einer deutlichen Ader.

„Tobio?" ich zuckte auf und lies die Scheibe fallen, als ich eine mir bekannte Stimme wahrnahm, sie aber nicht zuteilen konnte. Ich war so durcheinander, dass ich nicht antworten konnte. Ich wusste auch gar nicht, was ich sagen sollte. Ein Schauer ging durch meinen ganzen Körper. Jetzt konnte ich auch Schritte wahrnehmen, die runter gingen.

„Tobio!" wieder mein Name. Ich sah in die Richtung und konnte tatsächlich eine Gestalt wahrnehmen. Sie ging auf mich zu, trotzdem konnte ich immer noch nicht wahrnehmen wer es war. Die Gestalt machte Schnelle Bewegungen und schien aufgebracht zu sein. Plötzlich spürte ich eine sanfte Berührung. „Tobio, dun blutest!" nicht mal das realisierte ich.

Langsam wurde mir schlecht und schwindelig, danach hörte ich gar nichts mehr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2022 ⏰

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