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Es klingelte und meine Kollegin drückte den Knopf, der die Tür öffnete. Wer wollte denn schon so früh am morgen was von uns?

Keiner sprach mehr. Unsere Kanzlei war klein genug, dass alle in den Empfangsbereich passten. Hier trafen wir uns jeden morgen und tauschten uns über diverse Themen aus.

Der Besucher kam an den Empfang und blickte sich überrascht um. Unsere Blicke trafen sich und ich ließ fast vor schreck meine Kaffeetasse fallen.

„Guten morgen" grüßte er mich. „Guten morgen" erwiderte ich mit einem gespielt freundlichem Lächeln. Er legte einen Umschlag auf den Tresen.

„Rechtsanwaltsgehilfin?" Ich nickte. Er musste leise lachen. „Was sagt man dazu am besten? Klischee? Oder führst du ein Doppelleben?"

„Jeder braucht einen festen Job und ein Hobby" erwiderte ich ohne das Lächeln fallen zu lassen. Er überlegte kurz. „Wie bringst du das alles unter einen Hut" fragte er dann.

Was meinte er? Erst jetzt wurde mir klar, dass meine Kollegen zuhörten. Ich sollte ihn am weiterreden hindern. Sonst bin ich diesen Job auch weider los.

Doch ich war zu langsam. „Warte. Ich formuliere die Frage anders: Wie schaffst du es, hier zu arbeiten und Verbrecher zu verurteilen, wenn du doch selbst wahllos irgendwelche Menschen umbringst." Ich formte meine Lippen zu einen schmalen Strich.

Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle umgebracht. Meine Kollegen hörten jetzt mit geschockten Gesichtern weiter zu. Was sollst, dachte ich mir, wenn er mir das hier schon versauen will, kann ich auch mitspielen.

Ich holte tief Luft bevor ich zum sprechen ansetzte. „Also erstmal bringe ich nicht einfach wahllos irgendwelche Leute um."

„Nicht? Wie nennst du es denn dann? Mörderin?" Das letzte Wort spucktet er mir förmlich vor die Füße. „Kopfgeldjägerin" stellte ich klar. Dabei nahm ich eine lockere Haltung ein, als würden wir uns übers Wetter unterhalten.

Ich hörte wie einige im Raum erschrocken Luft holten. „Und außerdem", fügte ich hinzu, „informiere ich mich vorher genau. Unschuldige streben also nicht."

Er beließ es erstmal dabei, denn er reichte den Umschlag über den Tresen. „Den sollte ich hier abgeben" erklärte er meiner Kollegin am Empfang.

Diese nickte und nahm den Umschlag entgegen. Er nannte den Namen eines Mandanten und meine Kollegin tippte etwas in den PC ein.

„Darf ich fragen", setzte er wieder an und drehte sich dabei zu mir, „wie viel Geld auf meinen Kopf angesetzt ist?" Locker lehnte er sich am Tresen ab und sah mich auffordern an.

„Zehn Millionen" antwortet ich ihm knapp. Er pfiff anerkennend. „Damit hättest du erstmal ausgesorgt" überlegte er. „Welcher reiche Schnösel will denn meinen Tod" fragte er neugierig.

Er wusste es sicher selber schon. „Du kennst ihn." „Echt?" Er tat auf überrascht. „Ich sag nur Monoceros" haf ich ihm freundlich auf die Sprünge.

Er spielte seine Erkenntnis vor. „'N alter Freund. Grüß ihn mal von mir, wenn ihr das nächste mal miteinander sprecht" meinte er. „Mach ich."

„Zehn Millionen ist schon eine Menge" überlegte er und sah mich mit einer versteckten Provokation an. „Warum stehe ich hier eigentlich noch?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Es wäre eine ziemliche sauerei. Außer ich würd' dir dein Genick brechen. Aber das wäre ziemlich unspektakulär für das Geld" erklärte ich. Geschokte Gesichter sahen mich an.

„Wenn das so ist werde ich jetzt durch diese Tür gehen und weiter auf dich warten" erwiderte er. „Ich werde dich nicht dran hindern." „Ich bin dann weg. So 'ne Chance wie jetzt wirst du nicht nochmal haben" versuchte er mich zu überreden.

„Tut mir Leid wenn ich dich da enttäuschen muss" sagte ich. „Du willst wirklich nicht?" Ich schüttelte den Kopf. „Ich bitte dich. Du kennst mich doch. Für Zehn Millionen sollte ein bisschen Spaß schon drin sitzen.

Und ob ich dich heute oder morgen köpfen werde ist meinem Chef auch egal. Du musst wissen, ich hab 'nen ziemlich großen Spielraum was Zeit angeht." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Wenn dir der Spaß so wichtig ist... wir sehen uns" meinte er und drehte sich zum Ausgang. „Einen angenehmen Tag noch" wünschte er uns allen bevor er zur Tür hinaus ging.

Meinen Kollegen war der Schock immer noch anzusehen. „In mein Büro" knurrte mein Chef und ging. Ich folgte ihm ohne zögern.

Entweder ich war meinen Job los, womit ich schon öfters klar gekommen bin, oder ich war gut genug um zu bleiben, Wer wusste das schon.

Alles Mögliche.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt